Mittwoch, Dezember 04, 2024
JULI
30

Agile IT-Vertragsgestaltung und Scrum

 

Wenn die Green Economy die Märkte verändert sollte, hätte dies unmittelbare Auswirkungen auf die Produkte, damit auf die Prozesse und letztlich auf die Unternehmen insgesamt.

Das Zukunftsinstitut in Deutschland kommt in der Studie "Die Zukunft der Umwelt – Auf dem Weg zur Green Economy" genau zu diesen Schlußfolgerungen. Die „Green Economy“ und ihre Auswirkungen auf Unternehmen stehen im Mittelpunkt der Studie.

 

Globalisierung, Klimawandel, Rohstoffknappheit sowie ein stärkeres Umwelt- und Verantwortungsbewusstsein der Konsumenten führen dazu, dass Wachstum künftig auf einer neuen Mischung aus Ökologie, Ökonomie und gesellschaftlichen Engagement beruht. Freiwillige Maßnahmen wie zB ein anerkannte Umweltlabel, Zertifizierungen nach ISO 14001, ISO 50001, Begutachtungen nach EMAS, Validierung von Nachhaltigkeitsberichten entwickeln sich zunehmend zum Differenzierungsmerkmal im Wettbewerb.

Continue reading
SEP.
14

Essen zwischen Desktop & Terminen

Essen zwischen Desktop & Terminen

In Kürze beginnt das World Economic Forum – die “Mächtigsten” und/oder die “Wichtigsten” kommen zu ihrem jährlichen Treffen in Davos zusammen. In Vorbereitung dazu hatte das Organisationskomitee im November die zunehmenden Einkommensungleichheiten auf der Welt als zweitgrößtes weltweites Risiko innerhalb der näöchsten 12 bis 18 Monate bezeichnet.

Es kann unendlich darüber diskutiert werden, welche Einkommensverteilung gerecht ist, bzw. wo die Ungerechtigkeit anfängt. Ob diese Grenze bei einem Verhältnis der Stundenlöhne von Vorstandsvorsitzenden und einfachen Arbeiter bei 10, 1000 oder 10000 liegt, ist hier nicht Gegenstand – es geht um den gesamtgesellschaftlichen Aspekt.

Zum Thema der Wohlfahrtsökonmie und damit indirekt zu der Frage einer gerechten Einkommenverteilung hat der Wirtschafts-Nobelpreisträger Amartya Sen wichtige Beiträge geleistet. Robert Solow nannte ihn einmal “das Gewissen unseres Gewerbes”.

Eine gewisse Ungleichverteilung ist erforderlich, um Anreize zu geben und diejenigen zu belohnen, die mit Talent, erworbenem Wissen und der Bereitschaft, unternehmerisches Risiko zu übernehmen, dafür sorgen, dass Wachstum und Fortschritt angetrieben werden zum Wohle der Gesamtgesellschaft, die ihnen die Möglichkeit zur Umsetzung ihrer Ideen gab. Ist allerdings der Wohlstand zu sehr in Händen einiger weniger konzentriert, besteht die Gefahr, dass immer mehr Mitglieder der Gesellschaft keine Möglichkeit mehr haben, die Früchte ihrer Talente, Fähigkeiten, Neigungen und harter Arbeit zu genießen.

Die Entwicklungsorganisation Oxfam legt jetzt eine Analyse vor, die zeigt, wie sehr sich das Ungleichgewicht gerade in den zurückliegenden Jahren verschoben hat. Wir hatten uns hier bereits mit dem Thema bezogen auf die USA befasst.

Extrem ungleiche Einkommensverteilung kann negative Auswirkungen auf Wirtschaftswachstum und Lebensstandard der Gesamtgesellschaft haben. Dadurch können soziale Probleme verstärkt werden, die wiederum produktive gesellschaftliche Kräfte lähmen oder neutralisieren, schreibt Oxfam.

Wenn keine wirksamen Maßnahmen gegen die Einflussmnahme der Reichen auf die Politik implementiert sind, arbeiten Regierungen quasi automatisch für deren Interessen und wirtschaftliche wie politische Ungleichheit nimmt zu.

Übermäßige Konzentration von Wohlstand kann so negative Auswirkungen auf eine gleichberechtigte Vertretung der Interessen aller Mitgleider der Gesellschaft haben. Mit zunehmendem politischen Einfluss der reichen Oberschicht auf die Gesellschaft werden ihre Regeln zu ihren Gunsten und zum Nachteil anderer verbogen, der soziale Zusammenhalt wird schwächer, die Chancengleichheit schwindet. Die massive Konzentration von wirtschaftlichen Ressourcen in den Händen weniger birgt die Gefahr, dass die Mitgleider der Gesellschaft zunehmend gespalten werden hinsichtlich wirtschaftlicher und politischer Macht. Das erhöht die Gefahr sozialer Spannungen.

Oxfam zitiert Louis Brandeis, Richter am US Supreme Court, der treffend sagte: “Wir haben entweder Demokratie oder wir haben Wohlstand in den Händen weniger, aber wir können nicht beides gleichzeitig haben.”

