Agile Arbeitsformen sind zwar schon stark verbreitet, doch viele Unternehmen nutzen das volle Potenzial dieser modernen Methoden noch nicht aus. Das geht aus einer Studie der Management- und Technologieberatung BearingPoint hervor.
Agile Arbeitsformen sind bei Unternehmen im deutschsprachigen Raum bereits stark verbreitet. Doch es gibt in vielen Bereichen noch Nachholbedarf, insbesondere in sehr großen Unternehmen. Das zeigt die aktuelle Studie „Wie agil ist Ihr Unternehmen?“ der Management- und Technologieberatung BearingPoint. Befragt wurden hierfür Unternehmen in Österreich und Deutschland.
Ein Großteil der befragten Unternehmen in beiden Ländern hat den Mehrwert agiler Arbeitsformen erkannt. Mehr als 90 Prozent gaben an, agile Methoden im Unternehmen bzw. in ihren Teams bereits anzuwenden – vorrangig im IT-Bereich (87 Prozent) und auf Teamebene (95 Prozent). Ein teamübergreifender Einsatz (58 Prozent) und der Einsatz auf strategischer Ebene (40 Prozent) folgt allerdings mit größerem Abstand. Zudem würden bei mehr als der Hälfte der befragten Unternehmen agile Methoden bisher nur in ausgewählten Projekten eingesetzt, vielfach noch parallel zu klassischen Projektmanagement-Methoden.
Andreas Mitter, Senior Manager, Head of Agile Advisory bei BearingPoint Österreich betont: „Agile Transformationen sind wesentlich erfolgreicher, wenn diese vom Top Management mitgestaltet werden. Führungskräfte müssen daher Teil der Veränderung sein.
Knapp 40 Prozent der Befragten geben an, zumindest über ein bis drei Jahre Erfahrung mit agilen Methoden zu verfügen. Stefan Häbich, Managing Director, George Labs GmbH unterstreicht die Bedeutung agiler Methoden im Zeitalter der Digitalisierung: „Benötigt wird wesentlich mehr als lediglich eine angeordnete Veränderung bisheriger Arbeitsweisen. Mut wird einer der Schlüsselkompetenzen für den notwendigen Wandel, definitiv eine der zentralen Herausforderungen für unsere Industrie in den nächsten fünf Jahren.“
Als Topgründe für die Einführung von agilen Methoden werden von den befragten Unternehmen die Erhöhung der Flexibilität (82 Prozent) und die Geschwindigkeit (68 Prozent) genannt. Größtes Potenzial für einen vermehrten Einsatz von agilen Methoden wird in den Bereichen Produktion & Logistik (55 Prozent), Einkauf (52 Prozent) sowie Recht (33 Prozent) gesehen. Ein Vergleich zwischen Klein- und Mittelunternehmen (bis 250 Mitarbeiter) und größeren Unternehmen (ab 250 Mitarbeiter) habe dabei keine wesentlichen Unterschiede bei der Bewertung gezeigt, so BearingPoint.
Unternehmenskultur ist größte Hürde
Andreas Mitter, Senior Manager, Head of Agile Advisory bei BearingPoint: „Laut der Studie ist insbesondere die Unternehmenskultur (69 Prozent) die größte Hürde bei der notwendigen Transformation. Als weitere Herausforderungen wird das Zusammenspiel zwischen agilen und traditionellen Vorhaben (55 Prozent) sowie die bereichsübergreifende Zusammenarbeit (52 Prozent) genannt.“
Als die drei wichtigsten Maßnahmen, um den Erfolg von agilen Transformationen zu erhöhen, nennen die Unternehmen die Etablierung einer agilen Kultur (57 Prozent), den Einsatz agiler Coaches (49 Prozent) und die Stärkung der Selbstverantwortung (46 Prozent).
Mehr Innovationskraft
Jörg Steinbauer, Partner bei BearingPoint erklärt „Es reicht nicht aus, Mitarbeiter und Führungskräfte allein in agilen Methoden zu schulen, sondern es bedarf einer Reflektion der eigenen Unternehmenskultur. Dafür bieten sich agile Coaches an, die individuell, teamübergreifend und organisationsweit Hindernisse auf dem Weg zu einer agilen Organisation identifizieren und beseitigen. Die Studie hat klar ergeben, dass gerade jene Unternehmen, die eher eine agile Organisationsform als Grundlage haben, eine deutlich höhere Innovationskraft aufweisen, als Unternehmen mit klassischeren Organisationsformen.“ Auch lasse sich ein leichter Trend erkennen, dass diejenigen, die bereits schon länger auf agile Methoden setzen, ebenso einen höheren Innovationsgrad besitzen.
Nahezu alle befragten Unternehmen gaben an, dass Agilität auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen wird und mehr als zwei Drittel ist der Ansicht, dass die Relevanz noch weiter zunehmen wird. Je länger das eigene Unternehmen bereits mit agilen Methoden arbeite, umso höher stufen die Befragten die Relevanz von Agilität in der Zukunft ein. Alfred Mahringer, Director Corporate Portfolio- & Projectmanagement bei A1 Telekom Austria AG ist sich sicher, dass Organisationen in Zukunft ganz anders aussehen werden: „Wir werden klassische Bereiche wie Marketing und IT nicht mehr finden – weil sie wirklich, wirklich integriert arbeiten.“
Jörg Steinbauer: „Die Krise zeigt uns sehr deutlich, wer nachhaltig für die digitale Zukunft vorbereitet war, arbeitet in agilen Organisationsformen sowie agilen Mindsets.“
Über die Studie
Die Studie „Agile Pulse“ ist eine Kombination aus einer Online-Studie, an der sich 258 Personen beteiligt haben, sowie einer Interviewserie mit Führungskräften unterschiedlicher Branchen in Deutschland und Österreich. Der Schwerpunkt der Studie lag auf dem agilen Reifegrad der Unternehmen und dem Stellenwert der Agilität in der Zukunft.
https://www.bearingpoint.com/de-at/unser-erfolg/insights/agile-transformation/