12 Persönlichkeiten, die Österreich beweg(t)en.
Sabine Haag
Nach einem unrühmlichen Prozedere bleibt das Kunsthistorische Museum in bewährten Händen. Einen Monat vor Dienstantritt hatte sich der designierte Generaldirektor Euke Schmidt im Herbst entschieden, doch Direktor der Uffizien in Florenz zu bleiben. Aus der neuerlichen Ausschreibung ging Sabine Haag, die den KHM-Verband seit 2009 führt, abermals als bestgeeignete Kandidatin hervor. Die 57-Jährige hatte während der Querelen höchst professionell und loyal agiert und das Haus auch nach der Bestellung Schmidts interimistisch geleitet. Der deutsche Musemsmanager musste der Republik Österreich Schadenersatz leisten – kolportiert wurde eine Zahlung von 40.000 Euro.
René Benko
Die Einkaufstour des Investors geht weiter: Immobilien, Kaufhäuser, Medien. 2019 kamen zu seinem Imperium u.a. das New Yorker Chrysler Building, der Flughafen Bozen und die restlichen Anteile der Karstadt-Kaufhof-Gruppe, die nunmehr zur Gänze im Eigentum von René Benkos Signa Holding ist. Auf die Übernahme aller Anteile der deutschen Funke-Mediengruppe an Krone und Kurier spitzt der 43-jährige Innsbrucker weiterhin, die Anteile der Familie Dichand wolle er jedoch nicht angreifen, wie er in einem Presse-Interview betonte. Auch die Redaktionen sollten unabhängig bleiben, er verfolge rein wirtschaftliche Interessen.
Olga Neuwirth
150 Jahre hatte es gedauert, bis an der Wiener Staatsoper erstmals das Werk einer Frau uraufgeführt wurde. »Besser spät als nie«, sagte Olga Neuwirth, deren Oper »Orlando« am 8. Dezember 2019 Premiere feierte. 2006 war die 1968 in Graz geborene Musikerin, die mit ihren Kompositionen alle musikalischen und darstellerischen Konventionen sprengt, schon einmal knapp dran. Das Haus am Ring lehnte jedoch das von Elfriede Jelinek verfasste Libretto »Der Fall W.« zum Thema Missbrauch ab.
Alexander Everke
Das zähe Ringen lohnte sich: Im zweiten Anlauf konnte Alexander Everke, CEO des steirischen Chipherstellers ams, Osram-Vorstand Olaf Berlien und die Mehrheit der Aktionäre von der Übernahme überzeugen. Osram ist einer der führenden Leuchtmittelhersteller weltweit – ams als typischer Hidden Champion deutlich kleiner, aber am Weg zu einem »europäischen Champion«, so Everke. Die Rekordbilanzen des Konzerns entzünden an der Züricher Börse Jahr für Jahr ein Kursfeuerwerk.
Peter Handke
Heftige Proteste löste die Verleihung des Literaturnobelpreises 2019 an Peter Handke aus – nicht wegen der Qualität seiner Werke, sondern wegen umstrittener Äußerungen zum Völkermord in Srebrenica. Der streitbare Schriftsteller, Sohn einer Kärntner Slowenin, der seit vielen Jahren nahe Paris lebt, hielt zudem 2006 die Grabrede bei der Beerdigung des serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic. Die mit rund 830.000 Euro dotierte Auszeichnung ging nach 2004 (Elfriede Jelinek) abermals an einen österreichischen Autor. Jelinek verteidigte die Entscheidung der Schwedischen Akademie: »Der große Dichter Handke hat den Nobelpreis zehnmal verdient.«
Andreas Treichl
Kaum ein anderer Bankmanager prägte und polarisierte in den vergangen zwei Jahrzehnten so stark wie Andreas Treichl. Ende Dezember 2019 trat der 67-Jährige als Generaldirektor der Erste Bank ab. Nie um ein Bonmot verlegen, zeigte der Banker auch in den Krisenjahren Entertainer-Qualitäten. Unermüdlich forderte er weniger Steuern, weniger Regulierung, mehr Mut zum Risiko, mehr Bildung. Der lange Zeit bestverdienende Manager Österreichs – 4,4 Millionen Jahresgehalt – träumt von einer Weltreise. Außerdem locken Gastprofessuren, u.a. in Los Angeles. Die Politik hingegen nicht.
