Brigitte Ederer, die Sprecherin des Forums Versorgungssicherheit, fordert, den Neustart nach der Corona-Krise für die Umsetzung der Klima- und Energie-Strategie zu nutzen.
Zwar ist die COVID-19-Pandemie noch lange nicht besiegt, doch Österreichs Wirtschaft muss zügig wieder hochgefahren werden. Darüber sind sich nicht nur die meisten Experten einig, auch die Regierung hat bereits entsprechende erste Maßnahmen angekündigt. Allerdings wird es jetzt entscheidend darauf ankommen, mit welcher Strategie die Wirtschaft wieder in Schwung gebracht wird, sagt die Sprecherin des Forums Versorgungssicherheit, Brigitte Ederer: „Auf keinen Fall darf der dringend nötige ökonomische Neustart zu Lasten der Klimastrategie gehen. Das Virus hat den Klimawandel weder beseitigt noch gebremst, lediglich das Jahr 2030, für das sich Österreich den ersten großen Meilenstein auf dem Weg zu einem klimaneutralen Wirtschaftssystem gesetzt hat, ist um ein paar Monate näher gerückt.“
Um die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen, wird der Staat deutliche Impulse setzen müssen. Diese Anschubfinanzierung bietet eine ideale Gelegenheit, um die Weichen in Richtung Klimaschutz zu stellen, fordert Ederer: „Wir können aus der Not eine Tugend machen. Wenn schon öffentliches Geld in die Wirtschaft gepumpt werden muss, dann sollte Österreich diese Situation nutzen, um in den dringend nötigen Paradigmenwechsel von einer fossilen zu einer nachhaltigen Ökonomie zu investieren. Wir brauchen ein klimafreundliches Comeback der Wirtschaft.“
Leistungsfähige Netze
Öffentliche Investitionen zur Belebung der Wirtschaft sollten deshalb bevorzugt in Bereiche fließen, die diesem Paradigmenwechsel dienen, so Ederer und nennt als Beispiel den Umstieg auf CO2-neutrale Technologien in der Mobilität. „Die meisten langfristigen Konzepte für eine klimafreundliche Mobilität setzen auf einen massiven Ausbau des öffentlichen Verkehrs. Derzeit muss aber die Benützung von Massenverkehrsmitteln wegen der Notwendigkeit, sich vor Infektionen zu schützen, stark eingeschränkt werden. Wir wissen nicht, wie lange noch öffentliche Verkehrsmittel nur zurückhaltend benützt werden können. Selbst nach Überwindung der Pandemie kann es sein, dass bei vielen Menschen noch länger eine Scheu vor Bussen und U-Bahnen zurückbleibt.“
Die Rolle des Individualverkehrs könnte deshalb für längere Zeit erneut ansteigen. Umso wichtiger wird es sein, rasch CO2-neutrale Alternativen zum klassischen Automobil zu entwickeln, so Ederer: „Wir müssen verstärkt in E-Mobilität investieren, die allerdings leistungsfähige und versorgungssichere Verteilnetze benötigt“
Verlässliche Energieversorgung sicherstellen
Die Sprecherin des Forums Versorgungssicherheit verweist auf die zentrale Rolle der Energiewirtschaft, die „Rückgrat und Lebensader eines klimafreundlichen Wirtschaftssystems“ bildet. Die Verteilernetze als wichtiger Teil der Energieversorgung haben in den Wochen der Krise ihre Verlässlichkeit und Leistungsfähigkeit bewiesen, so Ederer: „Die Verteilernetzbetreiber haben gezeigt, dass sie auch angesichts von plötzlich auftretenden großen Herausforderungen eine sichere und stabile Energieversorgung gewährleisten können. Wir müssen nun zügig daran arbeiten, die richtigen Rahmenbedingungen für die künftige veränderte Rolle der Verteilernetzbetreiber zu schaffen.“ Konkret mahnte Ederer dabei das bereits in Arbeit befindliche Gesetz zum Ausbau der erneuerbaren Energien sowie nötige Reformen im Elektrizitätswirtschafts- und -organisationsgesetz (ElWOG) ein.