Mittwoch, Februar 05, 2025
Diskussion zu selbständigen Beschäftigten
Foto: VÖSI/Höfferer

Im Rahmen eines Branchentalks des Verbandes Österreichischer Software Industrie (VÖSI) diskutierte am 22. November eine hochkarätig besetzte Runde vor einem voll besetzten Saal über die Herausforderungen rund um die Beschäftigung selbständiger MitarbeiterInnen.

Die österreichische Wirtschaft ist von Ein-Personen-Unternehmen (EPU) geprägt: Von den insgesamt rund 200.000 EPU sind über ein Viertel in der Software-, IT- oder Beraterbranche (UBIT) tätig und für ihr wirtschaftliches Überleben von Aufträgen abhängig. Ihre Auftraggeber sehen sich in letzter Zeit aber vermehrt mit Nachzahlungs-Aufforderungen der Krankenkassen konfrontiert, weil das beauftragte EPU als Dienstnehmer eingestuft wird. Dazu Peter Lieber, Präsident des VÖSI: „Diese unsichere Situation ist für beide Seiten unerfreulich. Unternehmen zögern mit der Auftragsvergabe an EPU, diese sehen sich damit in ihrer Existenz bedroht. Der VÖSI will aktiv dazu beitragen, dass diese Situation bereinigt und wieder Rechtssicherheit bei Auftragsvergaben an EPU hergestellt wird.“

Da IT weiterhin als Mangelberuf gilt, gelte es auch, junge Menschen beim Einstieg in die wachsende IT-Branche durch solche Auseinandersetzungen nicht zu verunsichern: „Gerade auch junge Menschen haben heute höhere Ansprüche an ihrer berufliche Selbstverwirklichung und sehen in der Selbständigkeit eine interessante Option. Für unserer Branche sind solche engagierten Talente besonders wichtig, und wir sollten daher dafür sorgen, dass sie bei ihrer Tätigkeit nicht in unnötige Schwierigkeiten geraten oder durch die unklare Rechtslage nur schwer Aufträge bekommen können. Kreative Köpfe wollen und können nämlich nicht nach bürokratischen Schemata arbeiten. Als intelligente Menschen wollen sie vielmehr selbst dafür Verantwortung tragen, wie Österreich gerade auch im IT-Sektor in Zukunft aussehen wird“, so Lieber.

Angeregte Diskussion zur Selbständigkeit
In der Podiumsdiskussion wurde rasch deutlich, dass die im Sommer zwischen den Sozialpartnern ausgehandelten Vereinbarungen nur ein erster Schritt in die richtige Richtung sein können. Die Zahl der von der Rechtsunsicherheit rund um die Selbständigkeit Betroffenen ist deswegen so groß, da sowohl ältere, erfahrene Spezialisten wie auch junge Leute betroffen sind, die Wert auf ihre Unabhängigkeit legen. Und beide Gruppen werden in Zukunft weiter wachsen. Allerdings betreffen etwaige Nachzahlungen von Sozialversicherungskosten nicht die Selbständigen direkt, sondern vorwiegend deren Auftraggeber. Der Effekt ist aber, dass potentielle Auftraggeber immer öfter zögern, Projekte an Selbständige zu vergeben. Da die gesetzliche Lage derart unklar ist, werden in allen Bundesländern unterschiedliche Richtlinien angewandt. Oberösterreich scheint dabei derzeit mit einem Fünf-Punkte-Programm eine gute Lösung für alle Beteiligten gefunden zu haben.

Ein pragmatischer Vorschlag war es daher, diese Regelung in gesetzliche Form zu gießen und so bundesweit zur Anwendung zu bringen. Das Thema ist jedenfalls für die IT-Branche höchst brisant, was sich nicht zuletzt im großen Andrang an eifrig mitdiskutierenden Zuhörern zeigt. Daher schloss Peter Lieber die Diskussion mit den Worten: „Der VÖSI wird das Thema jedenfalls so lange weiter beleuchten, bis endlich eine gute Lösung für die Branche gefunden wird.“

Planungen für 2018 sind angelaufen
Nach dem heuer erstmals veranstalten und gut besuchten VÖSI Software Day (20. September) sowie der erfolgreichen Beteiligung bei der Ars Electronica setzte der VÖSI mit der aktuellen Diskussionsrunde einen aktuellen Schlusspunkt unter sein umfangreiches Jahresprogramm. „Wir konnten 2017 auf Basis unserer Aktivitäten den Mitgliedsstand weiter ausbauen, neue Arbeitskreise einrichten und bereiten für 2018 wieder ein interessantes Programm vor. Ein Höhepunkt wird dabei sicher der zweite VÖSI Software Day am Mittwoch, 26. September 2018, sein. werden. Wir wollen mit unserem Einsatz als Verband klar signalisieren, dass die heimische Software Industrie hervorragende Arbeit leistet. Daher bieten wir unseren Mitgliedern eine Plattform, auf der sie ihre Kompetenz darstellen und sich untereinander austauschen können. Das sollte das Vertrauen in die österreichische Softwarebranche stärken und festigen“, unterstreicht Lieber die Leitlinien der Verbandsarbeit.

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