Die wichtigsten Ergebnisse der Oxfam-Studie:

- Fast die Hälfte des Wohlstands auf der Welt gehört 2% der Bevölkerung.
- Ein Prozent der Bevölkerung verfügt über fast die Hälfte des weltweiten Reichtums.
- Die reichsten ein Prozent verfügen über 110 Bill. Dollar – das ist 65 mal so viel wie das Vermögen der ärmeren Hälfte der Weltbevölkerung.
- Die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung besitzt so viel wie die reichsten 85 Leute auf der Welt.
- Sieben von zehn Menschen leben in Ländern, in denen die wirtschaftliche Ungleichheit in den zurückliegenden 30 Jahren zugenommen hat.
- Das reichste ein Prozent der Weltbevölkerung hat zwischen 1980 und 2012 ihren Anteil am Einkommen in 24 der 26 Länder gesteigert, für die genügend Daten vorliegen.
- In den USA hat das reichste ein Prozent der Bevölkerung seit 2009 95% des Wachstums kassiert, während die unteren 90% der Bevölkerung ärmer wurden.

Eine Befragung von Oxfam in Spanien, Brasilien, Indien, Süd-Afrika, in Grobritannien und in den USA zeigt, dass eine Mehrheit glaubt, dass die Gesetze im Interesse der Reichen gestaltet werden – in Spanien sagen das acht von zehn Befragten. In den USA glauben 65%, dass der Kongress Gesetze zum Wohle der Reichen macht.

Finanzielle Deregulierung, ungerechte und Steuerflucht erleichternde Steuersysteme, Austeritäts-Politik, Benachteiligung von Frauen, Privatisierung von Öl und Rohstoff-Einnahmen sind Punkte, die in der Studie ausführlicher behandelt werden.

Die gefährlichen Trends können umgekehrt werden schreibt Oxfam. In den drei Dekaden nach dem Zwiten Weltkrieg wurde die Ungleichheit in den USA und in Europa abgebaut, während der Lebensstandard gleichzeitig deutlich anstieg. In Latein-Amerika wurde die Ungleichheit in den zurückliegenden Jahren reduziert. Diese, die Interessen der Mehrheit repräsentierende Politik habe allen genutzt, arm wie reich, schreibt Oxfam.

Oxfam hat eine Reihe von richtigen und nachvollziehbaren Vorschlägen erarbeitet, die hier zugänglich sind.

Aus der Studie wird auch deutlich, dass die Gesellschaftsschicht mit mittlerem Einkommen in den westlichen Demokratien immer mehr “unter die Räder” kommt. Hier ist das größte Reservoir für potentielle Unternehmer im obigen Sinne zu sehen.

 

Die Verhältnisse für Deutschland:

 

Continue reading
JäN.
17

Intelligente Unternehmen

 

Wie rüsten sich intelligente Unternehmen für die Zukunft?

 

Kennen Sie das Buch „Die Macht der Gene“ oder „Die Durchschnittsfalle“ von Univ. Prof. Mag. Dr. Markus Hengstschläger, Institut für Medizinische Genetik, Medizinische Universität Wien? Ich habe beide Bücher mit großem Interesse über die Feiertage gelesen. Falls Sie diese noch nicht gelesen haben sollten, hier einige Aspekte, die ich besonders anregend empfunden habe, trotzdem empfehle ich Ihnen diese Lektüre.

 

Continue reading
JULI
17

S&P 500 am Poller?

In den zurückliegenden 12 Monaten ist die Inflation deutlich zurückgegangen. In der Eurozone haben sich die Preise im Dezember um lediglich 0,8% gegenüber dem Vorjahr erhöht. Der Trend weist abwärts – also ist es korrekt, hier von Disinflation zu sprechen. Auch in den USA liegt die Inflationsrate unter 2%, dem, was gemeinhin als Maß für Geldwertstabilität genommen wird. Die Verbraucherpreisinflation (CPI) kommt per Dezember auf 1,5%, im Oktober hatte sie noch bei 0,94% gelegen – immerhin eine mögliche Trendumkehr.


Die Weltbank hatte vor kurzem ein rosiges Bild der Weltwirtschaft gemalt. Nun warnt IWF-Chefin Lagarde kurz vor der Veröffentlichung IWF-Konjunkturprognose vor den Risiken einer zu niedrigen Inflation, die zu einer “katastrophalen” Deflation werden könnte: “Die Richtung ist insgesamt positiv, aber das globale Wachstum ist zu gering, zu zerbrechlich und zu ungleichmäßig.” Das Plus der weltweiten Wirtschaftsleistung könnte bei 4% liegen. Zu den Problemen, die das verhindern, gehört neben der zu geringen Preissteigerungsrate auch, dass zu wenig Arbeitsplätze geschaffen würden, sowie die seit 2009 immer ungleichere Einkommensverteilung (siehe auch hier!). Es kommt ihrer Meinung nach besonders darauf an, dass die Notenbanken erst dann zu einer normaleren Geldpolitik zurückkehren, wenn „stabiles Wachstum auf ein festes Fundament gründet“. Insbesondere die Fed dürfe ihre QE-Maßnahmen nicht voreilig reduzieren.

