Aktuelle Ausbauten und jüngst fertiggestellte Projekte für die Ökologisierung unseres Energiesystems und einen Ausbau der Versorgungssicherheit. Sauberer Strom mit Wasserkraft aus Tirol, Oberösterreich, Kärnten und Salzburg.
Erweiterung im Kühtai
Die Arbeiten auf Österreichs größter Kraftwerksbaustelle im Kühtai laufen auf Hochtouren. Der Ausbau der Kraftwerksanlagen sieht einen zusätzlichen Speichersee im Längental mit 31 Millionen m³ Fassungsvermögen sowie ein unterirdisches Pumpspeicherwerk als zweite Oberstufe vor. Im April wurden die Hauptbauarbeiten zur Erweiterung der Kraftwerksgruppe Sellrain-Silz begonnen. Im Sommer konnte der erste Tunneldurchschlag gefeiert werden. Der 630 m lange Stollen für den Grundablass des neuen Staudamms ist ausgebrochen. In Summe muss ein unterirdisches Stollensystem für den neuen Triebwasserweg sowie für Zufahrts- und Kontrollstollen mit einer Gesamtlänge von rund 9 km geschaffen werden.
Im Februar 2022 wird der maschinelle Vortrieb für den 25 km langen Beileitungsstollen beginnen. Oberirdisch wurde unterdessen bereits mit den Aushubarbeiten für den neuen, 113 m hohen Staudamm begonnen. Das Material wird anschließend vor Ort für die Weiterverarbeitung aufbereitet. Dazu wurde eine eigene Betonmischanlage errichtet. Für kurze Wege sorgt auch das bei der Baustelle errichtete Container-Dorf für die Unterbringung der Bauarbeiter. Zu Spitzenzeiten werden auf der Baustelle bis zu 500 Beschäftigte im Einsatz sein. Ende 2026 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein, die TIWAG investiert rund eine Milliarde Euro.n
Betreiber: TIWAG
Umfang: Errichtung des neuen Speichers Kühtai im hinteren Längental, Bau eines unterirdischen Pumpspeicherkraftwerks »Kraftwerk Kühtai 2« sowie die Beileitung mehrerer Bäche aus dem Stubaital und Ötztal.
Effekt: Die Speicherkapazität der bestehenden Anlage kann durch die Erweiterung um rund 50 % gesteigert werden. Mit dem zusätzlichen Wasser können 216 Mio. kWh pro Jahr mehr Strom erzeugt werden – insgesamt 531 Mio. kWh. Die Effizienzsteigerung der Bestandsanlage durch das Projekt beträgt 15 Mio. kWh.
Regionaler Ökostrom für Wels
Die Erzeugung von regionalem Ökostrom hat in Traunleiten, Oberösterreich, eine 120-jährige Geschichte – es ist die Wiege der eww Gruppe. Mit dem neuen Kraftwerk Traunleiten, das Ende 2020 fertiggestellt wurde, ist durch die optimale Nutzung natürlicher Energieressourcen die Versorgung der Welser*innen mit Ökostrom für weitere hundert Jahre gesichert. Im September 2021 wurde es offiziell eröffnet. Das größte Projekt in der Unternehmensgeschichte der eww Gruppe ist ein Meilenstein im österreichischen Kraftwerksbau. Durch die horizontale Lage der Turbinenachsen wurde es beinahe zur Gänze in den Boden gebaut und fügt sich unauffällig in das umgebende Natura 2000 Europaschutzgebiet ein. Die Bevölkerung profitiert weiterhin von einem wertvollen Naherholungsgebiet. Die hohen Umweltstandards betrafen Aufforstungen, Bruthügel, Nistkästen für Schellenten und den Einbau von Fischauf-, -ab- und -umstiegshilfen.
Betreiber: eww Gruppe
Umfang und Effekte: Leistungssteigerung von 10 auf 18 MW, die durch waagrecht eingebaute Kaplan-Turbinen geleistet werden. Die Jahresstromerzeugung beträgt 91 GWh.
Besonderes: Die Baukosten konnten von 48,2 auf 45,5 Millionen Euro verbessert werden. Der größte Teil der Investitionssumme wurde vorrangig an Lieferanten und Partner in der Region vergeben.