Barbara Stelzl-Marx
Mit Forschungsarbeiten über Besatzungskinder und Migration machte Barbara Stelzl-Marx Geschichte lebendig und sorgte für eine Enttabuisierung im öffentlichen Diskurs. Im Jänner 2020 wurde die Historikerin als Wissenschafterin des Jahres ausgezeichnet. Die 48-Jährige ist seit 1993 am Ludwig-Boltzmann-Institut für Kriegsfolgenforschung tätig, 2018 übernahm sie dort die Leitung. Seit dem Vorjahr lehrt sie zudem als Professorin für europäische Zeitgeschichte an der Universität Graz.
Marcel Hirscher
Nach acht Weltcup-Gesamtsiegen in Folge war Schluss: Marcel Hirscher verabschiedete sich im September 2019 in die Skipension. Wie groß die Lücke ist, die der 30-Jährige hinterließ, spürt der ÖSV seither schmerzlich, blieben doch die großen Erfolge bisher weitgehend aus. Insgesamt gewann der Rekordsieger vier Millionen Euro an Preisgeldern, lukrative Verträge mit Sponsoren und Ausrüstern sorgten für einen dicken finanziellen Polster für die Zeit nach der Karriere. In Kitzbühel feierte Hirscher heuer bei der Audi driving experience ein kleines Comeback – allerdings hinter dem Lenkrad.
Peter Oswald
Neue Ära in der Papierindustrie: Der Chef des südafrikanisch-britischen Konzerns Mondi wechselt als Vorstandsvorsitzender zur Mayr-Melnhof Karton AG. Wilhelm Hörmanseder übergibt am 1. Mai 2020 nach 30 Jahren in der MM-Gruppe an den neuen CEO. Der gebürtige Österreicher Oswald war seit 1992 bei Mondi tätig. Bei Mayr-Melnhof stehen große Investitionen bevor: Rund 130 Millionen Euro fließen in die Errichtung einer Fertigungsanlage bei Leoben.
Klaus Kumpfmüller
Der bisherige FMA-Vorstand Klaus Kumpfmüller wird neuer CEO der Hypo Oberösterreich. Der 50-Jährige tritt die Nachfolge des im November überraschend verstorbenen Generaldirektors Andreas Mitterlehner an. Kumpfmüller wird die Bank künftig mit Thomas Wolfsgruber leiten. Zuvor sieht die Europäische Zentralbank jedoch eine »Cooling-off-Phase« von sechs bis zwölf Monaten vor, wenn ein Wechsel von der Aufsichtsbehörde in ein beaufsichtigtes Unternehmen erfolgt. In der FMA wird somit ein Vorstandssitz frei – das Postenkarussell kann sich zu drehen beginnen.
Jaroslava Haid-Jarkova
Die Diplomingenieurin Jaroslava Haid-Jarkova ist seit Jahresbeginn General Manager für Wasch- und Reinigungsmittel beim Marktführer Henkel CEE in Österreich. Die Absolventin der Wirtschaftsuniversität Prag arbeitet seit 23 Jahren in der Unternehmensgruppe, war Präsidentin von Henkel Tschechien und zuletzt in der Konzernzentrale in Düsseldorf tätig. Die 48-Jährige ist mit einem Österreicher verheiratet und lebt seit 20 Jahren in Wien.
Peter Lehner
Seit 1. Jänner 2020 ist Peter Lehner Obmann der neuen Sozialversicherung der Selbständigen (SVS). Als Vorsitzender der Überleitungskommission hat er maßgeblich die Fusion von SVA und SVB mitgestaltet. Zuvor war der 50-Jährige Obmann-Stellvertreter der Pensionsversicherungsanstalt und Mitglied der Trägerkonferenz des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger. In seiner Heimatstadt Wels fungiert er seit 2009 als Stadtrat für Wirtschaft und Stadtentwicklung.