Die Fed hatte in einem Forschungspapier aus 2002 festgestellt, dass die deflationäre Entwicklung im Japan der 1990er Jahre nicht vorhergesehen wurde, weder von der Geldpolitik, noch von privaten Investoren, noch von den meisten sonstigen Beobachtern. So lagen auch die Bond-Renditen bis 1995 noch bei 5%. Demzufolge warnt das Papier, dass Deflation schwierig vorherzusagen ist und daher insbesondere bei schon niedriger Inflationsrate frühzeitig massive geldpolitische Gegenmaßnahmen ergriffen werden müssen. Das gelte auch für die Fiskalpolitik, die zwar zu Beginn der 1990er Jahre in Japan Anreize gesetzt hat, die sich aber als nicht ausreichend und nicht ausdauernd genug erwiesen haben.

Niedrige Inflation, bzw. Deflation ist nicht unbedingt immer ein Problem, schreibt Stephen King, Chefvolkswirt der HSBC. Ein positiver Produktivitätsschock kann die Preise relativ zu den Löhnen drücken und damit die Realeinkommen steigern. Eine vergleichbare Situation liegt vor, wenn die Energiepreise deutlich sinken, wie das in den zurückliegenden Jahren in den USA der Fall ist mit der zunehmenden Nutzung von Fracking-Technologien zur Gewinnung von Erdöl und Erdgas. Teilweise kann niedrige Inflation auch deutlich nachlaufen und damit auf zurückliegende Probleme hindeuten. Wenn diese gelöst wurden, kann diese Episode als „Geschichte“ abgehakt werden.

Bei einem Zinsniveau nahe Null allerdings wirkt eine schwache und schwächer werdende Inflation über real steigende Zinsen so, dass Schulden schwerer tragbar werden. Das Risiko fauler Kredite nimmt zu – und das in einem Umfeld bereits überbordender Verschuldung (sonst wären die Zinsen nicht künstlich niedrig gedrückt worden). Das so ohnehin schon fragile Finanzsystem wird noch weiter geschwächt und kleine Anzeichen einer wirtschaftlichen Erholung werden schnell wieder zunichte gemacht. Niedrige Inflation kann so zu sinkendem Wachstum beitragen.

Das war genau der Fall in Japan in den Jahren 1995 und 1996. Es gab einige schwache Anzeichen wirtschaftlicher Erholung, die Erwartung war auf wieder steigende Preise ausgerichtet. Das erwies sich aber als Trugschluss, trotz eines Anstiegs der wirtschaftlichen Aktivitäten begann ein Abstieg in Deflation, angeführt von einem verknöcherten Finanzsystem und schwachem Kreditwachstum, schreibt King.

Continue reading
NOV.
02

Start-Ups: Das Geheimnis des Erfolges

Wer noch nicht in »Die Neue Welt des Arbeitens« aufgesprungen ist, sollte es jetzt tun. (Die meisten befinden sich längst darin, wissen es aber nicht.)

Wieder einmal beschäftigt mich der Trend »Die Neue Welt des Arbeitens«. Sofort kommt an dieser Stelle die Frage auf, ob das Wort »Trend« ausschließlich etwas Zukünftiges impliziert – etwas, das noch vor uns liegt, dessen voller Umfang uns noch nicht erreicht hat. Dann nämlich würde ich persönlich die neue Welt der Arbeit nicht als Trend bezeichnen. Der Grund: Sie ist keinesfalls ein Aspekt, der auf uns zukommt, sondern vielmehr ein Phänomen, das uns längst erreicht hat. Es ist ein aktuelles Thema mit vielerlei Einflüssen auf die gegenwärtige Arbeitswelt.

Continue reading
JäN.
05

Aktien 2014

Was ist von Aktien in diesem Jahr zu erwarten, nachdem sie sich in den Jahren zuvor bereits überdurchschnittlich gut entwickelt hatten? Gibt ein gutes Vorjahr überhaupt signifikante Hinweise, wie das Folgejahr werden kann? Ich konzentriere mich auf US-Aktien – hier wird immer noch der weltweite Takt geschlagen.

Von Zacks stammt die folgende Auswertung. Aus der geht hervor, dass das Vorjahr kaum signifikante Aussagen darüber zulässt, wie sich das folgende Aktienjahr entwickelt.

 

 

Das bringt uns also nicht weiter. Ich will mich auch nicht mit anderen zweifelhaften statistischen “Omen” aufhalten. Entscheidend sind eher die aktuellen singulären Faktoren. Der wichtigste –lassen wir zunächst die Geldpolitik beiseite- ist in langfristiger Betrachtung der Verlauf der Unternehmensgewinne. Die wiederum hängen hauptsächlich von der Entwicklung der Gesamtwirtschaft ab. Allerdings gibt es erhebliche Verschiebungen zwischen Konjunkturzyklus, Unternehmensgewinnen und Aktienkursen, so dass zwar im langfristigen Mittel Unternehmensgewinne, Aktienkurse und Wirtschaftswachstum recht synchron laufen, kurz- und mittelfristig jedoch nicht unbedingt.

Continue reading
JäN.
30

Volltransparenz: Retter der Demokratie?

In dritten Teil der Artikelserie über Blasenbildung an den Finanzmärkten beschäftigen wir uns damit, wie Blasenbildung erkannt werden kann. In den beiden Teilen zuvor ging es um ausgewählte historische Spekulationsblasen und ökonomische, sowie psycho-soziale Voraussetzungen für eine Blasenbildung. Wir fokussieren zunächst einmal Aktien. Ich möchte bei der Frage, wie Blasen erkannt und eingeschätzt werden, im folgenden neue Wege gehen.

