Sonntag, Dezember 22, 2024
Innovation: drei Praxisbeispiele

Fliegend erfasst

Auf bis zu ein Viertel des ursprünglichen Aufwands können Vermessungsarbeiten in der Fläche mithilfe von Flugdrohnen reduziert werden.

Seit gut einem Jahr setzt Wopfinger Transportbeton auf Drohnentechnologie für Vermessungsarbeiten. Eine gemeinsam mit der Baumit GmbH angekaufte Drohne »Matrice 600 Pro« des Herstellers DJI ist entsprechend gewerblich zertifiziert und entlastet Markscheider Johann Kutterer und sein Team bei der Vermessung von Kiesabbaustätten und Instandhaltungsarbeiten bei der Erfassung von Gebäuden und Dächern. Das Fluggerät fertigt auf vorprogrammierten Routen Aufnahmen an, die vertikal und horizontal überlappend in der Nachbearbeitung am Rechner zusammengefügt und photogrammetrisch ausgearbeitet werden. Für die teilautomatisierte Planerstellung mit Fixpunkten, also mit bekannten Koordinaten, werden eigens gekennzeichnete Platten im Gelände aufgelegt, die von der Kamera ebenfalls erfasst werden.

Mehr als 20.000 Euro wurden in die Technik inklusive Software und der in Österreich im gewerblichen Bereich verpflichtenden Pilotenausbildung investiert. Die Anschaffung zahlt sich aus, wie Kutterer gegenüber Report(+)PLUS beschreibt. Vor allem bei der Vermessung großer Flächen –15 bis 20 Hektar große Vermessungsprojekte sind keine Seltenheit – operieren Pilot und Gerät weitaus effizienter. Zudem sei mit gut 30 Einsätzen jährlich die Auslastung in der Unternehmensgruppe sehr hoch. »Während wir das Gelände einer Abbaustätte früher in zwei Tagen vermessen haben, schaffen wir das mit der Drohne heute an einem halben Tag«, rechnet der Markscheider vor.

Eine völlige Ablöse der Vermessungstrupps im Gelände sieht er trotzdem nicht – die Drohne sei eher in der Fläche einsetzbar und wetterabhängiger als der Mensch. Kutterer plant schon die nächsten Schritte in der automatisierten Geländeerfassung: Das Fluggerät kann auch Laserscanner tragen, mit denen die Höhenachse in der Punktwolke zentimetergenau erfasst wird. Mit einem Scanner wird dann auch die Dokumentation von Anlagen wie etwa eines Betonwerks vereinfacht. Techniker könnten damit nachträglich präziser Distanzen und Oberflächen in den Aufnahmen prüfen und vergleichen.


Digitaler Zwilling

ToolSense hat sich in kurzer Zeit vom studentischen Projekt zu einem Startup mit 19 Mitarbeitern entwickelt.

Weil sie immer wieder von Maschinen- und Gerätediebstählen auf Baustellen gehört haben, entwickelten Benjamin Petterle, Rostyslav Yavorskyi, Stefan Öttl und Alexander Manafi in ihrer Freizeit eine eigene Anti-Diebstahl-Lösung. Aus der Freizeitbeschäftigung wurde ein Seminarprojekt an der FH Technikum Wien und nach der Entwicklung eines ersten Prototyps beschlossen die vier Freunde, mit dieser Idee ein Unternehmen zu gründen. Nach zweieinhalb Jahren graduiert das Startup ToolSense nun aus dem Inkubator-Programm der FH Technikum.

In dieser Zeit hat ToolSense eine echte Erfolgsgeschichte hingelegt: Branchenführer aus der Industrie wie Tyrolit, Stihl oder Metabo setzen mittlerweile auf »ToolSense IOT«. Das innovative Unternehmen hat aktuell bereits 19 Mitarbeiter. Mit der IoT-Lösung bieten diese die Digitalisierung industrieller Maschinen, wie zum Beispiel Baumaschinen, Wandsägen, Diamantkernbohrer oder Bodenschleifmaschinen. Vernetzt und mit jeder Menge Intelligenz ausgestattet, können Störungen prognostiziert und die Lebensdauer der Maschinen verlängert werden. Über die Softwareplattform können die Kunden mit den digitalen Zwillingen der Maschinen arbeiten und so die betriebliche Produktivität deutlich steigern.


Die digitale Transportwelt

Die Plattform digido ermöglicht den geschützten Austausch von Transportdaten und macht Lieferscheine in Papierform überflüssig.

Zwischen Verkäufer, Lieferanten und Kunden werden immer noch Unmengen an Papier ausgetauscht. Und das, obwohl viele Unternehmen ihre Lieferscheine bereits elektronisch produzieren, sie dann aber ausdrucken oder per Fax verschicken. Dies stellt nicht nur einen enormen Aufwand, sondern auch eine große Fehlerquelle dar. Deshalb hat die Altstoff Recycling Austria (ARA) mit DiGiDo eine digitale Plattform zum schnellen, effizienten und geschützten Austausch von Transportdaten entwickelt. Es handelt sich dabei um einen intelligenten »elektronischen Briefträger«, der Daten vom Übergeber digital erhält und diese in Echtzeit an den Transporteur und den Empfänger der Waren digital weiterleitet.

Die vom Übergeber, Transporteur oder Übernehmer eingegebenen Lieferscheindaten werden dabei an alle am Transportprozess Beteiligten automatisch übermittelt. Damit haben etwa Entsorger oder Baufirmen ihre Lieferscheindaten bereits in ihrem ERP-System, während der Lkw noch unterwegs ist. DiGiDo verspricht signifikante Produktivitätssteigerungen durch den Wegfall von Mehrfacherfassungen und Korrekturen von denselben Transportdaten sowie eine große Zeit- und Kostenersparnis. Den Nutzern steht damit auch eine zuverlässige Datenbasis für Materialwirtschaft, Rechnungskontrolle und Finanzwesen zur Verfügung.

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