Donnerstag, Juli 18, 2024

Die Zukunft der Mobilität liegt in der intelligenten Steuerung des Verkehrs – öffentlich wie privat, motorisiert wie nicht motorisiert. Autonome Systeme kommunizieren miteinander, Kreuzungen und Hinweisschilder interagieren mit den Fahrzeugen. Zu erleben waren erste Schritte der Mobilität von morgen auf der Intertraffic Anfang April in Amsterdam.

Ein Leben ohne Verkehrsinfrastruktur ist heute nicht mehr vorstellbar. Das bedeutet gewaltige Anforderungen an das Verkehrsmanagement, werden doch 2050 rund 9,5 Milliarden Menschen auf der Erde leben, davon gut 6,5 Milliarden in urbanen Zentren – etwa doppelt so viel wie heute. Die Intertraffic bot einen Einblick in die Verkehrswelt der Zukunft. »An die 800 Unternehmen aus 47 Ländern präsentierten ihre Innovationen den 30.104 Besuchern aus 134 Ländern«, blickt Joyce de Winter, Produktmanager der Intertraffic RAI Amsterdam, auf den Mega-Event zurück. Geboten wurde eine gewaltige Themenpalette – von öffentlicher Beleuchtung, Bahn- und Tunneltechnik, Connected Car, reflektierenden Materialien, Speedblocker, Park&Ride, Ramp-Dosiersysteme, Smartcard-Technologie bis zu Schranken, Säulen und Ampeln, um nur einige zu nennen.

Kluge Ampel

Siemens war mit seiner SiTraffic-Schiene ein Big Player auf der Intertraffic. SiTraffic sX bildet eine neue Steuergerätegeneration für Lichtsignalanlagen und Detektoren. Ein Highlight: SiTraffic One, die sparsamste Ampel der Welt. Durch digitale LED-Treibermodule, modernste Leuchtdioden und den Verzicht auf analoge Lastwiderstände reduziert sie den Stromverbrauch eines Ampelsignals auf ein bis zwei Watt. Die Energieeffizienz der Standard-230 V-LED-Technologie wird um rund 85 Prozent verbessert. An einer durchschnittlichen Kreuzung können so jährlich rund 1.600 kWh eingespart werden, das entspricht in etwa dem Jahresverbrauch eines 1-Personen-Haushaltes. Durch ein mehrschichtiges Überwachungskonzept erreicht SiTraffic One den höchs­ten Sicherheitsstandard im Straßenverkehr. Die Ampel entkoppelt die Stromversorgung der Signalgeber vom Hauptnetz. Damit ist die Verfügbarkeit rund um die Uhr gesichert.

Öffi vor

Ein weiteres Thema bei Siemens war die neue Generation der Priorisierung von Einsatzfahrzeugen und öffentlichen Verkehrsmitteln. Früher bestand eine lokale Funkverbindung zwischen Fahrzeug und Kreuzung. Die Meldepunkte standen als feste Baken entlang der Straße. Die Lösung von heute: das satellitengestützte SiTraffic Stream. Kleine On-Board-Units werden dabei im Fahrzeug mitgeführt, die ein GPS- und ein Mobilfunkmodul beinhalten, die Position des Fahrzeugs feststellen, diese in Millisekunden der Verkehrsleitzentrale mitteilen, wodurch eine Ampelumschaltung ausgelöst wird. Wer eine kleinere, kostengünstigere Lösung sucht, ist bei SiTraffic smartGuard richtig, der webbasierten Verkehrszentrale, die vom PC, Tablet oder Smartphone aus gesteuert werden kann. Eine weitere Verkehrsmanagement-Lösung: SiTraffic ESCoS Vehicle-to-X. Diese Technologie verbindet Fahrzeuge und Infrastruktursysteme, liefert präzise Kennzahlen der Verkehrssituation, optimiert Verkehrsströme, reduziert Staus, Unfälle und minimiert Emissionen. Eine ähnliche Lösung präsentierte auf der Intertraffic Kapsch TrafficCom mit der Plattform EVK-3300, als Teil der End-to-end-V2X-Lösung.

Rad vor

Bild: Nähert sich ein Fahrradfahrer mit der SiBike-App einer Kreuzung, schaltet die Ampel binnen weniger Sekunden automatisch auf Grün bzw. eine bestehende Grünphase wird verlängert.

SiBike ist das Siemens-Pendant für Radfahrer. Installiert auf dem Smartphone des Radlers bestimmt es via GPS die Position. Bewegt sich der Radfahrer konstant mit 20 km/h auf Radwegen fort, werden die Ampeln so geschaltet, dass möglichst wenig Aufenthalte nötig sind. Über die »grüne Welle« wird der Radfahrer per Smartphone-App informiert. Gearbeitet wird derzeit am ers­ten Prototyp der SiBike-App. Ab Sommer 2016 soll sie als Pilotprojekt in Bamberg getestet werden. In Kooperation mit der Universität Bamberg will Siemens ermitteln, wie das Konzept in der Praxis umgesetzt werden kann. Von der grünen Welle erwartet sich Siemens ein positives Signal für den Umstieg vom Auto auf das Fahrrad. Damit bietet das Unternehmen eine Maßnahme zur Intensivierung des Radverkehrs in Mitteleuropa.

Die Zeiten sind vorbei, als Schneisen durch die Städte geschlagen wurden. Der Trend geht deutlich zu öffentlichen Verkehrsmitteln und Rad. Auch heimische Gemeinden haben Interesse – soll doch der Anteil des Radverkehrs laut »Masterplan Radfahren« bis 2025 österreichweit von derzeit sieben auf 13 Prozent erhöht werden. Das Konzept Vorfahrt für das Rad wird bereits in einigen nordischen Ländern umgesetzt. Die Ampelintervalle sind dabei auf eine Reisegeschwindigkeit von 20 km/h programmiert. Rad-Priorisierung gibt es natürlich auch in Übersee. In Kalifornien werden etwa immer mehr Kreuzungen mit Sensorik fahrradfreundlicher gemacht. Dazu war Iteris mit seinen Smart Cycle-Kameras und Bilderkennung in Amsterdam.

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