Künstliche Intelligenz ist die Weiterentwicklung datenbasierter Prozesse und Services in der Wirtschaft. Nagarro zeigt den Mehrwerkt digitaler Produktentwicklung in dieser Disziplin.
Was ist KI? Und was ist es nicht? „Es ist keine fremde Galaxie und nicht Rocket-Science“, spricht Paul Haberfellner von einer Mystifizierung von Lösungen rund um künstliche Intelligenz und Machine Learning in den letzten Jahren. Der Managing Director des Technologiedienstleisters Nagarro wählt lieber einen pragmatischen Zugang: Bei KI-Projekten gehe es um „Wachstum, Performance, Qualität und Fokussierung“. Die sei ein „kundenzentrierter Zugang bei der Anwendung von Technologie“.
Bild oben: Paul Haberfellner, Nagarro: „Es geht darum, Probleme von Unternehmen, Mitarbeitern und Kunden zu lösen.“
Es wird erwartet, dass der globale Markt für künstliche Intelligenz von bis 2027 mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von knapp über 40 % wächst. Staatliche Mittel zur Entwicklung und Förderung von KI-Forschung und Projekten treiben den Technologiemarkt auch in Europa an. Das Industrieland Deutschland will bis 2025 fünf Milliarden Euro für den KI-Markt lockermachen, gefolgt von UK und Frankreich. Aber auch in Österreich tut sich einiges, vor allem auf Ebene der Unternehmen. „Die Technik kann helfen, wiederkehrende Tätigkeiten an Maschinen auszulagern. Mitarbeiter*innen werden wieder für höherwertige Tätigkeiten freigespielt“, sagt Haberfellner. „Im Zuge des strapazierten Fachkräftemarktes ist KI genau das Vehikel, das man wunderschön einsetzen kann, um als Unternehmen trotzdem zu wachsen.“
Doch keiner fängt ein KI-Projekt nur wegen der Technik an. Es gibt freulich unterschiedlichste lohnende Anwendungsbereiche, ist man bei Nagarro überzeugt. Etwa: Wenn bei hunderten Ausschreibungen in einem Markt die Übersicht kaum mehr möglich scheint, können mittels KI Kriterienkataloge automatisiert geprüft und gefiltert werden. In einem Kundenprojekt konnten so die Zahl passender Ausschreibungen auf 20 Stück reduziert werden. Niemals gehe es in den Projekten darum, Mitarbeiter*innen einzusparen. KI schaffe vielmehr Arbeitsplätze. „Die Technik lebt von der Interaktion mit dem Menschen“, so der Experte.
Bei dem IT-Dienstleister wurden eigenen Angaben zufolge bereits rund 100 KI-Projekte weltweit erfolgreich umgesetzt. Die Ergebnisse sind in der Regel in zwei bis vier Wochen sichtbar. Ein Return-on-Investment bei Projekten in der Bahnlogistik wurde sogar innerhalb von wenigen Tagen erreicht. Nagarro selbst hat hunderte Expert*innen international für die Forschung und Entwicklung in diesem Bereich. In Kombination mit der Expertise der lokalen Mannschaft in Österreich kann auch die heimische Wirtschaft von diesen Erfahrungen lernen.
Was ist die Superkraft von KI nun tatsächlich? Jan Nössner, KI- und Machine-Learning-Spezialist bei Nagarro: Mit dem Teilbereich Machine Learning können Probleme gelöst werden, die bislang unmöglich zu bewältigen waren. Das können Bildanalysen in einer Fabrik sein, wo Algorithmen dynamisch anhand von Hunderten und Tausenden Bildern lernen, welche produzierten Teile fehlerhaft sind – und welche nicht – anstatt von starren Vorgaben und Parametern.
Für RHI Magnesita, dem Anbieter von Feuerfestprodukten und Dienstleistungen, wurde eine Lösung für Stahlwerkmanager entwickelt, um Stehzeiten und unregelmäßige Wartungszyklen zu reduzieren – und damit auch Energiekosten aufgrund von ineffizienten Prozessen zu vermeiden. Über eine automatisierte Prozessoptimierung wird nun ein digitaler Zwilling der Feuerfestmaterialien mithilfe von KI berechnet. Dieser macht die Lebensdauer der Materialien vorhersagbar. Dadurch wurde die Sicherheit der Stahlarbeiter erhöht und die Produktion optimiert.
Im täglichen Betrieb eines großen Logistikkunden wiederum werden Container über 40 Häfen im ganzen Land transportiert. Wann immer ein Fahrer einen Container im Hafen absetzen oder abholen möchte, ruft er das Callcenter an, um einen Termin zu vereinbaren. Nagarro entwickelte einen KI-Assistenten, der über mehrere Kanäle wie Website-Portal, WhatsApp und SMS erreichbar ist. Dieser automatisierte Assistent kümmert sich um häufig gestellte Fragen und analysiert über Spracherkennung Wünsche der Fahrer. Dadurch wurde das Anrufvolumens im Callcenter massiv verringert.
Viele Unternehmen zögern KI-Lösungen einsetzen, weil die Datenlage nicht ausreichen würde. Nössner und Haberfellner widersprechen: Jedes Unternehmen hätte zahlreiche Daten und meist sind diese Daten erstaunlich gut zu nutzen. Der Dienstleister bietet Werkzeuge und fertige Datenanalyse-Komponenten an, auf die in Projekten einfach zugegriffen werden kann.
Jan Nössner, Nagarro: „Die Technologie ist grundlegend spannend, aber KI muss auch einen Mehrwert liefern.“ (Foto: Seirer)