Müssen Sie tatsächlich ein Auto besitzen, um von A nach B zu gelangen? Mitnichten, meint man bei einem Grazer Start-up und bietet eine Plattform für privates Car-Sharing. Das Ziel: Geldbörsel und Umwelt zu entlasten.
Mobilität – das ist eine der großen Errungenschaften des vergangenen Jahrhunderts. Doch während der motorisierte Individualverkehr einst Gesellschaft und Wirtschaft positiv verändert hat, ist er heute zur Plage geworden. Gerade in den Städten wünschen sich die Menschen zunehmend einen Rückbau von Verkehrsflächen. Freilich ist das Statussymbol Auto für viele dennoch auch Grund, emotional gegen Fußgängerzonen und Parkraumbewirtschaftung zu wettern.
Ein Grazer Unternehmer hat sein Denken in gewohnten Mustern über Bord geworfen und will mit einer Onlineplattform hierzulande neue Wege beschreiten. Während sich bislang kommerzielle Anbieter wie carsharing.at oder car2go ein Wettrennen um junge, urbane Autofahrer liefern, setzt Robert Reithofer auf einen Non-Profit-Ansatz. Auf carsharing24/7 bieten Privatpersonen ihre Fahrzeuge an, um sie mit anderen zu teilen. In der Zeit, in der die Besitzer ihr Fahrzeug nicht selbst benötigen, verdienen sie Geld damit. Menschen die dagegen ab und zu ein Auto benötigen, profitieren von den günstigen Leihgebühren, die teilweise gerade einmal 20 Euro täglich ausmachen. Hinter der kostenlosen Plattform steckt eine ausgereifte Programmierung. Über die Plattform kann auch eine umfassende Versicherungslösung ab fünf Euro täglich gebucht werden, um Haftpflicht oder Vollkaskoaufgaben zu übernehmen. Das Carsharing unterstützt eine effiziente Ressourcennutzung von Fahrzeugen und Verkehrswegen gleichermaßen und schont die Umwelt.
Anfang November umfasste Reithofers Gemeinschaftsgarage bereits über 270 Fahrzeuge. Bei über 3000 registrierten Nutzern sind Deals in Wien und Graz am stärksten vertreten. Neben dem tageweisen Verleih forciert die Plattform auch den Aufbau von ständigen Sharing-Gemeinschaften. Hier schließen sich mehrere Personen langfristig zu einem Team zusammen und reservieren über einen gemeinsamen Kalender das Fahrzeug zu stark reduzierten Tagsätzen. Zum Ausgleich werden die Erhaltungskosten, die übers Jahr anfallen, aliquot unter den Mitgliedern aufgeteilt. Mit dieser Variante hatte für Reithofer im Jahr 2010 auch alles begonnen. „Einer meiner Freunde ist damals nach Wien gezogen. Er überlegte noch, sein Auto zu verkaufen, da er es in Wien kaum nutzen würde. Wir haben uns dann aber die Kosten geteilt – mit einem einfachen Abrechnungsmodell, das bis heute gut funktioniert.“
Lösungen für Business
carsharing24/7 soll weiterhin gratis angeboten werden, querfinanziert durch ein maßgeschneidertes Lösungsangebot an Unternehmen und Kommunen. Mit „ibiola“ bieten die Grazer eine Verwaltungs-, Buchungs- und Billing-Lösung für lokales Carsharing und Flottenmangement. Reithofer stattete damit kürzlich die „Mobilcard Krenglbach“ aus. Die oberösterreichische Gemeinde schaffte heuer zwei Elektroautos und einen kleinen Bus an, die den Bürgern zu günstigen Konditionen zu Verfügung stehen. „Wir sind bereits mit weiteren Gemeinden im Gespräch, die unsere Lösung auch im Rahmen von Tourismusangeboten nutzen wollen“, erklärt carsharing24/7-Sprecherin Ruth Juric. Sie verweist auf Städte wie Berlin – dort ist lediglich noch in 41 % der Haushalte ein Auto im Eigentum. „Carsharing und auch Fahrgemeinschaften sind definitiv Trends. Wir wollen diese Modelle nun in die Breite bringen.“