Lean Construction spielt in Österreich zunehmend eine wichtige Rolle im Bauprozess, ist aber nur ein Aspekt von Lean Baumanagement. Dabei handelt es sich um ein komplexes Konstrukt aus grundlegenden Prinzipien des Lean Management, die in den einzelnen Bereichen rund um die effiziente Bauprojektabwicklung mittels speziellen Werkzeugen und Methoden angewendet werden können.
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Das oberste Ziel von Lean Baumanagement ist die Maximierung der Wertschöpfung für den Endkunden, bei gleichzeitiger Eliminierung jeglicher Verschwendung in den Prozessen. So entsteht ein effizienter Bauprozess, mit welchem die Projektteams im Stande sind, die komplexen Aufgaben in dem vorgegebenen Budget und der knappen Bauzeit einzuhalten.
Aufbau und Struktur
Die grundlegenden Prinzipien von Lean Thinking – der Wert aus Kundensicht, der Wertschöpfungsstrom, das Flussprinzip, das Pullprinzip und die kontinuierliche Verbesserung – sind tief in die Philosophie integriert. Durch die Verfolgung dieser Prinzipien richtet das gesamte Projektteam die Bauproduktion sowie Steuerung danach aus, unnötige Schritte vorweg zu vermeiden und den Fortschritt so kontinuierlich wie möglich zu gestalten. Lean Thinking findet somit Anwendung in der Baubranche, indem die Prinzipien die Denkweise vorgeben, um dem Endkunden eine bestmögliche Bedarfserfüllung zu gewährleisten.
Lean Baumanagement eingeteilt in Bereiche
Lean Baumanagement umfasst nicht nur die Bereiche der Bauplanung und der Bauausführung, da zudem die Vorfertigung in der Produktion, der Support aus den administrativen Bereichen wie etwa dem Controlling oder des Marketings sowie die gesamte Wertschöpfungskette mit allen Lieferanten innerhalb der Supply Chain effektiv zusammenspielen müssen, um ein Bauprojekt zu den geforderten Qualitätsstandards innerhalb der gewünschten Zeitspanne und unterhalb des möglichen Budgets zu erbauen. In diesem Rahmen sind alle Bereiche integriert, welche für die ganzheitliche Bauprojektabwicklung zur Verfügung stehen.
Der Bereich der Lean-Kultur geht über die anderen Bereiche hinweg, hält diese zusammen und stärkt die gemeinsame Ausrichtung aller Projektbeteiligten. Mit Werten wie transparenter und erhöhter Kommunikation, Ehrlichkeit, Respekt vor den Menschen, Präsenz am Ort der Wertschöpfung zeigen, Herausforderung sowie täglicher Verbesserung stellt dieser Bereich von Lean Baumanagement den umspannenden Bogen dar, welcher alle Projektbeteiligten zu enger Kollaboration und Kooperation aufruft.
Kommend von dem Bereich der stationären Produktion kann Lean Production ebenso für die Vorfertigung in der Baubranche genutzt werden. Wichtig ist die Wahrung des Prozessfokus und die stringente Verfolgung auftretender Abweichungen von dem Sollprozess.
Lean Construction
Der Bereich des Lean Construction ist zur Zeit innerhalb Österreichs am weitesten verbreitet. Vor allem die Methodik des Last Planner Systems (LPS) wird für die Bauausführung immer häufiger genutzt. Über dies hinaus gibt es jedoch einige zusätzliche Werkzeuge und Methoden, welche in Kombination mit dem LPS die gemeinsame Performance weiter verbessern.
Ziel von Lean Construction ist allgemein die Eliminierung jeglicher Verschwendung aus dem Prozess der Bauausführung, indem alle Parteien frühzeitig in den Prozess eingebunden werden und die Bauabwicklung als Netzwerk von Zusagen strukturiert wird. Wichtig zu erwähnen sind hier die vertraglichen Strukturen, welche so eine enge Kooperation einzelner Gewerke oft von Anfang an nicht zulassen. So haben sich für Lean Construction Vertragsstrukturen wie die integrierte Projektabwicklung entwickelt, welche eine gemeinsame Chancen- und Risikoaufteilung beinhalten.
