Unternehmen, die seit mehr als zehn Jahren am Markt bestehen und in drei aufeinander folgenden Jahren nicht in der Lage sind, ihre Zinslast aus dem operativen Ergebnis zu decken, werden gemäß OECD-Definition als „Zombie-Unternehmen“ bezeichnet. Die Unternehmungsberatung Kearney hat 67.000 börsennotierten Unternehmen aus 152 Ländern hinsichtlich dieser Merkmale analysiert und nach Branchen ausgewertet. Das Ergebnis: Seit 2010 hat sich die Zahl der Zombie-Unternehmen nahezu verdreifacht.
Begonnen mit der Finanzkrise bis hin zu den heutigen Negativzinsen wurde es auch unprofitablen Unternehmen ermöglicht, sich zu refinanzieren und Insolvenzen in die Zukunft zu vertagen. Im Zuge der Covid-19-Pandemie stieg die Anzahl der betroffenen Unternehmen im Jahr 2020 mit plus 13 Prozent in allen untersuchten Volkswirtschaften nochmals deutlich an. Etwa 70 Prozent werden u.a. durch die staatlichen Corona-Hilfsprogramme weiter am Leben gehalten. Kleinere Unternehmen mit einem Jahresumsatz unter 500 Millionen US-Dollar sind insgesamt stärker betroffen als umsatzstärkere.
„Problematisch sind Zombie-Unternehmen vor allem am Kapitalmarkt, da Kapitalgeber auf die Solvenz der Unternehmen bauen und darauf basierend Kapitalentscheidungen treffen. Börsennotierte Zombies schädigen das Vertrauen in die Funktionsfähigkeit der Märkte insgesamt, da sie die Gesetze des Marktes, nach denen nicht erfolgreiche Geschäftsmodelle vom Markt verschwinden müssen, partiell aushebeln“, kommentieren die Kearney-Partner Nils Kuhlwein und Christian Feldmann die Ergebnisse. Die Studienautoren legen den Schwerpunkt der Analyse daher auf die börsennotierten Unternehmen, die über kein nachhaltiges Geschäftsmodell mehr verfügen und dennoch weiter am Markt partizipieren und damit gesunde Wettbewerber belasten.
Die USA sind im Ländervergleich das Land mit dem höchsten Anteil an betroffenen Unternehmen. Im internationalen Vergleich hat die Corona-Krise Deutschland und China jedoch stärker getroffen. Im Branchenvergleich zeigt sich, dass im Immobiliensektor ein fast dreimal so hoher Anteil an Zombie-Unternehmen zu verzeichnen ist wie in der Automobilbranche. 7,4% der Real-Estate-Unternehmen verfügen gemäß den Kriterien über kein nachhaltiges Geschäftsmodell. Vor dem Hintergrund des derzeit steigenden Zinsniveaus ist mit einer weiteren Zunahme der Zombie-Unternehmen zu rechnen.