Die Top 12 Persönlichkeiten, die Österreich im Jahr 2016 bewegten respektive derzeit bewegen.
Alexandra Kautzky-Willer
Jahrhundertelang war der Prototyp medizinischer Studien weiß, männlich, 35 Jahre alt und 80 Kilo schwer. In den 1980er-Jahren wiesen amerikanische Kardiologinnen erstmals nach, dass sich Krankheiten bei Frauen anders manifestieren als bei Männern. 2010 erhielt die Internistin Alexandra Kautzky-Willer mit Spezialgebiet Diabetes und Endokrinologie die erste Professur für Gendermedizin an der Medizinischen Universität Wien. Nun wurde die 54-Jährige zur Wissenschafterin des Jahres gekürt.
Bogdan Roscic
2020 übernimmt Sony-Manager Bogdan Roščić die Leitung der Wiener Staatsoper. Der 52-Jährige pflegt beste Kontakte in der Musikbranche und zu den Weltstars der Klassikwelt. Als Kind serbischer Gastarbeiter in Linz aufgewachsen, studierte er Philosophie und Musikwissenschaft und arbeitete als Journalist. 1993 kam Roščić als Musikchef zu Ö3, bereits drei Jahre später war er Chef des Senders. Danach ging es Schlag auf Schlag: Universal Music Austria, Deutsche Grammophon in Hamburg, Decca Music Group in London. Seit 2009 ist er Präsident von Sony Music Classical in New York. Die Staatsoperndirektion wird vermutlich nicht die letzte Karrierestation bleiben – auch als ORF-Generaldirektor war Roščić, in Jugendjahren Bassist einer Punkband, schon im Gespräch.
Jakob Pöltl
Er misst 2,13 Meter und ist den Toronto Raptors pro Saison 2,3 Millionen Dollar wert. Der 21-jährige Jakob Pöltl spielt seit Oktober 2016 als erster Österreicher in der nordamerikanischen Basketballprofiliga. Für einen »Rookie« kam der Wiener bisher überraschend oft zum Einsatz und macht fast durchwegs gute Figur. Gleich bei seinem NBA-Debüt gelang ihm ein Dunk.
Johann Strobl
Die Fusion der Raiffeisen Bank International mit der Raiffeisen Zentralbank (sie hält 62 % an der RBI, der Rest steht in Streubesitz) ist kein Spaziergang: zu mächtig die acht Landesbanken, zu aufgeblasen der Sektor mit 477 lokalen Kassen, zu unsicher die Situation der osteuropäischen Töchter. Regeln soll den Umbau der neue Chef: Der bisherige Risikovorstand Johann Strobl ist als akribischer Zahlenmensch bekannt. Viel Besonnenheit wird der passionierte Pferdezüchter brauchen, rüttelt der Sparkurs doch an den Grundfesten des Giebelkreuzes – sogar ein Verkauf der Raiffeisen-Zentrale Am Stadtpark scheint nicht mehr abwegig.
Maria Großbauer
Der Opernball 2017 trägt die Handschrift der neuen Chefin Maria Großbauer, der »jüngsten Opernballmutti aller Zeiten«. Die Nachfolgerin von Desiree Treichl-Stürgkh ist mit Philharmoniker-Chef Andreas Großbauer verheiratet, weshalb ihre Bestellung sogleich bösen Tratsch in den vermeintlich besseren Kreisen auslöste. Hauptberuflich leitet die 35-Jährige eine Werbeagentur. Der Prominentenauftrieb im Haus am Ring trägt heuer originellerweise das Motto »Alles Oper«: Zitate aus bekannten Opern ziehen sich wie ein roter Faden durch die Veranstaltung, von einer Silberbrosche als Damenspende in Anlehnung an den »Rosenkavalier« bis zum Drink namens »Liebestrank«.
Sonja Wehsely
Die schon länger als Ablösekandidatin gehandelte Wiener Gesundheitsstadträtin verstärkt ab 1. April die Führung bei Siemens Healthcare in Erlangen. Wegen der langjährigen Geschäftsbeziehungen zwischen der Stadt Wien und dem deutschen Konzern hat der Wechsel eine recht schiefe Optik. Ob ihrer mangelnden Wirtschaftserfahrung wird die 46-jährige Berufspolitikerin auch in Deutschland kritisch beäugt. Immerhin steht der Börsengang der profitablen Medizintechniksparte Healthineers bevor. Wehselys Verantwortungsbereich liegt jedoch in globalen Services, österreichische Kunden wird sie nicht betreuen.
