Lilli Hollein übernimmt mit 1. September die Leitung des Museums für angewandte Kunst (MAK). Allfällige Interessenskonflikte wurden im Vorfeld bereinigt.
Die Favoritin setzte sich durch – nicht wegen und nicht trotz ihres Vaters, wie Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer sogleich klarstellte: »Es darf für hochqualifizierte Töchter berühmter Väter keine Nachteile geben. Sie wird Direktorin, weil sie sich gegen andere hochqualifizierte Bewerber durchgesetzt hat.« Mit Lilli Hollein wurde eine national und international bestens vernetzte Expertin gefunden, die leidenschaftlich für die Kunst »brennt« und sich wünscht, dass »dieser Funke auch auf andere überspringt«: »Meine Pläne für das MAK drehen sich um das Sich-Öffnen: explizit für ein vielfältiges Publikum.«
Lilli – eigentlich Karoline – Hollein ist die erste Frau an der Spitze des 1863 als k.k. Museum für Kunst und Industrie gegründeten Hauses am Stubenring. Die 48-Jährige steht für einen Generationenwechsel. In unmittelbarer Nachbarschaft – an der Angewandten – studierte sie Industriedesign. Architektur, Design und Kunst waren in ihrem Leben stets allgegenwärtig, wobei es sie bald ins Projektmanagement zog. Sie kuratierte Ausstellungen, u.a. den österreichischen Beitrag auf der Architektur-
Biennale in Sao Paulo. 2007 gründete sie mit Tulga Beyerle und Thomas Geisler die »Vienna Design Week«, die sie zu einem vielbeachteten Festival mit 40.000 Besucher*innen ausbaute.
Dem MAK ist Hollein seit jeher tief verbunden. Im Jänner 2021 legte sie jedoch ihren Vorsitz im Kuratorium aufgrund eines möglichen Interessenskonflikts zurück. 2016 hatten Lilli und ihre Bruder Max Hollein, Direktor des Metropolitan Museum New York, den Großteil des Nachlasses ihres Vaters Hans Hollein der Republik Österreich verkauft. Das Konvolut befindet sich seither in der Obhut des Architekturzentrums. Sämtliche Entscheidungen darüber will sie nun dem Kuratorium überlassen. Die ursprünglich für 2022 geplante Retrospektive zum Werk des Stararchitekten wird wegen der schiefen Optik wohl redimensioniert: »Es ist nicht meine Priorität, mit einer großen Hollein-Ausstellung aufzutreten.«