Donnerstag, Juli 18, 2024
Klug verpackt
Umweltfreundliche Verpackungen liegen im Trend. (Bild: Rewe Austria)

Der Verpackungs- und Papierhersteller Mondi richtet seine gesamte Wertschöpfungskette nachhaltig aus. Der kundenorientierte Ansatz EcoSolutions setzt auf umweltfreundliches Verpackungsdesign.

Rund ein Drittel aller Lebensmittel auf der Welt geht verloren, noch bevor es am Teller ankommt. Mittels Verpackungslösungen, die nicht nur Lebensmittel während des Transports und der Lagerung schützen, sondern auch die Umwelt, soll dieser Vergeudung von Essen Einhalt geboten werden. Intelligente Verpackungen verlängern die Haltbarkeit der Produkte und bleiben nach Gebrauch eine wertvolle Ressource im Kreislauf.

Der internationale Verpackungs- und Papierkonzern Mondi sieht sich in der Verantwortung, einen essenziellen Beitrag zu leisten. Mit dem 10-Jahres-Aktionsplan MAP2030 (Mondi Action Plan 2030) folgt das Unternehmen den UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung. »Papier wann immer möglich, Kunststoff wo sinnvoll« ist der zentrale Leitgedanke. Bis 2025 will Mondi alle Verpackungslösungen wiederverwendbar, recycelbar oder kompostierbar machen.

»Um die beste Verpackungsentscheidung zu treffen, muss man einen ganzheitlichen Ansatz wählen, der die gesamte Wertschöpfungskette berücksichtigt«, sagt Thomas Kahl, Project Manager EcoSolutions bei Mondi. Dieser bezieht nachhaltiges Design und Materialien ebenso mit ein wie Produktionsprozesse, Klimaauswirkungen und Kreislaufwirtschaft. Der EcoSolutions-Ansatz unterstützt Mondi-Kunden dabei, ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.



Thomas Kahl, Project Manager EcoSolutions bei Mondi: »Um die perfekte Lösung zu finden, müssen wir alles in Frage stellen.«

Die beste und gleichzeitig nachhaltigste Lösung zu finden, ist eine komplexe Angelegenheit, wie Kahl erklärt: »Wir bewerten, welche technischen Spezifikationen für die Verpackung erforderlich sind, um von Anfang an alle Aspekte ihrer Verpackungsbedürfnisse und Produktanforderungen zu untersuchen – den Inhalt, die Logistik, die Endverbraucher*innen, die bestehenden Anlagen, die Haltbarkeit und sogar die Kommunikation.«


Schutz des Produkts

Bei flexiblen Lebensmittelverpackungen standen Hersteller lange Zeit vor der Wahl, entweder die maximale Materialleistung auszuschöpfen oder die Verpackung voll recycelbar zu gestalten. Der notwendige Multimaterial-Aufbau ergab in der Lebenszyklusanalyse eine denkbar schlechte CO2-Bilanz.

Mit der Entwicklung einer recycelbaren Polypropylenfolie beispielsweise, die sich insbesondere für die Frischhaltung von Fleisch, Wurst und Käse eignet, gelang es Mondi, beiden Anforderungen gerecht zu werden. Das Material besteht aus einer Ober- und Unterfolie sowie einer Barriereschicht dazwischen – die Sauerstoff- und Feuchtebarriere ist dadurch ebenso gegeben wie hohe Durchstoßfestigkeit. Als Monomaterial ist die Folie zur Gänze wiederverwertbar.



Für das Fleischverarbeitungsunternehmen Bell Deutschland brachte Mondi im Frühjahr nach zweijähriger Entwicklungsarbeit ein WalletPack aus recycelbarem Kunststoff auf den Markt, das über eine Wiederverschließfunktion auf der Rückseite verfügt. Diese Verpackungslösung benötigt 37 Prozent weniger Material als Standardverpackungen und spart 35 Tonnen Kunststoff pro Jahr ein.

Auch bei Papierverpackungen und Hybridlösungen wird kontinuierlich an Weiterentwicklungen geforscht. »Um die perfekte Lösung zu finden, müssen wir alles in Frage stellen«, weiß Projektleiter Kahl. »Das bedeutet, dass wir alle Lösungen, Produktionsprozesse, Materialien und Spezifikationen, die zum Schutz des Produkts erforderlich sind, in Betracht ziehen müssen.« Technologische Fortschritte ermöglichen heute, dass Papier und Wellpappe in Bereichen eingesetzt werden, in denen noch vor wenigen Jahren ein niedrigerer Standard galt.