Margarete Schramböck
Weibliche CEOs sind in Österreich nicht gerade häufig. Seit Juni 2016 ist es eine mehr: Margarete Schramböck, zuvor Managing Director von Dimension Data Austria, wechselte auf den Chefsessel von A1 und rührte sogleich im Unternehmen um. Die leidenschaftliche Vielarbeiterin ist seit mehr als 20 Jahren in der IT-Branche tätig. Mit zwei neuen Units und verstärkter Teamarbeit will Schramböck flexibler auf Markt und Kundenbedürfnisse reagieren. Im alten Telekom-Gebäude Hebragasse im 9. Bezirk in Wien richtet A1 aktuell gemeinsam mit Talent Garden einen Co-Working-Campus mit 500 Arbeitsplätzen ein, die von Start-ups und Freelancern temporär genutzt werden können.
Gertrude
Ein schlichtes Video, in einer Kameraeinstellung und ohne Musik, wurde Ende November binnen drei Tagen 2,7 Millionen Mal angeklickt und entschied die Bundespräsidentenwahl zugunsten von Alexander Van der Bellen mit. Eindringlich schildert die 89-jährige Auschwitz-Überlebende Gertrude, wie sehr sie die jüngsten gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen an die 1930er-Jahre erinnern, und fordert vor allem junge Menschen auf, zur Wahl zu gehen. Selbst Hofer-Wähler zollten ihr Respekt – ein versöhnlicher Abschluss eines langen, schmutzigen Wahlkampfs.
Michael Strebl
Der erfahrene Energieexperte Michael Strebl wechselte im Herbst von der Salzburg Netz GmbH zur Wien Energie und trat die Nachfolge von Thomas Irschik als Sprecher der Geschäftsführung an. Strebl gilt als Hoffnungsträger der Wiener, einen praktikablen Marschierrythmus am holprigen Weg der Energiewende zu finden. Der Salzburger verantwortete in den vergangenen Jahren die Leuchtturmprojekte Köstendorf und Rosa Zukunft, in denen am künftigen Zusammenspiel von Erneuerbaren, Elektromobilität, Gebäudemanagement und Ortsnetzen in der Praxis geforscht und probiert wurde. Strebl wurde bei vergangenen Vorstandsbestellungen der Salzburg AG übergangen – wovon nun die Wiener profitieren.
Andreas Matthä
Die Bahn liegt ihm im Blut: Andreas Matthä stammt aus einer Eisenbahnerfamilie und arbeitete sich über die ÖBB-Bauleitung und -Infrastruktur bis an die Spitze der Bundesbahnen hoch. Im Juli 2016 wurde der geschickte Verhandler als Nachfolger von Christian Kern abgesegnet. Mit vier Millionen Fahrgästen mehr als im Jahr 2015 verbuchte Matthä auch sogleich einen neuen Rekord. Für das ambitionierte Modernisierungsprogramm (3 Mrd. Euro) setzte es jedoch harsche Kritik von Finanzminister Schelling, wiewohl der Ausbau einstimmig im Ministerrat beschlossen wurde. Bis Ende 2017 soll dann auch endlich störungsfreies Handytelefonieren auf der Weststrecke möglich sein.
Monika Sommer-Sieghart
Lange wurde darum gerungen, mit der frisch gekürten Direktorin Monika Sommer-Sieghart soll das »Haus der Geschichte Österreichs« endlich Gestalt annehmen. Die 42-jährige Historikerin konnte sich als kompetente Museumsfachfrau im Hearing durchsetzen. Ihr obliegt nun die Realisierung des auf 1.870 m² Projektfläche redimensionierten Vorhabens, das als fachlich eigenständiges Museum Teil der Nationalbibliothek ist. Eine Ausstellung zum Republiksjubiläum im November 2018 soll sich noch ausgehen.
Gerfried Schuller
Mit dem Rückzug von CEO Gerfried Schuller geht beim Board-, Skate- und Surf-Spezialisten Blue Tomato eine 30-jährige Ära zu Ende. Der ehemalige Snowboard-Europameister hatte 1988 in seinem Heimatort Schladming einen kleinen Garagenshop gegründet und als einer der Ersten das Potenzial eines Webshops erkannt. Damit eröffnete sich für den Steirer der weltweite Markt. Der Stammsitz befindet sich nach wie vor in Schladming, obwohl der US-Retailer Zumiez das Unternehmen 2012 um 82 Millionen Euro übernahm. Schuller bleibt weiterhin als strategischer Berater im Hintergrund.