Das alljährliche Forschungsforum der österreichischen Fachhochschulen fand im April in Salzburg statt. Neben der Präsentation zahlreicher Innovationsprojekte wurde der Ruf nach besseren Rahmenbedingungen laut.
Salzburg wurde Anfang April zum Hot-Spot der heimischen Forschungs-Community. Mehr als 300 ForscherInnen, VertreterInnen der Politik sowie Wirtschaftspartner folgten der Einladung der Fachhochschul-Konferenz Österreich (FHK) und des Gastgebers FH Salzburg zum mittlerweile 12. Forschungsforum. Die zweitätige Konferenz hat bereits einen gewissen Traditionsstatus. »Wir sind nicht nur gemäß Fachhochschulen-Studiengesetz seit Beginn 1993 zur Forschung verplichtet, sondern nehmen das auch sehr ernst«, betont Raimund Ribitsch, Präsident der FHK und Geschäftsführer der FH Salzburg. »Anders als die Universitäten aber haben wir keine nachhaltige Finanzierung«, spricht Ribitsch das Auslaufen der Planungsgrundlage für die FHs in Österreich an. Mit Ende des Sommersemesters ist der aktuelle Fachhochschul-Entwicklungs- und Finanzierungsplan Geschichte. Für die FHs beginne damit – aus heutiger Sicht – eine planlose Zeit.
»Wir freuen uns über die Ankündigung von Bundesminister Heinz Faßmann der Finanzierung von zusätzlichen Studienplätzen für 2019. Die Auschreibung dieser Plätze fehlt aber noch«, thematisiert Ribitsch den »enormen Druck« im FH-Sektor. Rund 70 % der Kosten einer Fachhochschule sind Personalkosten. Bei steigender Inflationsrate sei es auch ohne Valorisierung der Fördersätze praktisch unmöglich, gutes Lehr- und auch Forschungspersonal zu bekommen und bestehende Fachkräfte zu halten. Seit 1993 gab es bis dato lediglich zwei Anpassungen der Fördersätze. Der Finanzierungsschlüssel für einen Studienplatz einer FH reicht von 6.970 bis 8.850 Euro, je nach technischer Ausprägung des Studiengangs.
Wermutstropfen Doktorat
Fachhochschulen dürfen – anders als Privatuniversitäten – keine eigenen DissertantInnen betreuen. Sie haben nicht die Möglichkeit, selbst Doktoratsprogramme anzubieten. Auch wenn in einzelnen Projekten mit Universitäten gemeinsam Studierende betreut werden, die DissertantInnen fehlen letztlich bei der Forschungsarbeit in den FHs. Viele kehren nach dem Schritt zur Universität nicht mehr zurück. »Wir sehen oft, dass die Universitäten angewandte Themen nicht im Fokus haben. Die Gesellschaft verlangt Antworten auf die Herausforderungen in den Bereichen Digitalisierung, Umwelt und Migration. Fachhochschulen können hier Antworten geben, da es sich um angewandte Fragestellungen einer nutzen- und transferorientierten Forschung handelt. Wir benötigen aber bessere Rahmenbedingungen«, fordert Ribitsch.
Bei der Konferenz in Salzburg wird betont, keine Konkurrenz-Situation mit anderen Bildungseinrichtungen zu wollen – de facto sei dies aber Gegenstand der öffentlichen Wahrnehmung. Dabei sind die Erwartungen an die Fachhochschulen groß: 15 % der Studierenden in Österreich werden derzeit an Fachhochschulen ausgebildet. Künftig sollen es mittelfristig 30 % und langfristig 60 % sein. Auch Roald Steiner, Vizerektor der FH Salzburg, sieht die Fachhochschulen »dazu selbstverständlich bereit, wenn seitens der Politik auch die Bereitschaft zur Finanzierung besteht«. Die Nachfrage nach Studienplätzen ist derzeit dreimal höher, als Plätze zur Verfügung stehen. Auch die Nachfrage der Forschungspartner nach den Leistungen der Fachhochschulen ist entsprechend hoch. »Der Wissenstransfer in unserer Wirtschaft und Gesellschaft gewinnt zunehmend an Bedeutung. Die FHs haben hier eine wichtige Rolle, die künftig noch stärker sein könnte.« Dies soll folglich auch durch anwendungsnahe Doktorate gewährleistet werden können.
Der FH-Sektor im Überblick
- In 21 österreichischen Fachhochschulen werden derzeit 456 Studiengänge angeboten (241 Bachelor, 215 Master).
- Rund 50.000 Studierende studieren an FHs, rund 281.000 an einer Uni – ein Verhältnis von 1:6.
- Knapp 14.000 Studierende beendeten ihr FH-Studium, knapp 36.000 an einer Uni – ein Verhältnis von 1:2,5.
- 50 % der Studiengänge werden auch berufsbegleitend angeboten, 16 % in englischer Sprache.
- Die Aufteilung: 39 % Wirtschaftswissenschaften, 28 % Ingenieurwissenschaften, 11 % Gesundheitswissenschaften, 8 % Sozialwissenschaften, 2 % Gestaltung und Kunst, 2 % Militär und Sicherheit.