Ein Beispiel ist Advantage StretchWrap, ein von Mondi entwickeltes Papier, das sich dehnen lässt und durchstoßfest ist. Zunächst zum Umwickeln von Matratzen erzeugt, zeigte sich bald, dass noch dünneres Papier weitere Anwendungsfelder eröffnen könnte. Schwere Paletten für den Transport zu verpacken, erschien kaum vorstellbar. Innerhalb von zwei Jahren Entwicklungszeit wurde diese Vision jedoch Wirklichkeit: Papier kann den derzeitigen Industriestandard für Palettenverpackungen und damit eine beträchtliche Menge Kunststoff ersetzen.


Starke Nachfrage

Die wesentlichen Vorteile von Papier sind seine Recyclingfähigkeit und die Tatsache, dass es aus erneuerbaren Ressourcen stammt. Endverbraucher*innen wissen, wie die Verpackungen richtig entsorgt werden – die Reyclingquoten bei Papier und Karton sind so hoch wie in keiner anderen Sparte. Das verwendete Material bleibt mit sehr großer Wahrscheinlichkeit Teil der Kreislaufwirtschaft.

Darauf reagieren auch die Konsumgüterhersteller: »Wir beobachten ein zunehmendes Interesse unserer Kunden, Lebensmittelverpackungen aus Kunststoff durch papierbasierte Lösungen zu ersetzen«, bestätigt Thomas Kahl. Die Herausforderung liegt darin, die mechanischen Eigenschaften und technischen Funktionen von Papierverpackungen zu verbessern.

In einigen Bereichen bietet Kunststoff jedoch Vorteile, etwa Barriereeigenschaften, die nicht substituiert werden können. Hier führt der Weg Richtung Klimaschutz über den Einsatz von rezykliertem Kunststoff. In der EU sind Rezyklate aus mechanischem Recycling allerdings nur außerhalb der Lebensmittel- und Tiernahrungssparte erlaubt.
Qualitativ hochwertige Rezyklate für Wasch- und Reinigungsmittel sind auf dem Markt derzeit nur eingeschränkt verfügbar. Verbesserte Vorsortierung und Aufbereitung sollten das Qualitätsniveau in Zukunft aber noch weiter anheben.



Etwas erfreulicher ist die Situation bei Kunststoff aus chemischem Reycling. Hersteller von Kunststoffgranulat tätigen derzeit hohe Investitionen in die Schließung des Kreislaufs. »Die damit erhöhte Verfügbarkeit und verbesserte Qualität von Kunststoffrezyklaten eröffnet für uns neue Anwendungen in nahezu allen Endmärkten«, meint Kahl, der intensiv die Fortschritte beim chemischen Recycling verfolgt. Bereits vor zwei Jahren präsentierte Mondi gemeinsam mit BASF eine für den niederländischen Konservenhersteller Coroos entwickelte technische Umsetzung.

Verpackungsexperte Kahl kritisiert die rechtlichen Vorgaben: »Wir sehen derzeit eine kritische Masse an Rechtsvorschriften, von denen wir nicht wissen, ob sie harmonisiert oder geografisch neu ausgelegt werden, oder wann sie umgesetzt werden. Dies erhöht die Komplexität der Regeln, an die wir uns halten müssen.«



Mit der Entwicklung von innovativen Verpackungslösungen unterstützt Mondi Lebensmittelhersteller bei ihren Recyclingplänen.

Über die Recyclingfähigkeit müssen sich in den nächsten Jahren wohl alle Unternehmen Gedanken machen. Die in Europa geltende erweiterte Herstellerverantwortung (Extended Producer Responsibility, EPR), die Hersteller von Produkten für die Rücknahme und fachgerechte Entsorgung oder Wiederaufbereitung strenger in die Pflicht nimmt, werde künftig für alle zum zentralen Thema, meint der Mondi-Manager: »Eine Senkung der EPR-Kosten für eine neue Verpackungslösung mit einer erhöhten Klimawirkung wäre aber sicherlich eine unbeabsichtigte Folge.«

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