Nicht ganz zufällig befasst sich Niels C. Jensen von „Absolute Return Partners“ in seinem „Absolute Return Letter“ von Dezember mit derselben Frage und diskutiert eine Fülle unterschiedlicher Herangehensweisen und Charts. Er kommt zu dem Schluss, es gebe gewisse Zeichen dafür, dass Exzesse in die Aktienmärkte zurückkriechen. Aber nach wie vor sei der Enthusiasmus wenig ausgeprägt, ja es ist für ihn sogar die Rallye mit der geringsten Begeisterung, die er bisher erlebt hat. Also bleibt er ein vorsichtiger Bulle.

Gibt es aktuell überhaupt eine Blase?

Wir hatten bereits festgestellt, dass eine Blase dann vorliegt, wenn sich (getrieben durch Überschussliquidität) der Preis eines Assets zu weit von dessen Wert entfernt. Historische Erfahrungen und Trends geben Richtungen und Bezugspunkte vor, signifikante Abweichungen hiervon liefern wichtige Hinweise.

Ich möchte zur Beantwortung der Frage der Bewertung auf das sogenannte Shiller-KGV (Shiller CAPE) abstellen. Dessen „Für und wider“ wird bei AAII ausführlich diskutiert, der Artikel gibt einen guten Einblick. Vanguard hat 15 populäre Metriken untersucht und dabei ermittelt, dass das Shiller-KGV im langen Zeithorizont den relativ am höchsten liegenden „Erklärungswert“ für die Aktienkursentwicklung aufweist. Damit erscheint mir das Shiller-KGV am geeignetsten, die Bewertung von Aktien abzuschätzen.

Als Vergleichsmaßstab wird häufig der historische Mittelwert oder der historische Median über die Zeitreihe von rund 130 Jahren genommen. Der liegt bei 16,50, bzw. 15,90, womit sich gemessen am aktuellen KGV von 26,18 eine „Überbewertung“ von knapp 59%, bzw. 65% ergibt. Mir ist allerdings der Bezug auf einen historischen Mittelwert über eine solch lange Zeitreihe zu statisch, ich sehe eher eine Referenzlinie in Form einer linearen Regression. Damit wären auch Argumente des genannten Artikels berücksichtigt. Ein mittleres KGV von rund 12,50 im Jahre 1885 entspricht so einem von 20,50 heute. Neben der technischen Erklärung für ein im Zeitablauf ansteigendes mittleres KGV ließe sich das fundamental auch durch steigende Produktivität und sinkende Kapitalkosten rechtfertigen. Die Grenzen des um die Regressionsgerade herum gelegten Trendkanals (siehe „rot“ im Chart) markieren eine Über-, bzw. Unterbewertung von 40%.

Continue reading
OKT.
21

Schuld haben immer die anderen

Kürzlich war hier ein Artikel über Ferguson erschienen, der den Niedergang Europas prophezeit. Sein Hauptargument ist, dass Regulierung und Gesetzgebung überkomplex geworden sind. Der heutige Staat interveniert zu viel. Das mindert Eigeninitiative und Wettbewerb, erhöht das Risiko und schwächt die Position des Westens.

Die Eurozone bleibt den Beweis nicht lange schuldig. Die kürzlich zustande gekommende Beschlussvorlage zur Restrukturierung und Abwicklung von Banken in der Eurozone sieht vor, dass von der Warnung der Banküberwachung bis zur endgültigen Entscheidung über den Fall 126 Entscheidungsträger involviert sind. Das gilt für den einfachen Fall, dass nur ein Land betroffen ist, schreibt die FT. Im worst-case einer in mehreren Ländern tätigen Bank müssen neun Gremien mit bis zu 143 Teilnehmern beschäftigt werden.

Barnier, der für die Reformen zuständige EU-Kommissar, warnt, dass das Verfahren zu komplex ist. Er selbst favorisiert eines, das die Beteiligung von mindestens 107 Personen aus der EZB, verschiedenen Kommitees und aus der EU-Kommission erfordert. Was für ein Unterschied – Hut ab!

Nach allgemeinem Verständnis muss die Schließung einer Bank über ein Wochenende erfolgen, um Bank-Runs tunlichst zu vermeiden. Vermutlich wird demnächst in der EU ein Wochenend-Kommissar ernannt, der im Falle einer anstehenden Bank-Schließung festlegt, wieviele Tage das jeweilige Wochenende umfassen wird.

Wolfgang Munchau schreibt in der FT, die jetzt auf dem Tisch liegenden Vorschläge gehören abgelehnt. Viele Beobachter, er selbst eingeschlossen, hätten die kurzfristigen Kosten einer Bankenunion unterschätzt, etwa in Bezug auf die damit verbundene Unsicherheit und Kreditklemme. Die Vorteile einer Bankenunion seien sehr groß, aber die auf dem Tisch liegenden Vorschläge würden diese nicht umsetzen. Der/die vorgesehenen Abwicklungsfonds seien zu klein, sie seien nur geeignet für den Fall, dass der Bank-Chef mit der Kasse durchbrennt. Man sollte zwar niemals die Leichtgläubigkeit von Marktteilnehmern und Journalisten unterschätzen, aber die EU überzieht mit dem zweiten Phantom-Programm nach dem OMT-Programm der EZB nun möglicherweise.

