Eine Gruppe oberösterreichischer Unternehmerinnen und Unternehmer startete eine Initiative gegen die drohende Abschiebung von Asylwerbern, die in ihren Betrieben eine Lehre absolvieren.
Oberösterreich ist ein Musterland der Integration – 290 Geflüchtete haben hier in den vergangenen Monaten einen Ausbildungsplatz gefunden. In ganz Österreich sind es insgesamt 713.
Eine Win-win-Situation für den aufstrebenden Wirtschaftsstandort: In vielen Branchen und Berufen suchen die Firmen händeringend nach Fachkräften, Lehrstellen können oft nicht besetzt werden. Experten rechnen bis 2020 mit 19.000 fehlenden Arbeitskräften allein in Oberösterreich, großteils in der Gastronomie. Bei der Dachdeckerei Hochstöger meldete sich heuer kein einziger Bewerber, obwohl die Firmenchefin Sylvia Hochstöger das Unternehmen bei Lehrlingsmessen vorstellte und Führungen für Hauptschulklassen anbot. Seit eineinhalb Jahren beschäftigt der kleine Familienbetrieb in Pabneukirchen den Afghanen Shaffiqulla – doch möglicherweise nicht mehr lange. Seit der 23-jährige in erster Instanz einen negativen Asylbescheid erhielt, ist Hochstöger fest entschlossen, für seinen Verbleib zu kämpfen: „Warum lässt man diese Menschen, die sich doch vorbildlich integrieren und uns Unternehmern damit auch ein Stück weit Hoffnung geben, ihre Lehre nicht fertig machen?“
Zahlreiche Betriebe und Unterstützer unterzeichneten bereits die Online-Petition und berichten von ähnlichen Erfahrungen. Anfang November wurde aus einem Gasthaus in Dietach ein aus Pakistan geflüchteter Kochlehrling verhaftet und direkt aus der Küche, vor den Augen der Gäste, abgeführt. Die Wirtin Hermine Hanke legte beim Bundesverwaltungsgericht Berufung ein – vergeblich: „Er war erst im zweiten Lehrjahr und hat gekocht wie ein ausgebildeter Koch.“ Sie hat die Hoffnung auf eine humanitäre Lösung nicht aufgegeben und schickt ihrem Mitarbeiter sogar Geld nach Islamabad.
Online-Petition: https://www.openpetition.eu/petition/online/ausbildung-statt-abschiebung