Freitag, November 22, 2024
Reise nach Japan
Die erste Station der Reise war das ehemalige Hamamatsucho-Gebäude, das aktuell durch zwei 235 Meter hohe Türme ersetzt wird. (Credit: beigestellt)

In Kooperation mit der WKO hat eine Gruppe um Professor Gottfried Mauerhofer von der TU Graz eine Forschungsreise in das Heimatland von Lean unternommen - ein Besuch beim Effizienz-Weltmeister Japan.

Die Gruppe bestand aus Student*innen des Universitätslehrgangs Lean Baumanagement, Teilen des Forschungsteams an der TU Graz sowie Firmenvertreter*innen aus der Lean-Baumanagement-Branche. Erste Station der Reise war das »Hamamatsucho Shibaura Redevelopment Project« der Firma Takenaka. Das ehemalige Hamamatsucho-Gebäude wird aktuell durch zwei 235 Meter hohe Türme ersetzt. Die Fertigstellung des 43-stöckigen Südturms ist für 2024 geplant. Der Bau des benachbarten 45-stöckigen Nordturms wird 2027 beginnen und  2030 fertiggestellt. Beide Türme werden in den unteren Stockwerken Gewerbeflächen und in den mittleren Stockwerken Büroflächen haben. In den Obergeschossen des Südturms soll ein Hotel entstehen, im Nordturm Wohnungen. Im Anschluss wurde der Umbau des JR East General Hospital in Tokio besichtigt. Die Umbauarbeiten wurden im August 2020 begonnen und sollen bis zum Februar 2028 fertiggestellt werden. Die Umsetzung dieses Projekts erfolgt mit dem System des »Takenaka Design Build«. Dabei handelt es sich um eine hauseigene Variante der integrierten Projektabwicklung (IPA).

Am zweiten Tag wurde die 1881 gegründete Tokyo University of Science besichtigt, eine der ältesten und angesehensten privaten Universitäten in Japan. Am dritten Tag ging es nach Osaka, wo mit der künstlichen Insel »Yumeshima« das zukünftige Gelände der Expo 2025 besichtigt wurde. Die Ziele der World Expo 2025 sind, einen Beitrag zur Erreichung der Sustainable Development Goals (SDGs) zu leisten sowie die Umsetzung der nationalen japanischen Strategie der Society 5.0.

In den SDGs sind die 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung der Menschheit zur Erreichung von Frieden und Wohlstand für jetzt und in Zukunft enthalten, sie wurden von allen Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen verabschiedet. Die Vision der japanischen Gesellschaft 5.0 ist eine wirtschaftlich prosperierende Gesellschaft, die soziale Probleme durch Systeme löst. Es soll eine Gesellschaft sein, die mit Technologien wie dem Internet der Dinge, Künstlicher Intelligenz, Robotik, Big Data und Biotechnologie in der Lage ist, die Vielzahl der globalen Probleme zu lösen.

Am vierten Tag wurde das »Osaka Mitsubishi Building« besichtigt. Es umfasst insgesamt 32 Stockwerke mit einer Gesamtfläche von 67.000 m². Die geplante Fertigstellung ist im April 2024. Bei diesem Besuch konnten die Räume für die täglichen Shop-Floor-Besprechungen der Baufirma mit allen Projektbeteiligten begutachtet werden.

Shopfloor Boards mit allen gängigen Regeln für die erfolgreiche Zusammenarbeit auf der Baustelle im Mitsubishi Building. (Foto: beigestellt)

Zuletzt wurde der Firmensitz von Takenaka aufgesucht. Das Unternehmen wurde bereits 1610 gegründet, erzielte im Jahr 2022 einen Umsatz von ca. 9,3 Billionen Yen (ca. 60 Mrd. Euro). Der Anteil von Design-and-Build-Aufträgen liegt bei beachtlichen 70 Prozent. Insgesamt hat die Firma 7.551 Angestellte. Durch die hohe Anzahl an Planenden weist Takenaka auch einen hohen BIM-Erfahrungsschatz auf. Durch die Anwendung von OpenBIM können auch externe Fachdisziplinen (Bauphysik, Freiraumplanung etc.) mit Hilfe der BIM Qualitätssicherungssoftware Solibri in die Projekte einbezogen werden.

Im Zuge des Austauschs wurde auch ein aktuelles IPA-Projekt vorgestellt. Dabei sind alle wesentlichen Projektbeteiligten von Beginn des Projekts an involviert. Dadurch steigt die Qualität, Informationen sind schneller verfügbar und die Kostensicherheit steigt.


Gottfried Mauerhofer schreibt für den Bau und Immobilien-Report die Ratgeber-Serie »Lean Baumanagement«. Dort erklärt er verschiedene Werkzeuge und Organisationsformen - wie IPA - mithilfe derer das Management von Bauprojekten effizienter und einfacher gestaltet werden kann.

Zum letzten Teil der Serie:  Von Flüssen und Pasta

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