Wasserkraftwerke revitalisiert
Die WIG Wietersdorfer Holding GmbH mit Hauptsitz in Klagenfurt ist ein international tätiger Mischkonzern der Baustoff- und Rohrbranche. Im Oktober 2021 fand die zweijährige Revitalisierung der Wietersdorfer Kraftwerkskette entlang der Görtschitz ihren Abschluss. Mit nunmehr 18 GWh Strom pro Jahr aus den Erzeugungsanlagen mit insgesamt sechs modernen Francis-Turbinen wird ein Viertel des elektrischen Energiebedarfs für das Zementwerk Wietersdorf mit selbstproduziertem Grünstrom gedeckt. Die baulichen Maßnahmen wurden von September 2019 bis Oktober 2021 durchgeführt. Dabei wurde das alte Kraftwerk in Wietersdorf durch einen Neubau ersetzt. Die beiden Kraftwerke in Hornburg und Eberstein wurden zusammengelegt und ebenfalls durch einen Neubau ersetzt. Schließlich wurde am dritten Kraftwerk in Wieting, welches bereits im Jahr 2016 modernisiert wurde, die Automatisierungstechnik erneuert. An den Kraftwerksstandorten wurde darüber hinaus besondere Rücksicht auf ökologische Begleitmaßnahmen, wie etwa durch den Bau von Fischaufstiegshilfen im Bereich der Wehranlagen genommen.
Betreiber: WIG Wietersdorfer Holding
Umfang: Insgesamt zwölf Millionen Euro wurden investiert, um zwei Kraftwerke vollständig neu zu errichten und ein weiteres zu optimieren.
Besonderheit: Zum Einsatz kam auch die Produktkompetenz der Wietersdorfer Gruppe: vom Tochterunternehmen Amiblu stammen 1900 Meter Druckrohre. Das Tochterunternehmen w&p Zement produzierte am Standort Wietersdorf die Bindemittel, welche von w&p Beton in Klagenfurt zu rund 6000 Kubikmetern Beton weiterverarbeitet wurden, und die bei der Errichtung der Krafthäuser sowie der Wehranlagen eingebaut wurden.
Baustart für Limberg III
Mit einer Investition von insgesamt 480 Millionen Euro in das Pumpspeicherkraftwerk Limberg III unterstützt der Verbund wesentlich die Erreichung des 100-Prozent-Zieles bei Strom aus erneuerbarer Erzeugung in Österreich. Der Baustart erfolgte im September. Die beiden großen Wasserspeicher mit einem Fassungsvermögen von in Summe über 160 Mio. m³ ermöglichen zusätzlich zu den bereits in Betrieb befindlichen Kraftwerken Limberg I und Limberg II die Errichtung eines weiteren gewaltigen Flexibilitätspaketes. Limberg III kann nach der Fertigstellung 2025 mit den beiden jeweils 240 MW starken Pumpturbinen in rekordverdächtigen Reaktionszeiten einen Beitrag zur Blackout-Vorsorge leisten. Kaprun wird damit in Summe über 1100 MW Leistung bereitstellen können.
Im Kraftwerk Limberg III kommen mit variablen drehzahlgeregelten Pumpturbinen spezielle Maschinensätze zum Einsatz, die hoch flexibel auf den zunehmenden Bedarf an Ausgleichs- und Regelenergie im Netz reagieren können. Geplant ist darüber hinaus, das Stauziel des Speichers Wasserfallboden um 8 m anzuheben, um auch zusätzliche Speicherkapazität bereitzustellen.
Betreiber: Verbund AG
Umfang: Bautätigkeiten zu 57.000 m³ Felsausbruch Kaverne in 62 m Länge, 25 m Breite und 43 m Höhe. Die Maschinensätze umfassen zwei drehzahlvariable reversible Pumpturbinen mit einer Gesamtleistung von 480 MW im Pump- wie im Turbinenbetrieb.
Effekt: Mit der zusätzlichen Leistung können beispielsweise bis zu 100 neue Windräder oder 100.000 Haus-PV-Anlagen in Sekundenschnelle ersetzt oder unterstützt werden.