Laut einer aktuellen Umfrage der Beratungsgesellschaft EY gehen 73 % der global tätigen Unternehmen von massiven Auswirkungen durch Covid-19 auf die internationale Wirtschaft aus. Vier von zehn Managern erwarten schwerwiegende Belastungen für ihre Rentabilität und Margen. Nur fünf Prozent rechnen mit keinerlei Auswirkungen. Befragt wurden im Rahmen des „Capital Confidence Barometer“ 2.900 Führungskräfte von Großunternehmen.
Trotz der schmerzhaften Einschnitte will knapp ein Drittel der Unternehmen den derzeitigen Personalstand beibehalten. Mehr als 90 % der Betriebe fasst jedoch eine Anpassung der Lieferketten, verstärkte Automatisierung und eine beschleunigte digitale Transformation ins Auge. „Etliche Unternehmen haben schon vor der Corona-Krise einen harten Sparkurs gefahren – der wird jetzt noch deutlich an Intensität gewinnen“, erwartet Gunther Reimoser, Country Managing Partner von EY Österreich. „Ein weiteres Ergebnis wird die Erkenntnis sein, dass die digitale Transformation noch viel zügiger umgesetzt werden muss. Ohne ein funktionierendes digitales Geschäftsmodell wird es zukünftig nicht mehr gehen. Schonungslos wurden in den vergangenen Wochen auch die Schwachstellen in den Lieferketten aufgedeckt. Auch hier werden viele Unternehmen zügig nachbessern.“
In der Personalfrage hätten die Unternehmen jedenfalls aus der Finanzkrise gelernt, meint Reimoser. Jene Betriebe, die damals an ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern festgehalten haben, konnten vom anschließenden Aufschwung profitieren und kamen vergleichsweise gut aus der Krise. Die großzügigen Regelungen für Kurzarbeit ermöglichen, den Beschäftigungsstand stabil zu halten.
Dennoch sind die Auswirkungen der Krise in einigen Branchen enorm. Die Autoindustrie, der Maschinenbau, Tourismus und Gastgewerbe und zum Teil der Handel sind derzeit am stärksten betroffen. „In vielen Bereichen stockt die Produktion – auch weil infolge unterbrochener Lieferketten Teile fehlen. Das führt gerade in der Autoindustrie, aber auch im Maschinenbau zu Umsatzeinbußen. Der Handel bietet dagegen ein geteiltes Bild: Während Unternehmen mit Produkten des täglichen Bedarfes und einem guten Onlinehandel ausgelastet sind, ist der Absatz bei anderen praktisch zum Erliegen gekommen“, so Reimoser.
Ein weiterer Lerneffekt aus der Finanzkrise: Angesichts sinkender Bewertungen von Übernahmekandidaten wird es zu einem deutlichen Anstieg der M&A-Aktivitäten kommen. „Die Unternehmen weltweit beobachten den M&A-Markt nun mit besonders wachem Blick“, weiß Eva-Maria Berchtold, Partnerin und Leiterin des Bereichs Transaction Advisory Services bei EY Österreich. „Hochwertige und verhältnismäßig günstige Übernahmekandidaten können den Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil bringen.“