Donnerstag, Juli 18, 2024

Christian Doleschal, Geschäftsführer des IKT-Lösungsanbieters Alcatel-Lucent Enterprise, spricht über die Eigenständigkeit im Markt und die Philosophie, LAN, WLAN und Userprofile als Einheit zu betrachten.

Report: Sie verantworten seit Juli Alcatel-Lucent Enterprise als eigenständiges Unternehmen in Österreich. Wie ist es dazu gekommen? 

Christian Doleschal: Doleschal: Unsere Sparte für Kommunikationslösungen für Unternehmen ist seit jeher im Traditionsunternehmen Alcatel-Lucent vertikal aufgestellt gewesen. Wir hatten auch in den vergangenen Jahren bereits die Verantwortung über unsere Finanzen und Produktentwicklung.

Durch einen stärkeren Fokus auf seine Kernthemen im Providergeschäft hatte Alcatel-Lucent vor gut einem Jahr entschieden, das Enterprise-Geschäft mehrheitlich dem chinesischen Industrieinvestor Huaxin zu übergeben. Diese Partnerschaft dauert aber schon wesentlich länger. Bereits 2002 wurde das Joint Venture Alcatel-Lucent Shanghai Bell für den chinesischen Markt gegründet, das auch Forschung und Entwicklung und die Fertigung von Carrier-Equipment beinhaltete. Vor drei Jahren wurde dann die Sparte Radio Frequency, in der Antennen für UMTS-Netze produziert werden, komplett an Huaxin übergeben. Mit dem klaren Fokus dieses Investors wurde der Bereich ausgebaut und ist in den letzten Jahren stetig gewachsen. 2014 hat Huaxin in Europa eine Holding gegründet, die 85 % an dem Unternehmen Alcatel-Lucent Enterprise hält. 15 % werden weiterhin von Alcatel-Lucent gehalten. Unser direkter Eigentümer hat seinen Hauptsitz in Paris. Mit etwas Verzögerung sind wir nun seit 1. Juli auch in Österreich als eigenständige Gmbh aufgestellt. Wir haben 19 Mitarbeiter. Dimension Data und A1 sind unsere größten Vertriebspartner.

Report: Wie eigenständig sind Sie wirklich?

Doleschal: Natürlich haben wir klare Strukturvorgaben des Management-Boards in Europa zur weiteren Geschäfts­entwicklung. Das wird auch genau beobachtet – das war es dann aber auch schon. Die Verantwortung und unsere Entscheidungswege liegen in Österreich. 

Report: Wer sind Ihre Kunden? Womit sind Sie am Markt erfolgreich?

Doleschal: Dies beginnt bei kleinen Unternehmen und geht bis zu Größen internationaler Konzerne. Alcatel-Lucent Enterprise stattet seine Kunden mit klassischen Sprachtelefonie- und Unified-Communications-Lösungen aus. Wichtig für uns ist auch das darunter liegende Netzwerk, die IT-Infrastruktur – sei sie drahtgebunden oder drahtlos. Unseren Ansatz in diesem Bereich nennen wir Application Fluent Network. Das Netzwerk wird hierbei so konfiguriert, dass Applikationen priorisierbar sind und jene Ressourcen und Datendurchsatz erhalten, die sie gerade benötigen. So wird der Livestream einer Videokonferenz gegenüber einem zeitgleich stattfindenden Download im Netzwerk vorgereiht. Diese Möglichkeit hat es auch früher schon gegeben. Heute aber konfigurieren sich die Systeme automatisch und können den Datenverkehr auch inhaltsbezogen managen. Mit einem Unified-Access-Ansatz werden Netzzugang und Arbeitsmittel unabhängig von den Endgeräten userbasierend verwaltet. Das heißt: Die Unternehmens-IT richtet Gruppen- oder individuelle Userprofile ein, in denen die Rechte für LAN und WLAN festgelegt sind. Über Trackinglösungen lassen sich diese Rechte auf Wunsch dann auch örtlich einschränken.

Report: Wo wird Tracking eingesetzt? Wo ist das sinnvoll?

Doleschal: Ärzte greifen heute oft mit mobilen Endgeräten auf sensible Informationen zu. Passiert dies über ein Notebook oder Tablet bei einer Visite direkt bei den Patienten, ist dies  auch kein Problem. Verlässt die Ärztin oder der Arzt das Zimmer – vielleicht in Richtung Kantine –, sind dank unserer Lösung die Patienteninformationen nicht mehr am Gerät verfügbar. Damit ist der Schutz der Daten weder durch Unachtsamkeit noch durch einen Geräteverlust gefährdet. Alle Userprofile – für Ärzte, Pflegepersonal oder Gäste – können nach örtlichen Gesichtspunkten administriert werden. Technisch wird dies­ über entsprechend platzierte und konfigurierte Access-Points ermöglicht. Das System erkennt User, Gerät und Standort.

