Mit innovativen Softwarelösungen optimiert und beschleunigt das junge Wiener Unternehmen Signon Steuerungs-, Leit- und Kontrollsysteme – überall dort, wo sehr komplexe Datenströme bewegt werden.
Als Paul Kleinrath im März 2013 mit einer Handvoll Mitarbeiter das 500 m²-Appartement in bester Innenstadtlage bezog, schien es für ihre Zwecke reichlich überdimensioniert. Inzwischen platzt das Büro aus allen Nähten. Die Belegschaft ist auf 40 Personen angewachsen, pro Monat kommen zwei dazu. Eine Erweiterung der Räumlichkeiten wird immer dringlicher. Doch die alten Parkettböden und Flügeltüren sind ein charmanter Kontrast des vorigen Jahrhunderts zu den Hightech-Lösungen, die hier erdacht werden. Auch den Blick auf die Oper möchte der 33-jährige Firmengründer ebenso wenig missen wie die repräsentative Adresse.
Die Wachstumskurve geht steil nach oben. 2011 gegründet, konnte das junge Unternehmen den Umsatz bisher jedes Jahr verdoppeln. Vor zweieinhalb Jahren veräußerte Kleinrath 51 % der Anteile an die deutsche TÜV Süd-Gruppe, behielt aber die Geschäftsführung. Die Kontakte der Konzernmutter – 22.000 Mitarbeiter an über 800 Standorten weltweit – nützen als Türöffner für den internationalen Markt. Bei Ausschreibungen im Bereich Infrastruktur hat Signon jedoch ohnehin fast immer die Nase vorn. Auch in den Branchen Telekommunikation und Immobilienmanagement sowie in der Automobilindustrie sind die Abschlussquoten durchwegs erfreulich.
Zeit und Kosten sparen
Für einen Bahninfrastrukturzusammenschluss implementierte Signon ein Zug-Informationssystem, das sämtliche europäischen Bahnverbindungen sammelt, austauscht und gegebenenfalls optimiert. Millionen Datensätze werden über die von Signon entwickelte Plattform pro Tag gebündelt und wieder an die Verkehrsunternehmen der einzelnen Länder geleitet. Die einheitliche Sig-naltechnik überträgt alle Informationen bezüglich Geschwindigkeit, Fahrstrecke etc. lückenlos und unabhängig, sodass diese Daten auch zur Optimierung von Zugdisposition und Ressourcenzuweisung herangezogen werden können. »Vor allem für den Cargo-Bereich ist das interessant.
Im Personenverkehr kann man im Schnitt mit nur wenigen Minuten Verspätung rechnen, im Güterverkehr können es aber ein paar Stunden bzw. Tage sein«, sagt Geschäftsführer Stefan Pencik. Hat ein Zug Verspätung, schicken beispielsweise Logistikunternehmen den Lkw zeitgerecht zum Abholen der Ladung, um lange Stehzeiten zu vermeiden. Unternehmen, die ihre Lieferpläne mit der Bahn abstimmen und gegebenfalls andere Aufträge vorziehen, können somit enorme Kosten einsparen.
Potenzial bietet auch die maximale Ausschöpfung des Ticketkontingents. Mittels einer von Signon entwickelten Applikation können Personenbeförderungsunternehmen ihre Auslastungen gezielt steuern, indem etwa zu schlecht gebuchten Terminen rechtzeitig vergünstigte Tickets angeboten werden. »Züge oder Flieger starten auf jeden Fall, egal ob mehr oder weniger Personen drinsitzen. Jeder zusätzliche Passagier steigert automatisch den Reingewinn«, erklärt Pencik den Nutzen dieser Dienstleistung.
Optimierung ist praktisch überall möglich. »Mehr als 30 % des Umsatzes erwirtschaften wir mit Beratungstätigkeit, wie zum Beispiel mit den Themen Predictive Maintenance oder Indoor Navigation, sagt Pencik. »Wir bieten Maßschuhe, keine Standardprodukte.«
Gemeinsam mit der TÜV Süd-Tochter Fleet Logistic arbeitet Signon an Flottenmanagementlösungen. Für Gebäude entwickelt man derzeit »smarte« Programme, die Wartungsinformationen bereits bei der Planung berücksichtigen. Hinsichtlich Ressourcenschonung und Effizienzsteigerung wird dieses Thema – Stichwort Green bzw. Blue Buildings – in Zukunft noch an Bedeutung gewinnen wird.
Bunte Truppe
Die Mitarbeiter von Signon sind eine bunte Truppe, quer durch Nationalitäten und Generationen, von der südkoreanischen Softwarespezialistin über Absolventen frisch von der Uni bis zur Expertin mit 20-jähriger Erfahrung im internationalen Projektmanagement. »Wir haben nicht die typischen Nerds«, räumt Pencik mit einem gängigen IT-Vorurteil auf. Vielmehr sind die Mitarbeiter handverlesen, jede und jeder top qualifiziert in ihrem Bereich. Der Fachkräftemangel macht sich jedoch auch hier bemerkbar: Diese »extrem guten Leute« sind nicht leicht zu finden und zu halten. Mit einem leistungsorientierten Entlohnungsmodell lässt man die Mitarbeiter am Erfolg mitnaschen.
»Alle, denen wir ein Angebot machen, kommen«, erklärt Kleinrath selbstbewusst. Zuvor werden die Kandidaten in einem praxisnahen, mehrstufigen Aufnahmeprozedere auf Herz und Nieren geprüft. »Die Härte der Fragen und Fallbeispiele sind für viele ein Schock, in Österreich ist man das nicht gewohnt«, meint der Firmenchef. »Aber die Kollegen wollen miteinander auf höchstem Niveau arbeiten. Und wir bieten dafür einen wirklich coolen Job.«
Facts: Innovative Lösungen Die Signon-Gruppe ist ein eigenständiges Unternehmen im Verbund der TÜV Süd AG. Rund 300 Spezialisten mit einem Umsatz von 30 Millionen Euro sind an den Standorten Deutschland, Österreich und der Schweiz tätig. Signon ist ein internationales Consulting- und Engineering-Unternehmen und steht für hochspezialisierte Dienstleistungen im Bahn-, Logistik- und Industriebereich und der damit verbundenen Softwareentwicklung. Als Teil der Signon-Gruppe ist die Signon Österreich GmbH der österreichische Ansprechpartner für Softwareentwicklung und Softwareberatung im Bereich unternehmenskritischer Systeme. Signon Österreich ist in unterschiedlichen Branchen, in mehreren Marktsegmenten, national, wie auch international tätig. |