Samstag, Dezember 21, 2024

Gold hat seit Jahresbeginn alle Kursverluste von 2015 wieder wettgemacht. Doch geht die überraschende Rallye so schnell vorüber, wie sie begonnen hat?

Eigentlich könnte das Umfeld nicht besser sein: Die weltpolitischen Unwägbarkeiten sorgen für Chaos auf den Finanzmärkten, Europa steckt im Schuldenrekord fest, der Dollar stabilisiert sich, die Nachfrage nach Gold ist in China und Russland ungebrochen.

Allerdings hat sich die Situation gegenüber dem Vorjahr nicht wesentlich geändert. Auch da standen die Vorzeichen allgemein auf »Krise« – also beste Voraussetzungen für jene, die Gold noch immer für einen »sicheren Hafen« halten. Und das sind – trotz einiger Enttäuschungen in der jüngeren Vergangenheit – nicht wenige. Obwohl der Goldpreis in Euro gemessen seit Jänner 2014 wieder langsam steigt, blieb die schon 2015 erwartete Renaissance des gelben Metalls aus.

Eine zuverlässige Vermögensanlage sieht jedenfalls anders aus. Seit der Jahrtausendwende ging es bis 2011 mit dem Goldkurs bergauf, auf kleinere Rückschläge folgte zumeist ein steiler Anstieg. Nach dem Allzeithoch von über 1.900 US-Dollar kam jedoch der Absturz. Seither gab der Goldkurs um 40 % nach.

Enttäuschende Geldpolitik

Für Ronald-Peter Stöferle, Vermögensberater der Incrementum AG in Liechtenstein, wird »2015 in die Geschichte eingehen als das Jahr, in dem der Mythos von der Unfehlbarkeit der Notenbanker langsam zu bröckeln begann«. Angefangen von der Aufhebung der Euro-Anbindung des Schweizer Frankens, gefolgt von der erstmaligen Abwertung des chinesischen Renminibis seit Jahrzehnten, bis zur Wende in der US-Zinspolitik – ein einschneidendes Ereignis löst das andere ab. Umbrüche werden zur Normalität.

Die Geldpolitik habe die Lage weiterhin nicht im Griff, so Stöferle. Die Schuldenberge wachsen weiter, Kreditausfälle werden wahrscheinlicher. Gold könnte aus der Nullzinsphase als Gewinner hervorgehen. Die Inflation könnte aus dem Vermögenssegment früher oder später auf das allgemeine Preisniveau überschwappen – dann sei Gold wieder als Inflationsschutz gefragt.

Neben China und Indien, die in den vergangenen Jahren große Goldmengen gekauft haben, könnten auch andere Staaten auf diesen Zug aufspringen und ihre Reserven aufstocken, solange der Preis niedrig ist. Seine Bedeutung als Sicherheitsnetz für Währungen hat das Edelmetall nicht verloren.

Von Privaten geliebt

Wenn es nach Meinung der Analys­tinnen Mary Ann und Pamela Aden vom Aden-Research-Institute geht, könnte 2016 das lang ersehnte Goldjahr werden. Sie erwarten nach einer vorübergehenden Kurskorrektur eine gute Gelegenheit für Zukäufe: »Das Preisminimum für Gold sollte mit 1.100 Dollar erreicht sein.« Trotz der überraschenden Renaissance seit Jahresbeginn liegt der Preis für eine Feinunze noch immer weit unter 1.921 US-Doller, dem Allzeithoch vom 6. September 2011.

Was diesmal anders ist? »Der verlässlichste Indikator ist der amerikanische Realzins, der sich in der Vergangenheit relativ zuverlässig umgekehrt proportional zum Goldpreis entwickelt hat«, meint Nadège Dufossé vom Fondanbieter Candriam. Auch der Dollarkurs dürfte nicht weiter steigen.

Weltpolitische Turbulenzen hält Dufossé jedoch für weniger aussagekräftig. Immerhin hatten sogar die schwere Griechenlandkrise und der Ukraine-Konflikt die Gold-Baisse nicht beeinflusst. Allerdings geht der Anstieg des Goldpreises stets mit erheblichen Kursverlusten an den Aktienmärkten einher. China könnte die Weltwirtschaft hinunter ziehen, die Konjunktur in den USA sich noch schwächer entwickeln, der niedrige Ölpreis ganze Branchen an den Abgrund führen – die Angst regiert. Und mehr als andere Rohstoffe wird Gold von der Stimmung an den Märkten getragen. Goldminenaktien sind seit Jahresbeginn so gefragt wie schon lange nicht. Auch Platin und Silber zogen im Windschatten mit.

Ungebrochen ist die Beliebtheit der Edelmetalle in der Bevölkerung. Die Stimmungslage hat zwar Auswirkungen darauf, ob und wie viele Münzen und Barren sich Privatanleger als Notpolster in den Safe legen. Für den Goldkurs ist die Nachfrage kleiner Sparer jedoch kaum entscheidend.

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