Thomas Irschik, Vorsitzender der Geschäftsführung Wien Energie, in einem Kommentar über Erwartungen zu Geschäft und Energiemarkt.
Die Dynamik am Energiemarkt wird sich dieses Jahr fortsetzen. Der derzeit niedrige Ölpreis hat zwar leicht bremsende Wirkung auf die Umstellung des Energiesystems. Um das Klima besser zu schützen, wird die regenerative Energieerzeugung – Solarenergie, Windkraft, Wasserkraft, Biomasse – aber überall auf der Welt weiter ausgebaut. In den nächsten fünf Jahren investieren wir als Wien Energie mehr als 870 Millionen Euro, davon alleine 460 Millionen Euro in erneuerbare Projekte.
Eine aktuelle Studie – mit der Wirtschaftsuniversität Wien und dem Beratungsunternehmen Deloitte – hat erst kürzlich festgestellt, dass die Akzeptanz in der Bevölkerung für erneuerbare Energie enorm hoch ist.
Wien Energie spürt diese positive Stimmung. So konnten wir in den vergangenen Jahren die Zahl der Photovoltaikanlagen in Wien und im Umland um ein Vielfaches erhöhen: von einer Handvoll auf derzeit rund 60 Großanlagen. Wir haben ein attraktives Photovoltaikangebot und Geschäftsmodell für jene, die ihre Grundstücke oder Dachflächen für Photovoltaikanlagen zur Verfügung stellen. Als Energieversorger kommt uns eine wesentliche Rolle bei der Planung, der Errichtung und dem Betrieb zu.
Da die meisten BewohnerInnen einer Stadt aber in Wohnungen leben und nicht über ihre Dachflächen frei verfügen können, hat Wien Energie genau für diese Zielgruppe ein zusätzliches Geschäftsmodell in Form von Bürgerbeteiligungen entwickelt. Wir haben innerhalb weniger Jahre 24 BürgerInnenkraftwerke im Großraum Wien realisiert, davon 22 mit Photovoltaik und zwei mit Windkraft. Knapp 6.000 Personen haben sich bisher beteiligt und 27 Millionen Euro investiert. Das zeigt eindrucksvoll, dass die Bevölkerung aktiv an der Nutzung erneuerbarer Energien mitwirken möchte.
Erdgas bleibt dennoch als umweltfreundlichster fossiler Energieträger für die Grundversorgung der Stadt mit Strom und Wärme unverzichtbar. Die Herausforderung wird sein, in Zukunft ein ausgewogenes Gleichgewicht aller Energieträger zu finden und langfristig einen guten Übergang in eine 100 % erneuerbare Welt zu schaffen. Der Trend zu dezentraler, volatilerer Erzeugung wird schließlich den Bedarf an neuen Speicherlösungen für die Netzstabilität und an Maßnahmen zur Versorgungssicherheit erhöhen.
Bei den Energiepreisen sind aufgrund unverändert schwacher Wirtschaftsdaten keine Verbesserungen zu erwarten. Den Umstand, dass der Wettbewerb weiter zunimmt, sehen wir in Wien aber positiv. Wien Energie als größter Energiedienstleister Österreichs verfügt aber über eine solide Kundenbasis und ist in einer guten Ausgangsposition. Wien ist die siebtgrößte Stadt der Europäischen Union. Die Bevölkerung wird auch 2016 stärker als erwartet wachsen. Laut jüngsten Prognosen der Statistik Austria soll die Zwei-Millionen-Einwohner-Marke in Wien bereits im Jahr 2023 überschritten werden. In Kombination mit neuen Stadtentwicklungsgebieten und Wohnprojekten sehen wir darin große Chancen.
Der bloße Verkauf von Strom und Wärme, also der Verkauf der reinen Kilowattstunde, gehört für uns als Energieunternehmen der Vergangenheit an. Unsere Lösungen orientieren sich am Komfort und Nutzen der KundInnen. Die digitale Vernetzung von Heizung und strombetriebenen Haushaltsgeräten schafft hier neue Möglichkeiten. Der Einsatz von Energie wird deutlich effizienter und intelligenter. In der Strom- und Wärmeerzeugung, im Kraftwerksmanagement und in der Steuerung der Energieflüsse zu den Haushalten ist die Digitalisierung längst Alltag. Was das Kundengeschäft betrifft, stehen uns in den nächsten Jahren die großen Veränderungen erst ins Haus.
Die Umstellung der Energiezähler auf Smart Meter durch die Netzbetreiber wird die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle begünstigen und zu neuen digitalen Produkten, Dienstleistungen und Tarifmodellen führen. Wien Energie treibt diese Entwicklung aus eigener Kraft voran und feilt schon heute an den Kundenlösungen von morgen.