Die 450.000 Klein- und Mittelunternehmen stellen 60 % aller Arbeitsplätze in Österreich und werden von Politikern gern als »Rückgrat der heimischen Wirtschaft« gepriesen. Statt lobender Worte hätten Österreichs KMU jedoch tatkräftige Unterstützung notwendig. Laut Konjunkturbericht der Wirtschaftskammer beurteilen nur noch 21 % der Betriebe ihre Geschäftslage mit »gut«, bei 83 % stagnieren die Umsätze oder gehen zurück. 34 von 42 Branchen sind im Minus. Report(+)PLUS hat Vertreter österreichischer Unternehmen nach ihren Hoffnungen, Sorgen und Wünschen gefragt.
1. Sind Sie für das kommende Jahr eher optimistisch oder pessimistisch gestimmt?
Andreas und Walter Heindl Geschäftsführer der Confiserie Heindl:
"Wir haben im aktuellen Jahr intensiv an unseren Produkten sowie an der Marke Heindl gearbeitet, so starten wir optimistisch ins neue Jahr. Erweitern werden wir auch unser Filialnetz. Schon im Jänner wird die erste neue Filiale in Wien eröffnen, dieser werden im kommenden Jahr noch zwei weitere folgen. Für die Bundesländer wünschen wir uns Franchise-Partner mit unternehmerischem Denken und einem Faible für die süße Sache. Durch die Zusammenlegung von Pischinger und Heindl haben wir neue Synergien erzielt, die wir jetzt optimal nutzen können."
Elmar Hartmann, Geschäftsführer Gantner Electronic:
"Wir blicken, nicht zuletzt aufgrund der sehr positiven Geschäftsentwicklung der vergangenen drei Jahre, sehr zuversichtlich in die Zukunft. Gantner hat in der Vergangenheit seine Hausaufgaben gemacht. Wir haben rechtzeitig in Zukunftsbereiche wie Forschung & Entwicklung sowie in erstklassig geschulte Mitarbeiter investiert und haben neue Märkte angepackt. Diese Strategie ist aufgegangen. Die Vorhersagen, dass 2014 Gesamteuropa endgültig den Sprung aus der Rezession schaffen wird, stimmen uns zusätzlich positiv."
Karl Steinmayr, Geschäftsführer Habau:
"Für das kommende Jahr sind wir leicht optimistisch gestimmt, da die Nachfrage und Investitionsbereitschaft des privaten Sektors nach wie vor hoch ist. Der leichte Optimismus erfährt eine weitere Rechtfertigung in dem Umstand, dass vor allem im Bereich des sekundären und tertiären Straßennetzes dringend Sanierungen bzw. Reparaturen anstehen und aufgrund der mehrmals bestätigten Prognosen eines leichten Wirtschaftswachstums auch daraus erfließende Mehreinnahmen tatsächlich investiert werden."
2. Mit welchen Problemen haben Sie in Ihrem Unternehmen am meisten zu kämpfen?
Andreas und Walter Heindl:
"Mit immer neuen Verordnungen und Kennzeichnungspflichten, sodass auf den Verpackungen immer weniger Platz für das Produkt bleibt. Außerdem wird es immer schwieriger, gutes Fachpersonal zu finden. Hat man es gefunden, so kämpft man weiter mit den hohen Lohnnebenkosten. Wenn ein Mitarbeiter 2.860 Euro brutto verdient, liegen die tatsächlichen Kosten für das Unternehmen bei 3.760 Euro – das ist mehr als das Doppelte vom Nettogehalt. So ist es kein Wunder, dass viele Firmen im Ausland produzieren. Das ist für uns allerdings keine Alternative."
Elmar Hartmann:
"Das Thema Fachkräftemangel stellt auch die Firma Gantner vor große Herausforderungen. Der heimische Markt ist im Bereich technische Mitarbeiter ausgetrocknet. Wir sind ein Hightech-Unternehmen und brauchen bestens ausgebildete Mitarbeiter. Aufgrund unseres starken Wachstums haben wir den Mitarbeiterstab kontinuierlich aufgestockt. Nur durch die Rekrutierung von High Potentials im Ausland ist es uns gelungen, unseren Bedarf langfristig zu decken. Eine weitere Herausforderung war bzw. ist die anhaltend massive wirtschaftliche Krise der südeuropäischen Länder."
Karl Steinmayr:
"Der Preiskampf in der Baubranche hält unvermindert an. Die Kapazitäten sowohl der Bauindustrie als auch des Baugewerbes sind insgesamt überproportional hoch zu den gesamten Nachfragen, sodass sich zu viele Unternehmen um zu wenig Nachfrage bemühen. Die Diversifizierung liegt in der Plausibilisierung des Qualitätsunterschiedes, der die Überzeugung beim Kunden finden muss."
3. Welche Maßnahmen für KMU erhoffen Sie von der neuen Regierung?
Andreas und Walter Heindl:
"Wir erwarten uns, dass die neue Regierung anfängt zu arbeiten. Als EU-Mitglied könnte und sollte Österreich durch gute Rahmenbedingungen Anreize geben, um Unternehmen zu fördern und somit auch die Grundlage für mehr Niederlassungen schaffen. Es gibt bereits tolle KMUs mit tollen Mitarbeitern, die gefördert werden müssen. Wir wünschen uns ein faires Steuersystem, das Tüchtige belohnt und nicht immer mit neuen Steuern bestraft, sowie keine Steuern auf nicht entnommene Gewinne, die wieder in das Unternehmen investiert werden. Für Familienunternehmen wie uns sind natürlich auch Schenkungs- und Erbschaftssteuern nicht angemessen und können KMUs nur schädigen."
Elmar Hartmann:
"Neben den »klassischen Themen« wie Senkung von Abgabenquoten und steuerlichen Belastungen etc. ist meines Erachtens das Reduzieren von Komplexität ganz wichtig. Damit meinen wir das Vereinfachen, das Harmonisieren von internationalen Standards und den Abbau von Eintrittsbarrieren, um international sicherer und schneller erfolgreich sein zu können. Auch Entbürokratisierung ist diesbezüglich ein Stichwort. Hier hoffen wir auf massive Unterstützung der neuen Regierung."
Karl Steinmayr:
"Von einer neuen Regierung erhofft man sich immer Investitionsschübe, gleich ob es sich um den Bereich Hoch- oder Tiefbau handelt. Bund und Länder wie auch Gemeinden brauchen ein strukturiertes Zusammenspiel in den notwendigen Anforderungen der Infrastruktur. Die bereits angesprochene dringende Notwendigkeit im sekundären und tertiären Straßennetz darf tatsächlich nicht unterschätzt werden, da bei weiterer Unterlassung aus budgetären Gründen in absehbarer Zeit dann tatsächlich Großreparaturen anstehen. Die Aussichten bzw. Hoffnungen sind bei der derzeitigen Diskussion (»34 Milliarden Euro«) aber insgesamt als sehr niedrig anzusehen, wenn sich dieses »Budget« tatsächlich bewahrheitet."