Die USA halten im Wettbewerb der Bürokratie locker mit – 2010 hatte die Obama-Regierung die Großtat des Dodd-Frank-Acts vollbracht, mit dem die Finanzindustrie an die Kandare gelegt werden sollte. Er bringt es auf stolze 2300 Seiten, wichtige frühere, das Finanzsystem betreffende Gesetze kamen nicht über 150 Seiten hinaus (siehe z.B. hier und hier!). Der Act stellt mit seiner Komplexität sicher, dass die Finanzindustrie so weitermachen konnte wie zuvor. Nicht verwunderlich, dass Banken und Investment-Unternehmen aggressiv und erfolgreich für ihn gekämpft haben.

Continue reading
SEP.
15

Gewappnet für den nächsten Jahrhundertsommer

Gewappnet für den nächsten Jahrhundertsommer

Mit dem neuen Schulzweig »Rohstofftechnik« an der HTL ­Leoben wird die Ausbildungskette endlich geschlossen.

Nach einer mehrjährigen Planungsphase wurde im Herbst 2013 der neue Schulzweig »Rohstofftechnik« an der HTL Leoben eröffnet. Aus über 45 Anmeldungen wurden 32 junge, wissbegierige Menschen aus ganz Österreich ausgewählt, die voller Erwartungen ihre Ausbildung aufnehmen.

Continue reading
JULI
06

BIS: Wachstum der Weltwirtschaft weiter schwach

Kein Weihnachtsfriede für Gevatter Bär: Die Jagdsaison ist eröffnet und allein in New Jersey stehen hunderte Schwarzbären zum Abschuss.

Continue reading
AUG.
30

An Hitzetagen maximal 8 Stunden Arbeiten am Bau

Schon in der Zeit „vor Snowden“ haben die politischen Entscheidungsträger in der Europäischen Union erkannt, dass die industrielle Entwicklung einer transnationalen Cloud-Plattform wohl zu den wichtigsten Voraussetzungen für einen digitalen Binnenmarkt gehört. Die Umsetzung dieses zukunftsfähigen Modells für das gesamte Datenmanagement muss aber auf Basis offener Standards erfolgen, wenn das Wertschöpfungspotenzial von Cloud Computing in vollem Umfang abgeschöpft werden soll. Die Kommission geht in ihrer Cloud-Strategie von 2,5 Millionen möglichen neuen Jobs in der EU und einem realisierbaren Gesamt-Boost auf das Bruttoinlandsprodukt von 160 Milliarden Euro bis 2020 aus.

Continue reading
SEP.
30

USA: Bald Billig-Lohn-Land?

Im weltweiten Ranking nimmt Österreich Platz 10 ein. Deutschland führt unangefochten.

Die ISO 50001 stellt die internationale Norm für Energiemanagement dar und kann von allen Branchen verwendet werden.

Der erste Schritt umfasst eine genaue Ist-Analyse der Energieverbräuche im Unternehmen, auch auf Prozess- und Anlageebene. Die Norm fordert auch die Berücksichtigung der Energieplanung, Energieleistungsindikatoren, Aspekte der Energieeffizienz in der Beschaffung und die fortlaufende Steigerung der Energieeffizienz. Energieeffizienz soll gezielt und wirksam gemanagt werden.

Energieaudits weltweit stark nachgefragt

Obwohl diese Norm noch sehr jung ist, haben sich seit Jahresbeginn 2013 die Anzahl der Neuzertifizierungen weltweit verdreifacht. Aktuell wurden bis dato 4.300 ISO 50001 Zertifikate ausgestellt.

Continue reading
JUNI
29

Schlechtes Image

Nun wir haben es geschafft. Nach wochenlangen Verhandlungen gibt es ein Ergebnis, dass sich sehen lassen kann. Die Frage ist nur: Wie hoch haben wir uns die Latte gelegt? Sie war offensichtlich gerade auf dem bisherigen Niveau. Die Zukunft wird weisen, wie die möglichen Erfolge zu bewerten sind. Bei der erkennbaren Gleichgültigkeit der Bevölkerung im Zusammenhang mit dem politischen Engagement - siehe Wahlbeteiligung - Mitwirkung in den politischen Bewegungen wird das Ergebnis nicht so schlecht sein.

Continue reading
FEB.
28

Zinszyklus und Aktien

Wenn Sie in Frankfurt über den Weihnachtsmarkt gehen, treffen Sie mit ziemlicher Sicherheit auf den einen oder anderen DeutschBanker. „Warum haben Sie Ihr Geld nicht bei uns?“ ist dann oft die Frage. Gegenfrage: „Warum?“ „Die Deutsche Bank ist die sicherste in Deutschland,“ kommt als Antwort. Stimmt, too big to fail. Oder too big to be saved?

Der Chefvolkswirt dieser Bank, David Folkerts-Landau, sagte nun (nicht auf dem Weihnachtsmarkt): „Wenn das Wachstum unter zwei Prozent bleibt, dann wird es enormen Druck auf die EZB geben, Quantitative Easing (QE) zu betreiben.” Andere Instrumente der EZB, um die maue Erholung der Konjunktur in der Eurozone zu unterstützen, dürften seiner Ansicht nach keinen durchschlagenden Effekt haben. Er schloss sich damit der Meinung der französischen BNP Paribas an, die ebenfalls ein Kaufprogramm für Staatsanleihen nach US-Vorbild fordert, wenn die Eurozone in eine Deflationsspirale abzurutschen droht.

