Die österreichische Bevölkerung wächst und wächst – und mit ihr der Bedarf an Wohnraum. Jedoch reicht das Angebot nicht aus und mit der erhöhten Nachfrage steigen die Preise. Fast jeder zweite Haushalt in Wien ist ein Singlehaushalt – ein Umstand, der den Engpass am Wohnungsmarkt noch weiter verschärft.
Die Bemühungen der letzten Jahre sollten den Bedarf an Wohnungen abdecken, haben aber bisher noch zu keiner wirklichen Entspannung geführt. Im Gegenteil, die Kluft zwischen Angebot und Nachfrage wird immer größer. Strabag setzt hier aktiv in mehreren Bereichen die Hebel an, um als österreichweit tätiges Bautechnologieunternehmen seinen Beitrag zur Entspannung der Lage zu leisten. Ausgehend von der Planung über die Bauausführung bis hin zur Nutzung wurden Entwicklungen in Gang gebracht, die einen Wandel des Konzerns vom traditionellen Bauunternehmen zum Technologiekonzern für Baudienstleistungen angekurbelt haben.
Die folgenden Trends der Bauwirtschaft können zur rascheren Wohnraumbeschaffung beitragen.
Planung
Ein wichtiger Punkt ist die frühzeitige Einbindung des Bauunternehmens, denn damit können bereits Anforderungen bei der Bauausführung berücksichtigt werden, die sich sonst erst zu einem späteren Zeitpunkt zeigen. Eine effizientere und zeitgenaue Umsetzung ist dadurch möglich. Als Totalunternehmerin übernimmt Strabag die gesamte Planung eines Projekts bis zur schlüsselfertigen Übergabe. Es geht auch darum, die Kundinnen und Kunden bereits in einer sehr frühen Planungsphase zu begleiten und mit ihnen gemeinsam den Bau zu optimieren. Eine genaue Betrachtung der Lebenszykluskosten bereits in der Planungsphase bedingt darüber hinaus über die gesamte Nutzungsdauer geringere Lifecyclekosten. So wird schon bei der Planung auf Kosteneffizienz geachtet.
Neue Technologien
In den 90er-Jahren wurde bei Strabag die Vision der »digitalen Baustelle« geboren. Doch erst seit einigen Jahren nimmt die Digitalisierung richtig Fahrt auf. Neben BIM.5D® ist vor allem die automatisierte Fertigung ein Zukunftsthema, welches sich stark auf künftige Bauprozesse und -abläufe auswirken wird.
Mit BIM.5D® hat Strabag eine neue digitale Arbeitsmethode für das Bauwesen sowie unsere Kundinnen und Kunden weiterentwickelt. Alle relevanten Daten eines Projekts werden über den gesamten Lebenszyklus hinweg digital erfasst, kombiniert und vernetzt. Daraus resultiert ein nachvollziehbares, transparentes und belastbares Informationsnetzwerk für alle Beteiligten.
Auf Basis dieses vieldimensionalen Datenmodells ermöglicht BIM.5D® eine im Bauwesen noch nie da gewesene Kosten- und Planungssicherheit – und das zu einem sehr frühen Zeitpunkt. Denn Informationslücken und Kollisionen können über die einzelnen Fachbereiche und Disziplinen hinaus schon im Planungsstadium identifiziert werden. Dadurch lassen sich teure Baufehler vermeiden und Verbesserungen ohne zeitliche Auswirkungen auf die veranschlagte Bauzeit planerisch umsetzen. Ähnliches gilt auch für die Terminsicherheit: Mit BIM.5D® lässt sich die Zeitplanung anhand des Modells laufend visualisieren und deren Plausibilität überprüfen.
Automatisierung/Standardisierung
Standardisierung ist ein Schlüsselbegriff. Denn bei der Umsetzung von größeren Bauprojekten muss nicht – wie derzeit praktiziert– bei jedem Bauvorhaben alles neu erfunden werden. Dies resultiert oftmals in unnötige Entwicklungskosten und birgt nachhaltige Problemstellen. Verfahren, Prozesse und, so weit als möglich, auch Gebäudeteile wie Schächte und Sanitärzellen könnten standardisiert werden. Eine automatisierte Fertigung von Gebäudeteilen bedingt eine kostengünstige Ausführung und damit einhergehend leistbaren Wohnraum.
Das Thema der Standardisierung ist eng verknüpft mit dem derzeitigen Mangel an gewerblichem Personal. Trotz intensiver Bemühungen ist es enorm schwierig, Arbeitskräfte in diesem Bereich zu rekrutieren.
Fachkräfte für das Bauen der Zukunft
Die wichtigste Ressource eines Bauunternehmens sind seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – deren Know-how trägt entscheidend zum Erfolg bei. Gut ausgebildete Fachkräfte finden und halten ist eine notwendige und wichtige Investition in die Zukunft. Daher arbeitet Strabag eng mit Universitäten und Hochschulen zusammen, die Wissen und Fertigkeiten rund um BIM, Digitalisierung, Logistik, Projektmanagement und Baustoffkunde vermitteln und Forschung betreiben.
Visionen
Auch die Architektur ist gefordert, wirtschaftliche und gesellschaftliche Gegebenheiten in ihre Projekte mit einfließen zu lassen, um eine positive Entwicklung hin zur Zukunft des Wohnungsmarkts zu gewährleisten.
Durch die städtebauliche und infrastrukturelle Aufhebung der Grenze zwischen den Bundesländern Wien und dem Gebiet Wien-Umgebung und der Betrachtung dieses Raums mit rund drei Millionen Einwohnern sehe ich die Chance einer Neuordnung der notwendigen Infrastrukturbauten. Und damit einhergehend auch die Entwicklung neuer Mobilitätsstrategien sowie die Verteilung von Bauland-, Gewerbe- und Grünraum.
Alle diese Punkte sind nur dann umzusetzen und weiterzuentwickeln, wenn man Probleme erkennt und Dinge neu denkt.n
Facts: Die wichtigsten Punkte zur effizienten Schaffung von Wohnraum
Widmung
> Bereits bei der Baukörperdefinition ist auf die spätere Wirtschaftlichkeit des Projekts zu achten.
> Die Kosten der sozialen und baulichen Infrastrukturmaßnahmen sollten wieder die Kommunen tragen.
Qualität
> Überarbeitung von Sicherheits- und Qualitätsstandards hinsichtlich neuester Entwicklungen und möglicher technischer Alternativen sowie Kostenoptimierungen
> Vereinheitlichung des Brandschutzes hinsichtlich größerer Sicherheit und Wirtschaftlichkeit
Geförderter Wohnbau
> Wohnbauförderung ist neu zu denken und treffsicherer zu machen.
> Bei der Baukostenermittlung ist darauf zu achten, welche Qualitäten und Anforderungen zu tragen kommen.
Über den Autor
Markus Engerth ist Unternehmensbereichsleiter von Strabag Österreich