Sonntag, Dezember 22, 2024

In Fernsehshows versuchen Start-Ups Investoren für sich zu gewinnen, und auch andere Medien sind voll mit Berichten über Jungunternehmer, die ihr Geschäft durch Crowdfunding finanzieren. Sind solche Finanzierungsmodelle nur für Start-Ups oder doch auch für gut situierte Unternehmen geeignet? Worin liegen die Vorteile und wo die Risiken? Solche und andere Frage standen in Mittelpunkt der dritten Ausgabe von Leading Minds unter dem Titel „Crowdfunding & Investoren als Geldregen?“

Leading Minds, der von Anke van Beekhuis, Geschäftsführerin der Unternehmensentwicklung TheRedHouse, 2015 ins Leben gerufene Erfahrungsaustausch für „große Tiere“ aus KMUs fand nach 2016 nun schon zum zweiten Mal im Zieselrot in Schwechat statt. Die Veranstalter Anke van Beekhuis (TheRedHouse), Vera Sares (SProduction) und Peter Miskulnig (Zieselrot, Stiburek) betonten in Ihren Begrüßungen wie wichtig der Austausch von Unternehmerinnen und Unternehmern ist, um aus den Erfahrungen anderer zu lernen und zu profitieren. Nicht umsonst lautet das Motto der Veranstaltungsreihe „Wissen vermehrt sich nur, wenn es geteilt wird.“

Einer für alle, alle für einen
Sein umfangreiches Wissen und seine Erfahrung auf dem Gebiet von Crowdfunding und Crowdinvesting gab anschließend Daniel Horak, CO-Gründer und Managing Partner der Crowdinvestingplattform CONDA, wieder. CONDA konnte seit 2013 mehr als 80 Projekte mit rund 9.000 Crowdinvestoren und 17,6 Millionen Euro erfolgreich finanzieren. In seinem Vortrag erläuterte Horak die unterschiedlichen Formen des Crowdfundings und stellte die rechtlichen Grundlagen in Österreich dar. Zudem umriss er den Crowdfunding-Markt, der seit 2013 ein durchschnittliches Wachstum von rund 130 % aufweist und betonte die Wichtigkeit einer vernünftigen Mischung aus unterschiedlichen Finanzierungsformen für den Unternehmenserfolg. Er stellte auch klar, dass Crowdfunding für Unternehmen Aufwand bedeutet. „Vorbereitung ist alles“, meinte er hinsichtlich des späteren Erfolgs von Crowdfunding-Kampagnen. So gilt es etwa die eigene Communitiy zu mobilisieren und aktiv mögliche Interessenten anzusprechen. Als Erfolgsbeispiele nannte er unter anderem die oekostrom AG, die in weniger als 2 Tagen 1 Million Euro an Crowdinvesting sammeln konnte, und Rapid Wien, die 3 Millionen Euro für den Bau des neuen Allianz Stadions über die Crowd finanzieren konnten.

Aufschlussreiche Expertenrunde
Unter dem Titel „Der neue Geldregen?“ trafen einander anschließend vier Expertinnen und Experten zur Diskussion, die von Anke van Beekhuis geleitet wurde. Unter reger Beteiligung der Besucher diskutierten Peter Bosek (Vorstand Retail Banking, Erste Bank Group), Lukas Stühlinger (Vorstand oekostrom AG), Gerald Hanisch (Eigentümer Rubble Master HMH GmbH) und Nadine Moser (Wu Wien).
Nadine Moser hob die Bedeutung der Crowd hervor, die oft weit über die bloße Finanzierung hinausgehe, so seien Crowdinvestoren oftmals Promotoren und Markenbotschafter. Nachteilig sieht sie für die Unternehmen den Betreuungsaufwand für die Crowd, um Investoren nicht zu enttäuschen. Gerald Hanisch bezeichnete den Beginn seines Unternehmens als „Garagenunternehmen ohne Garage“. Die Finanzierung war gerade am Anfang sehr schwierig, auch weil damals die IT Branche boomte. Seine Bank habe ihm sogar empfohlen, doch besser ein IT Produkt zu entwickeln. Nach Umsatzeinbrüchen im Krisenjahr 2008 nahm er einen Investor an Bord. Zum Glück für ihn, kommt dieser ebenso aus dem industriellem Bereich, was das Verständnis deutlich erhöht. Als wesentlichen Erfolgsfaktor nannte er Transparenz und offene Kommunikation, egal ob mit Banken oder mit Investoren. Peter Bosek meinte, dass er persönlich lange auf Distanz zum Thema Crowdfunding stand. Er sah vor allem aufgrund der fehlenden gesetzlichen Grundlagen Probleme auf Banken zukommen. Mittlerweile sei mit dem Alternativfinanzierungsgesetz aus 2015 eine sehr gute Grundlage geschaffen worden. Seiner Meinung nach ist Crowdfinanzierung vor allem eine gute Lösung für Unternehmen denen Eigenkapital fehlt. Wie Daniel Horak wies auch Nadine Moser auf die Wichtigkeit der Community und einer Fanbase bei der Crowdfinanzierung hin. „Kein Netzwerk, keine Investoren“, brachte sie es auf den Punkt. Lukas Stühlinger richtete einen Appell an die Banken, bei der Unterstützung von Unternehmen wieder mehr Risiko einzugehen. Ohne Garantien sei die Finanzierung über eine Bank nahezu unmöglich, weil es den Betreuern oft an Erfahrung mangelt. Peter Bosek entgegnete, dass die Erste Bank sehr bemüht sei, diese Situation zu ändern. Für Ihn persönlich zähle nicht nur das Unternehmen, sondern auch das Vertrauen in den Unternehmer selbst.
Verständnis, sowohl auf Unternehmerseite wie auch auf Bankenseite, forderte Gerald Hanisch am Ende der Diskussion. Zudem wünsche er sich, dass sich die breite Öffentlichkeit mehr für Wirtschaft interessiert. Den Titel der Diskussion griff Nadine Moser nochmals in ihrem Schlussstatement auf. Crowdfunding biete Unternehmen jedenfalls Alternativen, aber sicher keinen kostenlosen Geldregen. Schließlich erwarten sich die Investoren Zinsen am Ende der Laufzeit.

Into the Start-Up Scene
Schon traditionell ist die Möglichkeit für Start-Ups sich im Rahmen von Leading Minds zu präsentieren und sich mit erfahrenen Unternehmern auszutauschen. Diese Möglichkeit nutzten diesmal viracube, die innovative Technologien zur Gartenbewässerung entwickelt haben, und treats, die den Zugang zu gesunden und energiereichen Snacks am Arbeitsplatz und zuhause erleichtern wollen.
Entspannte Atmosphäre bis zum Schluss
Dem letzten offiziellen Programmpunkt folgte die Einladung zum Buffet und die Aufforderung, die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch zu ergreifen. Diese wurde reichlich genutzt und die Unterhaltungen mit Vortragenden und anderen Teilnehmern brachten für einige neue Lösungsansätze. Bei lockeren Plaudereien in entspannter Atmosphäre konnten außerdem viele neue Kontakte geknüpft werden.

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