Report: Sie bieten auf Geräteebene IP-Tischtelefone. Warum keine mobilen Devices?

Doleschal: Als Alcatel-Lucent Enterprise haben wir den Anspruch, Qualität zu liefern. Wir sind kein Hersteller von Massenprodukten. Unser Ansatz ist, die Devices aller Nutzer in die Kommunikation in den Unternehmen einzubinden. Dies funktioniert über Apps, die man sich auf sein Gerät herunterladen kann, oder über webbasierte Clients auf HTML5- oder XMPP-Basis. Letzteres wird sich sicherlich noch verstärken. Die Hersteller kommen ja nicht mehr mit dem Anpassen ihrer Anwendungen an den sich rasant ändernden Endgerätemarkt nach. In einer iOS-Umgebung wäre dies ja noch einfach – komplexer wird es dann bei Android.

Report: In welchen Geschäftsfeldern wollen Sie wachsen? Wo sehen Sie Potenzial in Österreich?

Doleschal: Unsere Wachstumsfelder befinden sich klar im Networking- und Infrastrukturbereich. Dort haben wir ein großes Wachstumspotenzial mit unserem Application Fluent Network und Unified-Access-Portfolio. Warum ist das so? Wir sind in Österreich der Herausforderer im Vergleich zu den großen Herstellern. Dennoch haben wir heuer und im letzten Jahr wieder große Projekte gewinnen können. Eines dieser Projekte umfasst WLAN-Infrastruktur im Gebäudebereich sowie in Außenbereichen an unterschiedlichen Standorten. Bei der zweiten Ausschreibung ging es um das gesamte Data-Center-Switching und LAN-Access für eine österreichweit tätiges Unternehmen. Dazwischen haben wir immer wieder kleine ebenso wie größere Projekte, in denen wir das komplette Core-Netzwerk inklusive LAN- und WLAN-Access umsetzen – zuletzt für Unternehmen in der Industrie und in der Verwaltung. Aber wird sind natürlich immer noch nicht dort, wo wir als Challenger hinwollen – hier gibt auch in Österreich viel Potenzial.

Report: Wo liegt die Untergrenze in der Unternehmensgröße Ihrer Kunden, denen Sie Netzwerkservices anbieten?

Doleschal: Das ist schwer zu sagen. Wir haben mit OmniPCX Office eine Lösung für das KMU-Segment am Markt, die auch einen Switch inkludiert – dieser ist mittels Zero-Touch-Konfiguration einfach administrierbar. Unsere Businesspartner können Konfigurationen vorab verwalten und einfach in die Telefonanlage beim Kunden übertragen. Der Switch holt sich das Konfigurationsfile automatisch auf der OmniPCX-Office-Anlage, setzt alle Einstellungen selbst um und fährt in den Betriebsmodus. Die Konfiguration betrifft zum Beispiel Regeln für den Datenverkehr im WLAN und LAN sowie VoiP-Einstellungen.

Report: Warum sollten Unternehmen genau Ihre Produkte wählen? Andere Hersteller haben ja ebenfalls Erfahrung hier.

Doleschal: Zum einen sollten sie es aufgrund unseres Unified-Access-Ansatzes tun. Der Großteil der Unternehmen hat heute ein »converged Campus Network« mit drahtgebundener und drahtloser Infrastruktur. Mit unseren Tools sind LAN, WLAN ebenso wie die Userprofile über eine einzige Oberfläche konfigurierbar. Diese Vereinheitlichung macht die Administration des Netzwerks kostengünstiger. Hier unterscheiden wir uns deutlich vom Mitbewerb. Zum anderen bieten wir wirklich robuste Infrastruktur. So gibt es im Wireless LAN Access-Points, die auch als Controller dienen. Fällt ein Access-Point aus, wird die Sendestärke der anderen Geräte automatisch angepasst.

Ich erinnere mich an einen Einsatz eines Partners bei einem Komplettausfall des WLANs eines Marktbegleiters  bei einem großen Kongress. Mit unserem Equipment konnte erfolgreich über Nacht ein zweites Netz eingerichtet werden, das den Service für die Teilnehmer wieder herstellte. Gerade zum Abwickeln von Spitzenlasten und für eine besondere Sicherheit sollten Unternehmen die besten Enterprise-Lösungen zu Verfügung stehen.


Produkt: Smartes Tischtelefon

Ein aktuell typisches Gerät im Unified-Communication-Portfolio von Alcatel-Lucent Enterprise ist das »8088 Smart DeskPhone«. Mit 7-Zoll-Touchscreen, Videokonferenzfunktionen, und der Möglichkeit, auch einen externen Monitor anzuschließen, richtet sich das Tischtelefon an den Profinutzer. Alcatel-Lucent Enterprise betont die Nutzerfreundlichkeit in der einfachen Bedienung des Gerätes. Telefongespräche können im Unternehmensnetzwerk vom Tischtelefon auf das Smartphone ohne Unterbrechung übergeben ­werden.

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