Eines ist bereits heute klar: Eine Rückkehr zur Situation vor Corona wird es sobald nicht geben. „Corona wird zur Nagelprobe für viele Unternehmen und insbesondere deren Strategie“, meint Thomas Mandl, Managing Partner der Integrated Consulting Group. „Entscheider in Unternehmen können sich aktuell wenig auf gesicherte Fakten stützen. Daher müssen sie auch ihre Strategieentwicklung anpassen – agiler machen.“
War zu Beginn des Jahres noch klar, wohin die Reise 2020 gehen soll, trat spätestens mit dem Ausbruch der Pandemie in Europa in vielen Unternehmen Chaos ein. Recht überstürzt wurden kurzfristige Maßnahmen ergriffen, um Kosten zu senken, die Liquidität zu sichern und Einbrüche bei Auslastung und Umsatz zu verkraften. Dazu kamen die Einführung von Kurzarbeit und Homeoffice, um den Notbetrieb aufrechtzuerhalten.
Nach mehreren Wochen hat sich die Aufregung gelegt. Die Akutmaßnahmen greifen, Betriebsaktivitäten wurden heruntergefahren, die neuen Arbeitsformen funktionieren. Diese Zeit sollten Führungskräfte nutzen, um gemeinsam mit Schlüsselpersonen im Unternehmen an möglichen Zukunftsszenarien zu arbeiten, so Mandl: „Legen Sie ein kompaktes Strategieteam fest, in dem Sie nun eine wirksame, agile Strategie für den Wiederanlauf und die Zeit nach Corona entwickeln. Und das alles ganz pragmatisch in kurz getakteten virtuellen Meetings.“
In der Strategiearbeit gelten ab sofort neue Spielregeln: Bedingt durch die große Unsicherheit braucht es andere Zugänge als in stabilen Phasen. Unternehmensberater Thomas Mandl empfiehlt folgende Herangehensweise:
Strategie als Rahmen sehen:
An die Stelle eines konkreten Zukunftsbildes tritt ein Themenfeld oder ein grobes Ziel. Innerhalb dieses Rahmens werden in kleinen Schritten Möglichkeiten, Chancen und Risiken definiert, agiert, reflektiert und die nächsten Schritte geplant.
Raum für Experimente:
Strategische Ambidextrie bedeutet den gleichzeitigen Umgang mit planbaren und unsicheren Themen zu erlernen. Planbare Themen werden mit bewährten Methoden bearbeitet, unsichere Themen in leistbarem Verlust gedacht. MitarbeiterInnen dürfen experimentieren, ihre Erfahrungen ausgewertet und in die Strategiearbeit eingebunden.
Intensive Kunden- und Marktankopplung:
Die Markt- und Kundensicht wird von Beginn an über Protyping und Feedback intensiv in die Entwicklungsarbeit integriert.
Rasch ins Tun kommen:
Auf Basis des strategischen Rahmens werden mittels agiler Methoden Initiativen aufgesetzt und somit Strategiearbeit im Tagesgeschäft verankert. So gelingt es die Aufmerksamkeit zu erhöhen und die Umsetzungsgeschwindigkeit zu steigern.
Laufend lernen:
Entscheidend sind nicht perfekte Pläne, sondern Umsetzungserfahrungen. Regelmäßig werden die Erfahrungen ausgewertet, das Lernen in der Organisation angeregt und Verbesserungen für die nächste Phase eingeleitet. Strategie wird somit zum Lernprozess für die gesamte Organisation.