Um die von den Einschränkungen durch COVID-19 besonders betroffene Reisebranche zu unterstützen, hat ein interdisziplinäres Team des OFI gemeinsam mit dem KMU Hehle Reisen und weiteren Partnern an einer Möglichkeit geforscht das Infektionsrisiko im öffentlichen Verkehr zu reduzieren. Das Forschungsprojekt „Lufthygiene in Reisebussen“ wurde jetzt mit dem ACR-Innovationspreis 2020 ausgezeichnet.
Gerade für KMU ist es in Krisenzeiten wichtig in Forschung und Entwicklung, und damit in die eigene Zukunft zu investieren. Das hat sich auch Elke Bereuter-Hehle, Geschäftsführerin von Hehle Reisen und Obfrau der Fachgruppe Autobus-, Luftfahrt- und Schifffahrtunternehmungen in der Wirtschaftskammer gedacht, als sie sich im Frühling 2020 an das OFI wandte. Ihr Wunsch: ein wirksames Hygienekonzept, das Busreisenden mehr Schutz und Sicherheit vor Viren und Bakterien bietet. Das war die Geburtsstunde des Forschungsprojektes „Lufthygiene in Reisebussen“. Gabriele Ettenberger-Bornberg, Hygieneexpertin am OFI, baut adhoc ein Forschungsnetzwerk mit unterschiedlichen Kompetenzen auf und holt weitere Unternehmen, den Bushersteller Evobus Austria GmbH und den Filterspezialisten Freudenberg Filtration Technologies an Bord.
Mit dem Ziel das Infektionsrisiko zu minimieren, wurde im Rahmen des Forschungsprojektes ein völlig neues Hygienekonzept für Reisebusse entwickelt, mit besonderem Fokus auf Filtermedien. Am OFI hat man sich bereits vor Ausbreitung des Coronavirus intensiv mit dem Thema Lufthygiene und Filteranalyse beschäftigt. In dem Forschungsprojekt „Aeropore“ forscht das OFI in Kooperation mit dem ZFE (Zentrum für Elektronenmikroskopie, Graz) und dem österreichischen Pollenwarndienst seit geraumer Zeit an der Beurteilung von Filtern anhand des Abscheidevermögens von luftgetragenen biologischen Partikeln. Dazu wurde eine neuartige Simulationsanlage entwickelt, mit der Filtersysteme unter reproduzierbaren und realitätsnahen Bedingungen hinsichtlich ihrer Abscheideleistung für biologische Gefahrenstoffe klassifiziert werden können.
Diese Simulationsanlage und das in dem Forschungsprojekt „Aeropore“ generierte Wissen wurden jetzt auch in dem Forschungsprojekt „Lufthygiene in Reisebussen“ eingesetzt. Bernadette Führer, die im OFI-Labor die Prüfungen an den Filtern durchführt, erklärt: „Wir können nicht nur feststellen, wie groß Partikel sind, die durch Filter durchgehen, sondern auch ob diese allergen oder infektiös wirken.“ Damit auch die Abscheideleistung von Viren und Bakterien genau gemessen werden kann, musste zunächst die Analysemethodik weiterentwickelt werden. Das ist unter hohem Zeitdruck und mit viel Engagement im Frühling gelungen, und ist die Grundlage um unterschiedliche Materialien zu testen und Filterlösungen stetig weiterzuentwickeln.
Im Rahmen des Forschungsprojektes konnte so eine neuartige Filtertechnologie vorgestellt werden, die Aerosole direkt aus der Umluft filtert und eine potenzielle kritische Viruslast durch eine antivirale Filtermedienschicht inaktiviert. Um den bestmöglichen Schutz zu generieren, werden diese Filter gleich an drei Stellen im Bus eingesetzt: im Frontfilter, dem Innenraumfilter und schließlich im Frischluftfilter für die Klimaanlage am Dach des Busses. Mit diesem Dreistufensystem wird Reisen in einem fast keimfreien Innenraum möglich.
Was dieses Forschungsprojektes für eine gesamte Branche bedeutet, zeigt die Auszeichnung mit dem ACR-Innovationspreis 2020. Aus zehn eingereichten Projekten wurden in einem zweitteiligen Verfahren drei Gewinner ermittelt. Darunter das Forschungsprojekt „Lufthygiene in Reisebussen“. „Wir haben bei einem komplexen, wissenschaftlichen Thema auch als Übersetzer fungiert, das KMU wissenschaftlich begleitet und sind die wichtige Schnittstelle zwischen dem KMU und den anderen Netzwerkpartnern“, hebt Ettenberger-Bornberg die wichtige Rolle hervor, die Forschungsinstitute für KMU auch abseits der konkreten Forschungsleistung haben.