Mitarbeiter sind mit den Arbeitsbedingungen in Österreich zufrieden, betont die Industriellenvereinigung - und fordert eine Arbeitszeitflexibilisierung für Unternehmen und Belegschaft.
„Nicht die österreichische Arbeitswelt schlecht reden, sondern konsequent positiv weiter entwickeln, muss die Devise sein“, so der Vize-Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), Peter Koren, anlässlich einer aktuellen Umfrage der Arbeiterkammer. „Die Zufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen ist in Österreich sehr hoch. Mehr als 90 Prozent der österreichischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer geben an, mit ihren Arbeitsbedingungen zufrieden oder sehr zufrieden zu sein. Im EU-Durchschnitt sind es 84,3 Prozent. Österreich liegt damit unter den Top 5“, betont Koren unter Verweis auf jüngst publizierte Ergebnisse der OECD, wonach sich die guten Ergebnisse bei der Arbeitszufriedenheit unter anderem auf die hohen Durchschnittseinkommen, kombiniert mit einer hohen Beschäftigungssicherheit zurückführen lassen.
„Gerade in der Industrie sind die kollektivvertraglichen Lohnabschlüsse in den vergangenen Jahren immer über der Inflationsrate gelegen. Auch die von den Menschen wahrgenommene Arbeitsplatzunsicherheit ist in Österreich niedriger als im EU-Durchschnitt. Zudem gibt es in Österreich eine weltweit unvergleichbar hohe kollektivvertragliche Abdeckung. Die Statistik Austria geht von einer kollektivvertraglichen Abdeckung von rund 95 Prozent insgesamt und in der Industrie sogar von 99 Prozent aus. Die Ergebnisse der AK sind daher nicht nachvollziehbar“, so der IV-Mann. Zudem liege Österreich an der Spitze bei der betrieblichen Weiterbildung. Laut Eurostat haben im Jahr 2010 87 Prozent der heimischen Unternehmen ihren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern Weiterbildungsmöglichkeiten angeboten.
„Zusätzlich ist auch das Sicherheits- und Gesundheitsschutzniveau in den österreichischen Betrieben besonders hoch, sowie die sozialversicherungsrechtliche Absicherung in Österreich ausgezeichnet ist. Österreich verfügt über einen stark ausgebauten Sozialstaat“, hebt Koren hervor. Zu betonen ist auch, dass sich auch die Beschäftigungsquote in Österreich kontinuierlich seit Mitte der 1980er-Jahre gesteigert hat und höher als der OECD und der EU-Durchschnitt ist. Dies insbesondere dank eines steigenden Frauenbeschäftigungsanteils und einer zunehmenden Zahl an älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern auf dem Arbeitsmarkt. Gleichzeitig ist die österreichische Arbeitslosenquote nach wie vor im europäischen Vergleich äußerst niedrig.
Will Österreich aber als Arbeits- und Industriestandort weiterhin unter den Top-Playern bleiben, bedürfe es jedoch dringender Reformen: „Gerade im Hinblick auf eine von Eurostat veröffentlichte Studie zu den steigenden Arbeitskosten ist klar, dass hier dringender Handlungsbedarf besteht. Insbesondere eine Senkung der Arbeitszusatzkosten, mehr Flexibilität bei der Arbeitszeitgestaltung auf betrieblicher Ebene, sowie Reformen im Pensionsbereich sind dringend erforderlich“, warnt er.
Flexibilisierung gefordert
„Flexibel zu arbeiten bedeutet nicht in Summe mehr zu arbeiten, sondern dann zu arbeitet, wenn Aufträge da sind“, betonte Koren weiter. „Gerade in schwierigen konjunkturellen Zeiten müssen die Rahmenbedingungen für den Wirtschafts- und Arbeitsstandort kontinuierlich verbessert werden. Unternehmen brauchen die Möglichkeit im Anlassfall flexibel und unbürokratisch auf Arbeitsspitzen reagieren zu können.“ Bei der Arbeitszeitflexibilisierung gehe es dazu neben dem flexiblen Reagieren auf aktuelle Auftragslagen vor allem um eine bessere Verteilung der Normalarbeitszeit, die weiterhin im Durchschnitt bei 40 Stunden pro Woche liegen soll. "Wer für einen gewissen Zeitraum länger arbeitet, bekommt dafür im Umkehrschluss natürlich mehr frei“, so der Vize-Generalsekretär.
Zudem bringe die flexible Verteilung der Arbeitszeit für die Mitarbeiter ebenso Vorteile, wie für die Unternehmen. In Zeiten schlechter Auftragslage kann ein aufgebauter Zeitsaldo abgebaut werden. Damit werden einerseits unnötige Stehzeiten vermieden und andererseits kann so Beschäftigung in Zeiten konjunktureller Krisen gesichert werden. "Im Durchschnitt ändert sich dabei für die Gesamtarbeitszeit nichts. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Betrieben haben Verständnis für die notwendige Flexibilisierung, wünschen sie sogar. Das derzeitige Arbeitszeitrecht ist unübersichtlich und sehr restriktiv, die gesetzliche Tageshöchstarbeitszeit von zehn Stunden ist vielfach nicht praktikabel und entspricht oft weder den Bedürfnissen der Unternehmen, noch denen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter."
Handlungsbedarf bestehe auch bei der Rot-Weiß-Rot-Karte. Die demografische Entwicklung zeige, wie wichtig es zukünftig sein wird, gut ausgebildete Personen für Österreich zu gewinnen. Vor allem im naturwissenschaftlichen und technischen Bereich tun sich die Betriebe schwer, passende Arbeitskräfte zu finden. Die IV fordert einen Abbau bürokratischer Hürden über eine Verfahrensbeschleunigung bis hin zur Einbeziehung der Bachelor-Absolventen in die Rot-Weiß-Rot-Karte. Der Bachelor-Abschluss sei eine qualitativ hochwertige Ausbildung und die in Österreich studierenden Personen sind sehr gut integriert. Es ist daher "nicht nachvollziehbar, dass wir diesen Menschen zwar die Ausbildung finanzieren, aber keinen Zugang zu einer Beschäftigung anbieten können und dadurch das Knowhow ins Ausland abfließen lassen."