Die Gewinnung mineralischer Rohstoffe stellt immer einen Eingriff in die Natur dar. Wie die Artenvielfalt dennoch gewahrt bleiben kann, zeigen die vom Forum mineralische Rohstoffe für ihr Engagement mit dem Nachhaltigkeitspreis ausgezeichneten Unternehmen.
Mineralische Rohstoffe sind eine wichtige Grundlage unseres Wohlstands. Häuser und Straßen, elektronische Geräte, Medikamente und viele andere Güter des täglichen Lebens wären ohne sie nicht herstellbar. Zudem ist die Gewinnung und Verarbeitung von Rohstoffen ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Der weltweite Bedarf an mineralischen Rohstoffen wächst unaufhörlich und wirft die Frage auf, wie Versorgung, Nutzung und Umwelt in Zukunft effizienter gestaltet werden können.
Ob Sand, Kies, Naturstein, Industrie-minerale oder Erze – jeder mineralische Rohstoff, der aus der Erdkruste gewonnen wird, stellt einen Eingriff in die Natur dar. Die biologische Artenvielfalt, das genetische Artenpotenzial und die verschiedenen Ökosysteme reagieren darauf höchst unterschiedlich. Dennoch besteht zwischen Rohstoffgewinnung und Biodiversität kein
Widerspruch.
Wertvoller Lebensraum
In Österreich werden in rund 350 Steinbrüchen und 950 Sand- und Kiesgruben mineralische Rohstoffe gewonnen. Um Kosten und Belastungen für Umwelt und Anrainer zu minimieren, werden Transportwege so gering wie möglich gehalten. Nach Ausschöpfen der Lagerstätten wird die in Anspruch genommene Fläche der Natur wieder zurückgegeben.
Gerade Steinbrüche, Sand- und Kiesgruben weisen eine überdurchschnittlich hohe Biodiversität auf. Die offenen Flächen bieten ideale Lebensbedingungen für Tier- und Pflanzenarten, die aufgrund exzessiver Landwirtschaft und der fortschreitenden Versiegelung der Landschaft kaum noch vorkommen.
Was manche Menschen etwas abfällig als »Gstettn« bezeichnen, ist als Trockenrasenfläche für den Triel oder die Zauneidechse ein wertvoller Lebensraum, ebenso die steile Felswand im Steinbruch für den Uhu, Sand- und Lehmwände als Bruthöhlen für Uferschwalben und Bienenfresser sowie kleine Tümpel für diverse Amphibien.
Bei einigen dieser Arten hat sich der Bestand in den vergangenen Jahrzehnten deutlich reduziert. Die Kreuzkröte, die vegetationsarme Flächen mit ausreichenden Versteckmöglichkeiten bevorzugt, kann sich fast nur noch an die lockeren und sandigen Böden von Kiesgruben halten. Auch Tiere, die auf der »Roten Liste« der gefährdeten Arten stehen und in der freien Natur kaum noch anzutreffen sind, haben dort einen neuen (Über-)Lebensraum gefunden.
Vorbildliche Projekte
Alle drei Jahre lädt das Forum Rohstoffe seine Mitgliedsunternehmen ein, ihre Aktivitäten einer breiteren Öffentlichkeit zu präsentieren. Die Vielfalt der eingereichten Projekte der vergangenen Jahre zeigt, dass der verantwortungsvolle Umgang mit der Umwelt nicht zwingend an kostspielige Maßnahmen gebunden ist.
Die Nachhaltigkeitspreise für das Jahr 2015 gingen an Unternehmen in Nieder-österreich und der Steiermark. In der Kategorie Wirtschaft gewann die Hengl Mineral GmbH. Das in Limberg ansässige Unternehmen hatte aufgrund wiederkehrender erheblicher Überschwemmungen in der Region gemeinsam mit der Marktgemeinde Sitzendorf an der Schmieda die Idee entwickelt, an einer Engstelle im Betriebs-areal einen Damm zu errichten und den Steinbruch als Retentionsbecken zu nutzen. Nach nunmehriger Fertigstellung ist ein hundertjähriger Hochwasserschutz gewährleistet. Gleichzeitig entstand für die Anrainer ein neuer Freizeitbereich am Grundteich mit Grillplätzen und Bademöglichkeiten.
Preisträger in der Kategorie Soziales war Saint-Gobain Rigips Austria mit dem Projekt »Safety First«. Gesundheit und Arbeitssicherheit haben in dem Baustoffunternehmen höchste Priorität. »Null Unfälle« lautet das langfristige Ziel – entsprechend viel Aufmerksamkeit wird in Ursachenforschung, Prävention und Fortbildung investiert. Laufend werden alle Arbeitssituationen untersucht; Zertifizierungsmaßnahmen, der Managementansatz SMAT sowie Trainings im Zeichen von EHS (Environment, Health, Safety) sind die Basis, damit alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Abend so gesund nach Hause gehen, wie sie am Morgen gekommen sind.
Die Auszeichnung in der Kategorie Umwelt, gemeinsam vergeben mit BirdLife Österreich, erhielt Wopfinger Transportbeton. Das Unternehmen entwickelte für den Standort Untersiebenbrunn ein umfassendes Konzept, das Maßnahmen für den Natur- und Artenschutz nicht erst nach Abbauende, sondern sofort realisiert. So sollen die Auswirkungen des in den letzten Jahren stark intensivierten Betriebsstandortes weitgehend reduziert werden. Die vom Land Niederösterreich als Schutzgut ausgewiesenen Vogelarten Triel und Brachpieper wurden eigene artgerechte Flächen gestaltet. Ein Renaturierungskonzept für die beiden Nassbaggerungsflächen als zukünftige Landschaftsteiche sollen folgen. Dieses Projekt konnte auch die Jury beim Sustainable Development Award des Europäischen Gesteinsverbands UEPG 2016 in Brüssel überzeugen. Wopfinger konnte sich in der Kategorie »Environmental Best Practice« gegen 13 exzellente Einreicher behaupten.
Im Mai 2019 geht der Nachhaltigkeitspreis des Forum Rohstoffe in die nächste Runde. Und wer weiß – vielleicht wieder mit Vorbildwirkung für ganz Europa.
Nachhaltigkeitspreise 2018
Ziel: Um das Bewusstsein für den verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt zu schärfen, zeichnet das Forum Rohstoffe alle drei Jahre in den Kategorien Wirtschaft, Umwelt und Soziales Unternehmen aus, die durch innovative Projekte in diesen Bereichen modernen Unternehmergeist und Engagement zeigen.
Kriterien: Die Ideen und Projekte können in Planung, Umsetzung oder seit maximal zwei Jahren abgeschlossen sein. Umfang und Größe des Projekts sowie des Unternehmens sind nicht entscheidend. Beurteilt werden der relative Nutzen (für die Natur, die Wirtschaft, die Mitarbeiter etc.), die kommunikative Komponente des Projekts (Einbindung von Schulen, Medien, Behörden, Gesellschaft etc.) und der verantwortungsvolle Umgang mit der Umwelt.
Vergabe: Alle eingereichten Projekte werden durch eine unabhängige Expertenjury geprüft. Der Nachhaltigkeitspreis 2018 wird am 7. Mai 2019 im Palais Niederösterreich in Wien verliehen. Die österreichischen Preisträger nehmen auch am »Sustainable Development Award 2019« teil, der am 20. November 2019 vom Europäischen Gesteinsverbands UEPG vergeben wird.