Forschungsarbeiten, Prognosen und erste Umsetzungen: Statements zu KI, Machine Learning & Co. aus dem Markt.
Wolfgang Hesoun, Vorsitzender des Vorstands Siemens AG Österreich
Bild: (c) Siemens
»Siemens hat vor über 30 Jahren begonnen, an KI zu forschen. 1995 sind die ersten neuronalen Netzwerke für die Optimierung energieintensiver Stahlwerke online gegangen. Das war damals ein großer Erfolg und wir haben die Forschung weiter vorangetrieben – auch zu einer Zeit, als das Thema weniger populär war als heute. Das kommt uns und unseren Kunden heute zugute: Wir haben in den vergangenen 30 Jahren eine Menge Know-how und ein sehr gutes Portfolio im Bereich der Künstlichen Intelligenz aufgebaut.
KI wird heute sehr breit eingesetzt, inzwischen in praktisch allen Unternehmensbereichen von Siemens. Das Potenzial der künstlichen Intelligenz für die Industrie ist enorm: Transporter finden selbstständig ihren Weg durch Fabrikhallen, Anlagen optimieren im laufenden Betrieb ihren Energieverbrauch und Maschinen nehmen während der Fertigung Qualitätskontrollen vor und justieren selbstständig nach. Mit steigender Vernetzung kann die KI-Software lernen, auch zwischen den Zeilen zu lesen. Dadurch lassen sich viele komplexe Zusammenhänge in Systemen aufdecken, die der Mensch noch nicht oder nicht mehr überblicken kann. KI verdrängt den Menschen jedoch nicht, sondern ist eine Art Intelligenzverstärker für den Menschen.«
Rudolf Bauer, Business Unit Manager Advanced Analytics and Cognitive Solutions, Axians
Bild: (c) Axians
»KI kommt vor allem bei der Analyse von digitalen Textdokumenten zum Einsatz, wo die Dokumentation von Anlagen beziehungsweise das Festhalten von vertraglichen Vereinbarung Kernbestandteil der Geschäftstätigkeit ist. Auszugsweise hierzu kann die Bauindustrie mit der Analyse der Dokumente im Rahmen der Bauprojekte genannten werden. Aber auch der Anlagen- und Fahrzeugbau hat eine Unmenge von Anlagenbeschreibungen, dessen Inhalt mit Hilfe von KI einfach zugängig gemacht werden kann.
Machine-Learning-Verfahren wiederum kommen vermehrt dann zum Einsatz, wenn der Kunden in seinem Geschäftsbereich vorausschauend agieren möchte und dafür eine die unterschiedlichsten Quellinformationen verwenden möchte. Ein beliebtes Beispiel hierbei ist die Optimierung von Prozessen – auch in der Fertigung – und die Reduktion von Betriebskosten durch vorausschauendes Planen und Agieren. Typische Anwendungsfälle hierzu sind die Messung und Optimierung der Fertigungsstraßen, die vorausschauende Wartung und Instandhaltung bei Anlagen sowie auch das vorausschauende Planen von Ressourcen und Teilen in der produzierenden Industrie.«
Ulrike Huemer, Chief Information Officer der Stadt Wien
Bild: (c) Stadt Wien
»Ende 2018 wurde die KI-Strategie der Stadt Wien entwickelt, um das Potenzial von Methoden der künstlichen Intelligenz auszuschöpfen. Sie hat das Ziel, Anwendungsfälle zur Effizienzsteigerung bestehender Abläufe und neue Services zu identifizieren und Wien damit einen weiteren Schritt auf dem Weg zur ›Digitalen Hauptstadt Europas‹ zu machen. Grundlage für künftige KI-Umsetzungen sind generische Usecases aus den Bereichen Anomalieerkennung, Video- und Bilddatenanalyse, Text- und Spracherkennung sowie Zeitreihenanalysen.
Mithilfe von Spracherkennung und selbstständigem Lernen kann der WienBot Antworten zu 350 Themen aus der Stadtverwaltung liefern. Mit jeder Frage lernt der WienBot dazu. Der Wiener Krankenanstaltenverbund hat ein laufendes Projekt, bei dem mit Hilfe des IBM Watson unter anderem eine semantische Suche im Bereich der klinischen Dokumentation für eine bessere und automatisierte Leistungscodierung von medizinischen Diagnosen eingesetzt werden kann. Damit kann den Ärztinnen und Ärzten Zeit erspart werden und die Verrechnung der Leistungen effizienter erfolgen.