Unlängst hatte EZB-Direktor Coeure gewarnt, von der EZB “spektakuläre Schritte” zu erwarten. Andere verweisen auf die mit einem QE-Programm verbundenen rechtlichen und politischen Probleme. Zudem wird allgemein angenommen, dass sich die EZB zumindest so lange bedeckt hält, so lange das Bundesverfassungsgericht nicht über die anhängigen Klagen gegen das OMT-Programm der EZB entschieden hat. Wieder andere Beobachter glauben, die EZB könne mit dem Kauf z.B. von forderungsbesicherten Anleihen den eingebrochenen Kreditmarkt für kleine und mittlere Firmen beleben.

EZB-Chef Draghi sagte gestern bei einer Anhörung vor dem Europäischen Parlament, die EZB werde künftige Liquiditätsspritzen so gestalten, dass möglichst viel Geld zur Finanzierung der Realwirtschaft bei den Unternehmen ankommt. Wie das konkret gehen soll, sagte er nicht: “Darüber müssen wir tiefergehender nachdenken.”

Die EZB hatte den Banken der Eurozone im Rahmen von zwei LTROs Ende 2011 und Anfang 2012 in zwei Tranchen zusammen eine Bill. Euro auf drei Jahre geliehen. Die Banken v.a. in der Peripherie der Eurozone kauften damit Staatsanleihen, die in den Bankbilanzen nicht mit Eigenkapital unterlegt werden müssen. Wer glaubt, dass habe die EZB nicht gewusst und gewollt, träumt.

EZB-Chefvolkswirt Praet sagte der FT in einem Interview, das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass Banken die von einer Zentralbank zur Verfügung gestellte Liquidität nutzen, um Altlasten zu kaufen oder zu halten und sich der Bankensektor nicht restrukturiert. Das war typisch für Japans Situation in den frühen 2000er Jahren. Paradoxerweise, fuhr er fort, könnte ein rigoroser AQR und ein ebensolcher Stress-Test der Geldpolitik helfen. Wenn nämlich das Risiko von Bankbeständen an Staatsanleihen angemessen bewertet werde, sei es unwahrscheinlich, dass diese Zentralbank-Liquidität nutzen, um ihre Ausrichtung auf Staatsanleihen exzessiv auszubauen. Praet meinte damit allerdings nur, dass die Stress-Tests entsprechend ausgestaltet werden, an eine Hinterlegung von Beständen an Staatsanleihen mit Eigenkapital ist nicht gedacht.

Continue reading
DEZ.
10

Quo vadis Austria?

Jetzt haben wir es schwarz auf weiß. Österreich hat kein Interesse auf dem internationalen Parkett mitzuspielen. Keiner der führenden politischen Persönlichkeiten in unserem Land hat Zeit um an den Begräbnisfeierlichkeiten Nelson Mandelas teilzunehmen. Der Einzige der es der Mühe wert gefunden hat die Reise anzutreten, kommt laut Medien einen Tag zu spät. Es ist dieses kleingeistige Verhalten, welches wir schon einmal hatten, als man einem Staatsbesuch eines EU-Partners nicht die gebührende Ehre erwies.

Außenpolitik scheint sich in unserem Land auf die Bezirksebenen zu beschränken. Es ist ja schon ein weiter Weg von Simmering in den ersten Bezirk Wiens oder aus dem Bezirk Mödling nach Wien oder aus dem 23. Bezirk in das Stadtzentrum. Ist unseren Verantwortlichen nicht klar, welches Bild der Ignoranz des Desinteresses wir abliefern? Über 90 Staatsmänner und Frauen haben die Mühe auf sich genommen um einer der Person die letzte Ehre zu erweisen, die ein Land ja einen Kontinent mit seinen Zielen bereits verändert hat oder es noch tun wird.

Veranstaltungen wie diese bieten die Möglichkeit des Netzwerkens, des Präsentieren der eigenen Stärke. Damit könnte man der eigenen Wirtschaft helfen. Als Export orientiertes Land sollten wir jede wie immer geartete Möglichkeit ergreifen Kontakte zu knüpfen. Auch wäre es eine Möglichkeit das Interesse an einem Land einem Kontinent zu zeigen. Entwicklungshilfe auch auf geistigem Gebiet zu ermöglichen.

Nun dieser Weitblick scheint hier nicht mehr vorhanden zu sein. Zurück in unsere kleine Kiste Scheuklappen anlegen und die eigene Position absichern. Dabei wäre es so einfach gewesen. Frank Stronach hat doch einen Privatflieger, der Langstreckentauglich ist und den er sicher gerne vermietet hätte. Auch die Austrian hätte Flugzeuge, welche die Strecke nach Johannesburg mühelos bewältigen könnten. Da hätten die Koalitionsverhandler Platz gehabt und wären je Strecke 10 Stunden ungestört gewesen vom Einfluss von Lobbyisten oder sogar von den Medien.

Unsere Außenpolitik dürfte sich darauf beschränken, dass unsere Bundeshymne bei den Erfolgen eines Formel 1 Teams abgespielt wird. Ist auf jeden Fall billiger.

