Die Pandemie verändert die Arbeitswelt und lenkt den Fokus noch stärker auf Digitalisierung. Nutzen ziehen daraus jene, die sich schneller auf die geänderten Bedingungen einstellen. Für das Software Competence Center Hagenberg bedeutet das eine positive Entwicklung für 2020.
Robert Wille ist im Mai mitten im Lockdown als wissenschaftlicher Leiter des SCCH angetreten. Trotz der Krise ist es ihm gemeinsam mit CEO Markus Manz und dem gesamten Team gelungen, das Volumen an Forschungs- und Industrieprojekten zu steigern. In der Krise konnte aufgrund der guten Auftragslage sogar das Team signifikant aufgestockt werden - das SCCH hält nun bei 85 MitarbeiterInnen - ein Wachstum um rund 20 Prozent. Wille bedauert, dass er anfangs keinen physischen Kontakt zu den ForscherInnen hatte, zeigt sich aber beeindruckt von der Flexibilität und Stärke des Teams: „Alle haben sich umgehend auf das virtuelle Arbeiten eingestellt und neue Wege für die Zusammenarbeit intern wie auch mit Partnern aus Wissenschaft und Unternehmen gefunden. Auch die neuen MitarbeiterInnen konnten rasch eingebunden werden, obwohl dies in Zeiten von Home-Office und Social Distancing deutlich schwieriger war. Hier haben alle vom Area Management bis zu Human Relations einen Superjob gemacht.“
Seit Ende 2019 kämpft die Industrie mit strukturellen Änderungen. Dann kam der Lockdown. Wie es angesichts steigender Volatilität, Unsicherheit und Komplexität gelungen ist, gegenzusteuern, erklärt Markus Manz: „In unserem Kernprogramm COMET haben wir versucht, unsere bestehenden Kunden so gut als möglich dabei zu unterstützen, ihre digitale Zukunft in unseren Kernkompetenzen Data Science und Software Science weiter aufzubauen, um ihre Marktposition abzusichern. Begleitend haben wir in der Akquise stark diversifiziert: Während einige Unternehmen aktuell auf Krisenbewältigung setzen mussten, konnten andere die Krise als Chance begreifen. So konnten wir in der Auftragsforschung neue Wirtschaftspartner, vor allem auch Startups, gewinnen, die die Zeit offensiv für Forschungsprojekte nutzen wollen, und neue Förderprojekte forcieren. Hinzu kommen eine steigende internationale Ausrichtung und die Übernahme von leitenden Rollen etwa in großen EU-Konsortien, was auch unsere internationale Sichtbarkeit befeuerte.“ Auch für das kommende Jahr sieht die Auftragslage gut aus. Prognosen wagen die beiden Geschäftsführer aber nicht; dazu sei erst die weitere Entwicklung im Herbst abzuwarten.
Den Grund für die gute wirtschaftliche Lage des SCCH sieht Wille im eindeutigen USP des Kompetenzzentrums: „Digitalisierung ist längst ein Thema und auch der Wert der Daten ist bekannt. Durch die Krise entstand nun aber ein Anlass, um gemeinsam mit uns datengetriebene Lösungen wirklich umzusetzen. Hierfür sind wir der ideale Partner, denn das SCCH ist seit 20 Jahren bekannt dafür, Wissen aus Daten zu generieren. Dazu kommt die Verschränkung mit dem Bereich Software Science, in dem unter anderem Analysen und Testverfahren entwickelt werden. Parallel dazu forschen wir an der Sicherheit von Systemen und Daten, was speziell in Zeiten von Home-Office an Bedeutung gewonnen hat.“
Auch wenn Wille einen Vorteil darin erkennt, dass man dank virtueller Formate an mehr Konferenzen und Meetings weltweit teilnehmen kann, ist er doch überzeugt davon, dass die persönliche Nähe langfristig nicht zu ersetzen ist. „Forschung lebt von der Interaktion mit Menschen, die kreativ miteinander werden. Im Gespräch mit einem Vortragenden in der Kaffeepause einer Konferenz entstehen oft die besten Ideen,“ so der Bremer Informatiker, der seit 2015 in Oberösterreich arbeitet und hier enormes Potenzial sieht, das er gemeinsam mit dem SCCH heben will.