Wenn Naturschutz auf Wirtschaft trifft: Gewinnungsstätten für mineralische Rohstoffe können zu wichtigen Ersatzlebensräume für die Vogelwelt, Amphibien und Insekten in Österreich werden. Als Sekundärstandorte für Brutplätze und Nahrungssuche gelten Rohböden, Steilwände, Flachwasserbereiche und trockene Magerflächen.
Menschliches Zutun schafft die stete Veränderung und Abwechslung, wie sie auch in der unberührten Natur vorkommen. Nachrutschende Kies- und Sandsteilwände simulieren Uferlandschaften unbegradigter Flüsse, Kleingewässer in Steinbrüchen sind durch die besonderen Boden- und Thermikbedingungen seltene Habitate. Für Pionierarten sind Manövrierflächen für Ladefahrzeuge, Gesteinszwischenlager und vorübergehend brachliegende Flächen aus der vorausschauenden Planung von Gewinnungsabschnitten wertvoll.
Lebensraum Steinbruch
Wechselkröte
Bei der Besiedelung der Wechselkröte spielen Schotter-Abbaugebiete, Sandgruben, Steinbrüche und Großbaustellen eine wichtige Rolle. Schon ein wenige Quadratmeter großer, gut besonnter und fischfreier Tümpel wird von dieser Pionierart sofort als Laichgewässer angenommen. Derzeit ist die Wechselkröte in Ostösterreich noch relativ weit verbreitet, die Bestandssituation ist jedoch rückläufig.
Zauneidechse
Die Eidechsenart besiedelt Magerbiotope wie trockene Waldränder, Bahndämme, Heideflächen, Dünen, Steinbrüche, Kiesgruben, Wildgärten und ähnliche Lebensräume mit einem Wechsel aus offenen, lockerbödigen Abschnitten und dichter bewachsenen Bereichen. Ihr Bestand wird durch die Rekultivierung von sogenanntem Ödland, die Wiederbewirtschaftung von Brachen, den Verlust von Randstreifen und Böschungen und allgemein eine intensive Landwirtschaft gefährdet.
Uhu
Der Uhu brütet gerne in Felswänden, Nischen und Felsbändern, auf Bäumen oder am Boden. Er nutzt als Brutplatz auch Steinbrüche, Kies- und Sandgruben. Dabei wird häufig auch in Materialentnahmestellen gebrütet, die noch in Betrieb
sind. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass der unmittelbare Brutbereich nicht gestört wird. Untersuchungen haben gezeigt, dass der Reproduktionserfolg in aktiven und stillgelegten Steinbrüchen gleich groß ist.
Lebensraum Sandgrube
Sandwespe
Die Gemeine Sandwespe besiedelt besonnte, sandige, aber auch andere vegetationsarme Flächen, oftmals auch Abbaustellen, wie Sand- und Kiesgruben. Die adulten Tiere sind zwischen Mai und Oktober an warmen Tagen vorzufinden. Im Gegensatz zu anderen Hautflüglern gehören die Sandwespen zu den solitären Arten, die einzeln leben.
Uferschwalbe
Sand- und Kiesgruben werden von den anpassungsfähigen Schwalben gerne als Ersatzlebensräume angenommen. Am attraktivsten sind Materialentnahmestellen während des Abbaus oder kurz nach dessen Abschluss. Freie Anflugmöglichkeiten und nicht zu hohe Vegetation rund um die Brutwand sind wichtig. Zugewachsene Steilwände können nach einer gründlichen Entbuschung schnell wieder von Uferschwalben besiedelt werden.
Kreuzkröte
Die Kreuzkröte ist eine Pionierart trockenwarmer Lebensräume in Gebieten mit lockeren und sandigen Böden. Als Landlebensraum bevorzugt sie offene, vegetationsarme bis freie Flächen mit ausreichenden Versteckmöglichkeiten. Ihr Bestand hat sich in den vergangenen Jahrzehnten deutlich reduziert. Da natürliche Lebensräume mit ausreichender Dynamik selten geworden sind, kann sich die Kreuzkröte fast nur noch an künstlichen Standorten, wie Sand- und Kiesgruben halten.