Die Wiener Linien haben in Kooperation mit dem AIT in der Seestadt Aspern unter Realbedingungen zwei autonom fahrende Busse 20. Juli 2018 in Betrieb genommen.«
Patricia Neumann, Generaldirektorin IBM Österreich
Bild: (c) IBM
»KI kreiert tausende neue Möglichkeiten und stößt Türen in digitale Welten auf, die vorher unerreichbar waren. Um bei diesem Fortschritt nicht den Anschluss zu verpassen, investieren viele Unternehmen derzeit kräftig in die neue Technologie. KI ist grundsätzlich für alle Branchen interessant. Die Technologie bringt überall dort einen großen Mehrwert, wo es um die Auswertung vieler Daten geht. Die KI soll dabei den Menschen unterstützen, Nutzen aus den Daten zu ziehen, die sowohl in strukturierter als auch unstrukturierter Form zur Verfügung stehen können. Watson als KI-Lösung von IBM ist in über 45 Ländern und 20 verschiedenen Branchen im Einsatz.
So nutzt zum Beispiel die Versicherungskammer Bayern die Watson Technologie für die zügige Beantwortung von Kundenanfragen. Fahrzeughersteller wie VW oder BMW nutzen sie für eine stärkere Personalisierung von Mobilitätsdiensten oder des Fahrerlebnisses. Banken verwenden Watson als internen Assistenten in der Beratung. Das österreichische Startup Anyline bringt dem Smartphone das Lesen bei und KONE bestimmt mit Watson KI den optimalen Zeitpunkt für Aufzugswartung. Die Lufthansa Group setzt IBM Watson-Technologie in ihrem internen Service and Help Center ein, damit 19.000 Mitarbeiter der Lufthansa weltweit die Fragen von Passagieren schneller und exakter beantworten können.«
Albert Moik, Leiter Applied Intelligence Accenture Österreich
Bild: (c) Accenture
»Man kann bereits heute eine große Lücke wahrnehmen – zwischen jenen Unternehmen, die KI erfolgreich einsetzen und jenen, die dies noch nicht tun. KI soll zunächst in unterstützenden Prozessen eingesetzt werden, nicht sofort im Kerngeschäft – etwa für eine automatische Kategorisierung eingehender Kundenanliegen. Danach folgt die Entwicklung einer umfassenden KI-Strategie, wo KI im Unternehmen eingesetzt werden kann. Diese führt Schritt für Schritt zum Kerngeschäft hin. Hier werden auch die großen Effekte erzielt – erfolgreiche KI-Projekte haben oft einen außerordentlichen Business Case oder Return on Investment, Faktor zehn in kurzer Zeit. Ein erfolgreiches Beispiel kommt aus einem Handelsunternehmen, das das Produktportfolio um 50 % reduzieren konnte – bei gleichem Umsatz und anhaltender Kundenzufriedenheit.
Die Ergebnisse sind generell Effizienzsteigerung, die Erschließung neuer Umsatzpotenziale und die Verbesserung der Kundeninteraktion. Product-Recommendation und Chatbots sind mittlerweile für Unternehmen jeder Größe möglich.
Natürlich gelingt nicht jedes KI Projekt. Die größten Fehler, die hier gemacht werden, sind eine zu technische Herangehensweise, der Do-it-yourself-Ansatz Ansatz und der zeitkostende Versuch, alles vorab zu definieren. KI sollte immer vom Fachbereich getrieben und von Profis mitentwickelt und umgesetzt werden sowie dem Motto ›Proof it – Do It‹ folgen. Und vor allem: KI ist Chefsache.«
Dorothee Ritz, General Manager Microsoft Österreich
Bild: (c) Microsoft
»Unternehmen sind in einem Umfeld angekommen, in dem Strategien laufend angepasst werden müssen – weil es der Markt einfach erfordert. Die digitale Transformation und der Einsatz von AI sind zu Beginn oft ein steiniger Weg. Sie erfordern immense Ressourcen: geeignetes Personal und Geld. Es braucht Mut, um gewohnte Wege zu verlassen und Ressourcen für Dinge einzusetzen, die nicht hundertprozentig planbar sind. Meist mangelt es an klaren Unternehmensstrategien, Investitionen, Vertrauen in die Cloud und die Treiber der Digitalisierung sind oft noch IT-Angestellte. Um dem Ziel näher zu kommen, muss Digitalisierung Chefsache werden.
Eine internationale Microsoft-Studie zu AI und Leadership zeigt: Mittels AI lässt sich Zeit in der Führungsebene sparen. Diese wird wiederum in Motivation der MitarbeiterInnen, aber auch in das Eingreifen neuer Marktchancen und das Setzen der richtigen Ziele investiert. Bevor das Unternehmen vom internationalen Wettbewerb überholt wird, müssen Führungskräfte aufwachen und jetzt die Chancen der Digitalisierung nutzen.
Durch den Einsatz von Machine Learning erwarten sich Österreichs Unternehmen eine Prozessoptimierung. Digitalisierung und AI bieten jedoch viel mehr. Mit einem digitalen Wandel im Unternehmen ist es möglich, Kunden mit einem besseren Angebot zu begeistern und gleichzeitig auch langfristig zu binden. Innovation und Digitalisierung sind eng miteinander verknüpft und Garant für Wachstum und Arbeitsplätze. Österreich muss Fahrt aufnehmen, um auch künftig attraktiver Wirtschaftsstandort zu sein.«