Die Unkenrufe über ein baldiges Ende des Kurs-Höhenflugs waren verfrüht.
»Die derzeit stattfindende Rückbesinnung auf den jahrtausendealten monetären Status von Gold signalisiert, dass der Bullenmarkt nun in eine neue Phase eingetreten ist«, erläutert Ronald Stöfele, Rohstoffexperte der Erste Group, im kürzlich erschienenen »Goldreport 2012«. Die Voraussetzungen für neue Allzeithochs sind besser denn je. Daran können auch Skeptiker nicht mehr vorbei: Gold als Wertanlage feiert eine Renaissance im klassischen Finanzwesen.
Während der 20-jährigen Goldbaisse der 1980er- und 90er-Jahre lag das Realzinsniveau bei durchschnittlich plus 4 %, nur in knapp 6 % der Monate befanden sich die Realzinsen im negativen Bereich. Ab 2000 wendete sich das Blatt und der Realzinssatz lag in mehr als der Hälfte aller Monate im Minus, was ein optimales Umfeld für Gold bedeutet. Nachdem die Federal Reserve angekündigt hat, ihre Nullzinspolitik zumindest bis Ende 2014 fortzusetzen, werden negative Realzinsen auch in der nächsten Zeit ein gutes Fundament für steigende Goldpreise bilden. Außerdem werde der Goldmarkt von der steigenden Nachfrage aus China und Indien getrieben. In beiden Ländern sind die Realzinsen negativ, Gold ist dort ein bewährtes Wertaufbewahrungsmittel. Die hohe traditionelle Goldaffinität und der wachsende Wohlstand unterstützen die Nachfrage zusätzlich.
Stöferle rechnet ab August mit der »saisonal besten Phase«. Als 12-Monats-Ziel könnte die Marke von 2.000 US-Dollar fallen. Die parabolische Phase – also der Hype, der das Ende der Hausse ankündigt – stehe nach Ansicht des Gold-Analysten noch bevor: »Im Zuge dieser Trendbeschleunigung sollte zumindest das Langfrist-Ziel von 2.300 US-Dollar erreicht werden. Einige historische Vergleiche lassen sogar deutlich höhere Preissphären realistisch erscheinen.«