Trotz weiterer Versorgungswege kamen die meisten europäischen Länder bei Gasimporten günstiger weg. Die russische Gazprom liefert nach Deutschland um ein Zehntel und nach Großbritannien sogar um knapp ein Drittel billiger als nach Österreich.
Mangelnder Wettbewerbsdruck und künstliche Transportengpässe würden niedrigere Preise verhindern, kritisiert Walter Boltz, Chef der Regulierungsbehörde E-Control. Durch das in Transit und Inland geteilte Netz entstehen im Vergleich zu Deutschland geschätzte Mehrkosten von 200 Millionen Euro pro Jahr. Die Preispolitik werde zudem auf Druck von Landespolitikern »stärker von bevorstehenden Wahlen als von Einkaufspreisen beeinflusst«, meint Boltz. Dennoch blieben die Strom- und Gaspreise im Vorjahr stabil. Sollte der Ölpreis auf dem derzeitigen hohen Niveau bleiben, ist aber mit einer Erhöhung der Gaspreise zu rechnen.
Diese sind zu 93 Prozent an den Ölpreis gekoppelt, die Auswirkungen werden mit drei bis vier Monaten Abstand spürbar.
Über die ersten zehn Jahre der Liberalisierung zieht die E-Control eine positive Bilanz: Die Kunden hätten sich 640 Millionen Euro an Netzkosten erspart. Der Druck der Konsumenten auf die Anbieter ist aber nach wie vor minimal. 2010 haben nur 0,7 aller Abnehmer ihren Gasversorger gewechselt. Beim Strom lag die Wechselrate mit 1,8 Prozent geringfügig höher. Formell wurde die Behörde per 3. März in eine Anstalt öffentlichen Rechts umgewandelt. Martin Graf, bisher Leiter der Abteilung Tarife, fungiert künftig an Boltz‘ Seite als Co-Geschäftsführer.