MAI
14

Handelsungleichgewichte der Eurozone nehmen ab

Der Tod Nelson Mandelas hat zu vielen nachdenklichen Kommentaren geführt. Natürlich stimmt der Tod eines Menschen, der von Weitblick, Toleranz und Charisma geprägt war, sehr traurig. Leider war es mir nicht möglich ihn persönlich kennen zu lernen, aber bei meinen Aufenthalten in Südafrika konnte ich immer den Geist dieses Staatsmannes zu erleben. Er hatte etwas, was uns und unseren politischen aber auch unternehmerischen Führungspersonen abhandengekommen ist. Es ist dieser Blick auf das Ganze. Das Ziel immer vor Augen zu haben und sich nicht durch kleingeistiges Machtstreben selbst zu behindern.

Mandela war es immer fremd sich einer mediengeilen Welt zu stellen. Für ihn war es wichtig, den Menschen in den Mittelpunkt des Strebens zu stellen. Sich nicht durch Rückschritte vom Kurs abbringen lassen war seine Ausrichtung. Wie sonst konnte ein Mensch Jahrzehnte einer Isolierung mit einer Großmut zu überstehen. Ja, es sind die kleinen Schritte, die uns zum Ziel führen. Wenn ein Baum im Wald von einem Schädling befallen ist, darf man nicht den Blick auf den Wald vergessen. Die politisch Verantwortlichen in unserem Land könnten sich von dieser Betrachtung eine Scheibe abschneiden. Hier gibt es keinen Unterschied zwischen Regierenden und Opposition. Der bereits erwähnte Kleingeist, dieses provinzielle Verhalten lässt uns nicht in die Zukunft blicken. Es wirkt wie Scheuklappen, ja nicht über den Tellerrand schauen. Andere Ideen von Grund auf ausschließen, sich einzementieren in Ideologien oder Machterhaltungstrieben scheint bei uns das oberste Ziel zu sein.

Es ist kein Wunder, wenn Populisten so starken Zulauf haben. Sie nützen ja diesen Kleingeist, der ja an sich in den meisten von uns steckt. Versuchen wir doch den Geist „Madibas“ in uns zu wecken. Nicht ausschließlich daran zu denken was nicht geht, sondern auch andere Möglichkeiten in Betracht zu ziehen. Wenn wir es nicht tun werden wir in der Mittelmäßigkeit versinken und mit armseligen PISA-Resultaten zufrieden sein. Kann sein, dass wir dann auch Persönlichkeiten wieder haben zu denen wir aufsehen können.

FEB.
26

Globalisierung 4.0

Die Leistungsbilanz der Eurozone wird in diesem Jahr knapp die Marke von 300 Mrd. Euro Überschuss erreichen. 2008 war noch ein Defizit von 97 Mrd. Dollar erzielt worden. Dafür bezieht in erster Linie Deutschland Prügel von angelsächsischen Beobachtern, früher sind sie gegen die chinesischen Leistungsbilanzüberschüsse zu Felde gezogen.

Die EU-Kommission hat eine Untersuchung eingeleitet, weil Deutschland die Marke von 6% Leistungsbilanzüberschuss bezogen auf das BIP überschreitet. Die Kritik richtet sich dagegen, dass Deutschland damit anderen Ländern Arbeitsplätze wegnimmt und zu gefährlichen globalen Ungleichgewichten beiträgt.

Nicht nur Deutschland (und die Niederlande) haben die Entwicklung zu verantworten, die Krisenländer im Süden Europas verringern ihre Leistungsbilanzdefizite durch Einschränkung der Inlandsnachfrage und größere Anstrengungen im Export.

Die Leistungsbilanz ist der Saldo von Exporten und Importen. Hohe Exporte zeigen die Wettbewerbsfähigkeit einer Wirtschaft. Der deutsche Exportüberschuss summierte sich bis Ende August auf fast 128 Mrd. Euro. Auch Irland (25,3 Mrd. Euro) und Italien (19,3 Mrd. Euro) weisen eine positive Bilanz auf. Frankreich hingegen kommt auf ein Defizit von rund 50 Mrd. Euro, Griechenland auf minus 13 Mrd. Euro und Spanien auf minus 9 Mrd. Euro.

Steht einem Export ein geringerer Import gegenüber, wird also ein Leistungsbilanzüberschuss erwirtschaftet, so ist per Identität die gesamtwirtschaftliche Ersparnis höher als die Investition. Die Leistungsbilanz ist ein Teil der außenwirtschaftlichen Zahlungsbilanz, die Gegenbuchung zu ihren Überschüssen sind Netto-Kapitalexporte.

Spiegelbildlich zum Anstieg der Überschüsse der Eurozone hat sich das Leistungsbilanzdefizit einer Gruppe von neun Schwellenländern (Indien, Brasilien, Türkei, Indonesien, Südafrika, Polen, Ukraine, Kolumbien und Mexiko) von 94 Mrd. Dollar in 2009 auf etwa 330 Mrd. Dollar in diesem Jahr erhöht.

Continue reading
AUG.
14

Effizienzfalle

Nicht nur der klimatische Herbst hält Einzug in Brüssel, auch der politische kündigt sich an. Die Legislativperiode neigt sich dem Ende zu, die Europawahlen werfen ihre Schatten voraus. Und somit fängt auch der Tanz um die Sessel im europäischen Chor an. Österreich wird wohl keine Rolle spielen. Dabei könnte es sogar eine sehr große spielen – wenn wir nur wollten.

