Samstag, Juli 20, 2024

Diese IT-Projekte in der Verwaltung sorgen für Österreichs Spitzenplatz im europäischen E-Government. Wer sind die Dienstleister und Partner aus der Wirtschaft? Wer sind die treibenden Personen in den Ministerien und den Städten? Eine Verlagsserie des eAward.

Offene Daten, großer Nutzen
Das Amtsverständnis in der Verwaltung hat sich in den vergangenen Jahren gewandelt. Die Bürger sind nicht länger Bittsteller, sondern Kunden, die mit Dienstleistungen effizient erreicht werden. Manch kommunale Vertretung geht dabei auch ein Stückchen weiter und stellt Daten aus unterschiedlichen Bereichen in einem Open-Data-Ansatz für die freie Verwendung zu Verfügung. So geschehen auch in Kremsmünster, dem oberösterreichischen Silicon Valley in Sachen E-Government. Gemeindeamtsleiter Reinhard Haider hat früh den Trend der Zeit erkannt und arbeitet seit Jahren unermüdlich an der Vorreiterrolle der 6400-Seelen-Gemeinde in der modernen Verwaltung. Seit September 2013 stellt man als erste Gemeinde Österreichs die Pegelstände des Kremsflusses maschinenlesbar in zur Verfügung. Sowohl aktuelle Messergebnisse, die im 15-Minuten-Takt aktualisiert werden, als auch historische Daten können abgerufen werden. »Offene Daten müssen Nutzen bringen und nicht um der Quantität willen ins Netz gestellt werden«, reicht Haider die Erklärung nach, warum Kremsmünster schon wieder Neues im E-Government bietet: »Hochwasser ist ein ständig aktuelles Thema und die Betroffenen können gar nicht gut genug über die Entwicklung informiert sein.« Partner des Projekts sind der Schutzwasserverband Kremstal, open3.at und das Unternehmen Bogner & Lehner. Schon hat auch eine erste Anwendung ans Datenangebot angedockt. Es ist nicht die erste App der Marktgemeinde.
www.kremsmünster.at

Wissen und Formulare ­exportiert
Heimische IT-Dienstleister beherrschen nicht nur die Umsetzung von Verwaltungsservices vom Burgenland bis Vorarlberg– sie exportieren ihr Know-how längst auch nach Europa. Im föderalistisch wesentlich zerklüfteteren Deutschland gelten die österreichischen E-Government-Experten als »Macher«. Und auch in der Schweiz und Liechtenstein sind Eingabemasken und Formulare aus österreichischen Werkstätten gern gesehen. Als Partner mit Handschlagqualität erweist sich für die Liechtensteinische Landesverwaltung das Unternehmen aforms2web. Die Wiener sind für ihr Paradeprodukt, einen Formularserver namens »aformsolution« bekannt. Für Vaduz kreierten sie eine Lösung für eine besonders nutzerfreundliche und zeitsparende Gewerbeanmeldung im Rahmen der europäischen Dienstleistungsrichtlinie. Die Anwendung  »Einheitlicher Ansprechpartner« wurde technisch und organisatorisch in bereits vorhandene E-Government-Lösungen des Fürstentums eingebettet. Sie stellt aufgrund weitreichender integrierter Funktionen einen »weiteren Meilenstein in Richtung kundenorientierter Onlinedienstleistungen« dar, heißt es. Es ist der nächste erfolgreiche Wurf der aforms2web-Geschäftsführer Peter Marvin Behrendt und Kurt Waldherr.
www.aforms2web.at

Mächtige Plattform für Abfallwirtschaft
Einer der derzeit herausragenden Services im Verwaltungssektor ist, wie Projektleiter Franz Mochty beschreibt, eigentlich aus einer Not heraus entstanden: Im Umweltbereich kommt eine Vielzahl an gesetzlichen Vorgaben aus Brüssel und Wien zur Anwendung – etwa bei Emissions- und Schadstoffbegrenzungen, beim Transport und der Behandlung von Abfällen oder bei der Deponierung. Doch stehen Behörden und Betriebe vor dem gleichen Problem: Komplexe Regelwerke und schrumpfende Personalressourcen machen eine effiziente Abfallwirtschaft und damit wirksamen Umweltschutz immer schwieriger. Jedem Transport von gefährlichen Abfällen musste bislang ein Begleitschein beigelegt und den Behörden geschickt werden, welche die Daten erst recht wieder händisch in die Systeme tippen mussten. Bis zu 500.000 Begleitscheine werden auf diese Weise jährlich generiert – ein Riesenaufwand, wie der Abteilungsleiter im Lebensministerium betont. Mochty hat sich vorgenommen, mit einem elektronischen Datenmanagement (EDM) die gesetzlich vorgeschriebenen Meldungen zu automatisieren und der Branche damit ein neues Zeitalter zu eröffnen.

Mit 1. Jänner 2014 ist bereits die Übermittlung der oft schlecht leserlichen Begleitscheine Geschichte, nunmehr wird ausschließlich elektronisch kommuniziert. Alle auf Abfallbehandlung spezialisierten Unternehmen sind mit ihren Daten im EDM registriert. Für Wirtschaftstreibende bedeutet dies größtmögliche Transparenz und einen schnellen Überblick, welche Entsorgungs- und Behandlungseinrichtungen zu den eigenen Anforderungen passen. »Bis Ende des Jahres wollen wir 95 % aller Deponien in Österreich korrekt im System haben«, arbeitet Mochty nun an der Verbesserung des Datenpools.

Auf dieser Basis kann EDM den Abfallbesitzer bei der umweltgerechten Entsorgung seiner Abfälle unterstützen und helfen, auch so manchen unnötigen Abfalltransport zu vermeiden, der bei falschen oder fehlenden Daten vielleicht anfallen würde. Und: Den Erzeugern gefährlicher Abfälle bietet EDM einen aktuellen Nachweis der korrekten Entsorgung. Die geprüften Daten unterstützen automatisch auch bei Haftungsfragen. Auch können die EDM-Prozesse einfach an die eigenen Softwarelösungen der Unternehmen angedockt werden. Die Plattform sorgt jedenfalls bereits für Aufsehen, auch über die Branchengrenzen hinaus. EDM wurde zuletzt mit einer Nominierung des IT-Wirtschaftspreises eAward bedacht. Im Herbst des Vorjahres wurde Franz Mochty gar ein »EuroCloud Europe Award« in Luxemburg überreicht. Die Plattform konnte sich als bester Clouddienst im öffentlichen Sektor gegen Konkurrenten aus Großbritannien, den Niederlanden und Frankreich durchsetzen.
Die nächsten Schritte in Österreich? Man hat damit noch sehr viel vor. Im Laufe des Jahres wird EDM Bescheide von Industrieanlagen im Rahmen der EU-Industrieemissionsrichtlinie berücksichtigen können. Dann soll die Plattform mit Business-Intelligence auch zu einer Basis abfallwirtschaftlicher Planung auf Landes- und Bundesebene wachsen. Fazit: Profitieren können alle davon – Betriebe, Behörden und Umwelt.
Edm.gv.at

Die Serie »Innovatives Österreich« ist ein Projekt des IT-Wirtschaftspreises eAward.

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