Donnerstag, Februar 06, 2025
Sorgenkind Kunststoff
Foto: Thinkstock

Die Altstoff Recycling Austria AG (ARA) blickt auf ein positives Geschäftsjahr zurück. 2019 verzeichnete der österreichische Marktführer der Sammel- und Verwertungssysteme mit rund 1,09 Millionen Tonnen gesammelten Verpackungen und Altpapier erneut ein Rekordergebnis. Der Ausblick ist allerdings angesichts der wirtschaftlichen Auswirkungen der Covid-19-Krise getrübt.

ARA-Vorstand Christoph Scharff sieht die gesamte Recyclingbranche und damit die Erreichung der EU-Kreislaufwirtschaftsziele in Gefahr: „Die Auswirkungen des Konjunktureinbruchs auf die Sammelsysteme und die Nachfrage nach Recyclingrohstoffen sind unübersehbar und gefährden das österreichische Recyclingsystem.“ Bis 2029 sollen mindestens 90 % aller Getränkeflaschen getrennt gesammelt werden. Bereits 2025 müssen die Hälfte aller Kunststoffverpackungen und 55 % Haushaltsmülls recycelt werden. Krisenbedingt stehen jedoch 75 % der Anlagen derzeit still.

Während Österreich die Zielvorgaben bei Papier, Glas und Metall bereits erfüllt, liegt man bei Kunststoffverpackungen noch weit unter der geforderten Quote. „Kunststoff bleibt die große Herausforderung“, bestätigt ARA-Vorstand Werner Knausz. Aktuell werden 75.000 Tonnen Kunststoff gesammelt und wiederverwertet, innerhalb der kommenden vier Jahre müsste diese Menge auf 150.000 Tonnen verdoppelt werden.

„Der durch die Krise bedingte Rohölpreisverfall, der enorme Kostendruck auf Unternehmen sowie der Stillstand ganzer Industrien führen aktuell zu einem Einbruch der Nachfrage von Recyclingrohstoffen. Es drohen der Verlust von Arbeitsplätzen, Insolvenzen sowie große Einbußen entlang der Wertschöpfungsketten“, erklärt Knausz. Zur „strukturellen Unterstützung der Branche“ hat die ARA ein „Resilienzpaket“ geschnürt.

Beim Runden Tisch von ExpertInnen und InteressensvertreterInnen am 2. Juni im Bundesministerium für Klimaschutz stand neben der Optimierung der Sortier- und Sammelsysteme auch die Einhebung eines Pfands auf Kunststoff-Flaschen zur Diskussion.

In zehn EU-Staaten gibt es bereits ein Pfandsystem, mindestens sechs weitere werden in den nächsten zwei Jahren folgen. Laut einer nun vorgelegten Studie kann eine Erhöhung der Sammelquote nur durch Pfandeinhebung oder zusätzliches Aussortieren der Flaschen aus dem Restmüll erreicht werden. Geschäfte unter 200 m² Verkaufsfläche wären von der Rücknahme der Flaschen ausgenommen. Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, dass rund 90 % der Pfandgebinde ohnehin über Automaten zurückgegeben werden.

In Deutschland und Norwegen werden die EU-Anforderungen dank etablierter Pfandsysteme mit über 95 % Recyclingquote längst übererfüllt. Österreich schafft mit Gelbem Sack und Tonne nur 70 %. Allerdings mit regionalen Unterschieden: In Tirol, Vorarlberg und im Burgenland kommen 90 % der Einwegflaschen zurück – ganz ohne Quote. Eine Pfandlösung könne jedoch nur einen geringen Teil des Problems abdecken, so Scharff: „Wir sind auf der Suche nach 90.000 Tonnen Kunststoffverpackungen, um die EU-Ziele zu erreichen. PET-Flaschen bringen 9 % davon.“

 

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