Continue reading
JäN.
14

So unterstützt ITIL den Helpdesk

So unterstützt ITIL den Helpdesk

Die monetäre Expansion in der Eurozone ist beständig schwach. Im Oktober hat sich die Geldversorgung (M3) auf ein Jahreswachstum von 1,4% ermäßigt, das liegt klar unter dem inflationsneutralen EZB-Ziel von 4,5%. Die um Verkäufe und Verbriefungen bereinigten Ausleihungen an den privaten Sektor sind im Jahresvergleich um 1,7% geschrumpft.


Die Ausleihungen an private Haushalte entwickelte sich mit plus 0,1% p.a. gerade noch positiv, Unternehmen nahmen jedoch 3,7% weniger Kredit auf als vor einem Jahr.

Dabei zeigt sich auch eine weiter gehende Fragmentierung der Kreditaktivitäten. In Italien (minus 5,7%), Portugal (minus 6,6%) und Spanien (minus 19,3%) ist die Schrumpfung der Unternehmenskredite besonders groß.

Sinkende Kredite an Unternehmen – anders ausgedrückt: Es wird gegenwärtig nicht neu investiert. (Produktive) Investionen sind Quelle künftigen Wachstums. Eine Erholung ohne solche Neu-Investitionen steht auf sehr dünnen Beinen. Soll in einer solchen Situation Wachstum erzielt werden, geht das letztlich nur über Lohnsenkungen. Das verschärft das Nachfrageproblem, abgesehen davon ist die Lebensdauer einer solchen Strategie begrenzt.

Continue reading
AUG.
23

Feedback im Assessment

Feedback im Assessment

Billige Energie hilft den Amerikanern aus der Krise und führt zu Projekten, über die ein Europäer nur staunen kann.

Die Heizsaison beginnt und Rob, der Installateur aus New Jersey, wendet sich wieder seinem Brot-und-Butter-Geschäft zu: Er wartet Gasheizungen. In den vergangenen Monaten hatte er sich ganz anderen Projekten gewidmet. »Ich habe in vielen Häusern Erdgasgeneratoren zur Stromerzeugung eingebaut. Es ist billiger, den eigenen Strom zu erzeugen, als ihn zuzukaufen«, erklärt Rob – und ich kann es nicht glauben. Kaum bin ich wieder daheim, krame ich die eigene Stromrechnung heraus. Schließlich bin ich ein alter Sparefroh und überlege mir, ob ich meine Kosten senken kann. Ich bin gelernter Österreicher und daher aufs Kostensenken fixiert, wie die neue, alte Bundesregierung. Ich rechne nach: Im Juli und August haben wir in unserem Vier-Personen-Haushalt 1345 kWh verbraucht und dafür 147,95 USD gezahlt. Das sind elf Dollar-Cent oder umgerechnet acht Euro Cent pro kWh. Gemessen an europäischen Verhältnissen ist das ein Bettel.

Die E-Control zu Wien veröffentlicht auf ihrer Webseite den Europäischen Energiepreisindex und dem entnehme ich: Auf dem alten Kontinent kostet die Kilowattstunde 20,33 Euro-Cent.

Beim Strom ist mir der deutliche Unterschied zwischen Europa und USA erst jetzt aufgefallen. Ich schau mir zu selten die Stromrechnung im Detail an, aber jetzt – Rob sei Dank – weiß ich, dass ich nicht nur an der Tankstelle Grund zur Freude habe. 0,63 Euro-Cent kostet der Liter Normalbenzin durchschnittlich in den USA und da lacht das Herz des Sparefrohs bei jedem Tanken.

Aber Robs Rätsel ist immer noch nicht gelöst: Strom aus Erdgas, im eigenen Generator erzeugt, soll billiger sein als zugekaufter? Das zu entschlüsseln, bringt mich rasch an kulturelle und mathematische Grenzen. Warum haben sich die Amerikaner nicht konsequent von der britischen Krone losgesagt?  Der Gasverbrauch wird immer noch in »British Thermal Units« (BTU) oder kurz »therms« gemessen. »A BTU is the amount of heat required to raise one pound of water (approximately a pint) one degree Fahrenheit … «

Ich versuche, mir das so vorzustellen: Wenn ich mir beim Iren ein Krügl bestelle, kriege ich ein Pint. Wenn ich dann noch so lange warte, bis das Guinness um ein Grad wärmer ist, dann hat die British Thermal Unit zugeschlagen. Selbstverständlich reden wir von einem Grad Fahrenheit und nicht Celsius, aber das ist eine andere Geschichte, die nur Wikipedia und ein guter Taschenrechner klären kann. Langer Rede kurzer Sinn: Im Juli und August hat unser Haushalt 38 therms an Gas verbraucht und dafür sagenhafte 20,52 USD oder 15,27 Euro gezahlt.
Rob hat mir die Augen geöffnet. Wer hier tatsächlich auf Gasgeneratoren zur Stromerzeugung umstellt, von dem kann man das Sparen lernen. Vielleicht sollte ihn die österreichische  Bundesregierung als Berater beschäftigen.

Log in or Sign up