Der Bereich des Lean Design beschäftigt sich mit der Eliminierung der Verschwendung aus der Bauplanung. Hier kommt als Hürde dazu, dass der Planungsprozess einen iterativen Charakter hat. So versucht das Team durch häufiges Feedback und offene Kommunikation mit dem Bauherrn und dessen Vertretung zu der bestmöglichen Lösung zu kommen.
Um Bauprojekte erfolgreich abzuwickeln, benötigt es Bereiche wie das Controlling oder die Arbeitsvorbereitung. Lean Administration umfasst alle Abteilungen und Bereiche, welche indirekt Informationen für die Bauprojektabwicklung liefern. In diesen Servicebereichen ist ebenso Verschwendung in den Prozessen, welche eliminiert werden muss, um mit maximaler Effizienz und Flexibilität unterstützend wirksam zu sein.
Ein Bauprojekt wird durch viele Akteure errichtet. Dazu zählen auch Materialzulieferer, welche innerhalb der gesamten Wertschöpfungskette arbeiten. Das effektive Zusammenspiel der Zulieferer und der Bauwerkserrichter ist eine hohe Kunst. Hier ist ein hoher Koordinationsaufwand gefordert, um alle Rohstoffe sowie Bauhilfsstoffe just-in-time auf die Baustelle zu transportieren. Vor allem die transparente firmenübergreifende Kommunikation bietet hier erhebliches Potenzial, den Bauprozess effizienter zu gestalten.
Werkzeuge und Methoden
Werkzeuge und Methoden führen die Theorie der Philosophie in anwendbare, umsetzbare Rezepte über und ermöglichen so die Verbesserung des Status quo. Es gibt Werkzeuge zur Sichtbarmachung von Verschwendung und zur Entwicklung von Arbeitsstandards, Methoden zur systematischen Problemlösung, zur Wahrung des Prozessfokus sowie Werkzeuge und Methoden, um die Führung und das Management auf die Maximierung der Wertschöpfung und die Eliminierung von jeglicher Verschwendung in den Arbeitsprozessen auszurichten (mehr dazu im vollständigen Artikel).
Die Tabelle versucht auch aufzuzeigen, in welchen Bereichen von Lean Baumanagement die verschiedenen Werkzeuge und Methoden angewendet werden können. Eine lückenlose Zuordnung ist so allgemein nicht möglich, da es Werkzeuge und Methoden gibt, welche in mehreren beziehungsweise in allen Bereichen Anwendung finden. Die Reihenfolge stellt keine Priorisierung oder Hierarchie der Methoden dar. Diese wurde auch nicht im Hinblick auf die Chronologie einer Bauprojektabwicklung verfasst. Weiters erhebt die Sektion der Werkzeuge und Methoden keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Der Autor
Gottfried Mauerhofer ist Professor für Baumanagement am Institut für Baubetrieb und Bauwirtschaft der TU Graz und Autor des Standardwerks »Lean Baumanagement«. Der im Sommer erscheinende Band Nummer zwei der Schriftenreihe ist ein umfassendes Sammelwerk zu den wichtigsten Begrifflichkeiten rund um die Anwendung des Lean-Management-Ansatzes in der Baubranche.
Kontakt:
Lehrgang: Lean Baumanagement
Ziel des Lehrgangs ist es Lean-Expert*innen auszubilden, die neben umfangreicher Berufserfahrung auch gesamtheitlich und generalistisch an ein Bauprojekt herantreten können und somit für den ganzen Lebenszyklus eines Gebäudes Verständnis haben. Der Lehrgang wurde so aufgebaut, dass sämtliche führende Berufsgruppen im Bauwesen daran teilnehmen können, und legt seinen Schwerpunkt auf interdisziplinäres und nachhaltiges Denken im Management.
Der Lehrgang besteht aus den Modulen Lean Management, Wissenschaftliches Arbeiten, Bauprojektmanagement, Lebenszyklusorientiertes Bauen, Bau-Betriebswirtschaftslehre, BIM und Softskills.
Keypoints:
Dauer: 4 Semester
ECTS-Punkte: 90
Abschluss: Master of Engineering (MEng in Lean Baumanagement)
Unterrichtssprache: Deutsch
Maximale Anzahl der Teilnehmer: 20
Studienorte: Graz und Wien
Wissenschaftliche Leitung:
Univ.-Prof. Dr.techn. Gottfried Mauerhofer