Internationale Wirtschaftseliten verlieren zunehmen das Vertrauen in den Standort Österreich. Größtes Hemmnis ist die Reformunwilligkeit des öffentlichen Sektors.
Der aktuelle »Deloitte Radar 2015« stellt Österreich ein schlechtes Zeugnis aus. Im internationalen Vergleich der Wirtschaftsstandorte rutscht die Alpenrepublik ins Mittelmaß ab. In drei der sieben bewerteten Faktoren zeigt sich ein Negativtrend. Globale Wirtschaftseliten trauen Österreich die Trendwende nicht zu. »Wir verlieren den Blick auf die Zukunft«, warnt Bernhard Gröhs, Geschäftsführer von Deloitte Österreich, und fordert einen »wirtschaftspolitischen Masterplan«.
Die Studie wurde heuer zum zweiten Mal erstellt. Internationale Rankings und Indizes werden für die Bewertung mit eigenen Ergebnissen aus der Beratung von 5.000 Kunden zusammengeführt. Schon die erste Bilanz 2013/14 fiel besorgniserregend aus, die Deloitte-Experten empfahlen damals sofortige Maßnahmen.
Die schlechteste Bewertung (1 Punkt von 5) gab es wie im Vorjahr in der Kategorie »Kosten«. Aus Sicht der Unternehmen gebe es große Verunsicherung bezüglich der steuerlichen Planungs- und Rechtssicherheit, meinen die Wirtschaftsprüfer. Die Reformunwilligkeit des öffentlichen Sektors wird als größtes Hemmnis für die Wettbewerbsfähigkeit angesehen. Deutlich verschlechtert hat sich das Ergebnis bei der »Verfügbarkeit von Arbeitskräften« (2 Punkte), wegen des Fachkräftemangels, der steigenden Jugendarbeitslosigkeit und der mangelnden Berücksichtigung von Frauen und älteren Erwerbstätigen. Positiv schnitt Österreich nur noch in den Bereichen Innovation, Forschung und Technologie (4 Punkte), Unternehmensinfrastruktur und Umfeld (4 Punkte) sowie Lebensqualität (5 Punkte) ab.