Riesige Datenmengen in Echtzeit verarbeiten, am Ort ihrer Entstehung: Das wird in Zukunft für viele KMU von entscheidender Bedeutung sein. Edge-Lösungen müssen dabei flexibel, kosteneffizient und vor allem sicher sein, sagt Andreas Hajek, Rittal.
Die Industrie 4.0 verändert die Produktionsprozesse nachhaltig, auch im KMU-Bereich. In einer durchschnittlichen Produktionsstätte können täglich Daten im zweistelligen Terabyte-Bereich anfallen. Das rückt eine Dezentralisierung der IT-Infrastruktur in Form von Edge-Rechenzentren nahe an den Ort der Datengenerierung.
1. Dezentrale Edge-Datenverarbeitung vermeidet Verzögerungen
Produktionsstätten in Österreich liegen oft abseits der Datenhighways oder Hotspots. Dabei können die Übertragung, Verarbeitung und Rückübermittlung von Daten für viele Anwendungen, besonders im Produktionsbereich, zu lange dauern – es drohen unerwünschte Verzögerungen in der Produktion. Manche Anwendungen – zum Beispiel Industrieroboter, die mittels künstlicher Intelligenz gesteuert werden – müssen zudem in der Lage sein, Befehle in Echtzeit auszuführen. In solchen Fällen ist das Edge Computing – also die Datenverarbeitung nahe am Ort ihrer Entstehung, etwa in einer Fabrik, einem Retail Store oder einer Außenstelle – die richtige Wahl.
2. Edge-Lösungen können zur Kosteneffizienz beitragen
Die Bereitstellung hoher Bandbreiten hängt nicht nur mit unzureichender IT-Infrastruktur zusammen – gerade für KMU können dadurch hohe Kosten entstehen. Um diese Kosten zu senken, können Edge-Lösungen mit dem Cloud-Computing sinnvoll kombiniert werden: So können Edge-Rechenzentren die Daten vorbearbeiten und somit die Datenmengen reduzieren, die an die Cloud übertragen werden. Darüber hinaus ermöglicht der technologische Fortschritt die Unterbringung von leistungsfähigen Rechenzentren direkt an der Produktionsstätte in nur einem Rack oder Container.
3. Edge-Lösungen müssen ins Umfeld passen
Eine Edge-Lösung muss einfach zu implementieren sein und ins Produktionsumfeld passen. Dabei muss das Konzept von Micro-Rechenzentren mit Edge-Lösungen einen reibungslosen, sicheren und energieeffizienten Betrieb gewährleisten. Dazu gehören etwa die ideale Positionierung – in einer Produktionshalle oder im Freien –, Klimatisierung, optimierte Stromversorgung bzw. Wasser-, Hitze- und Staubdichtheit.
4. KMU sollen Herr der eigenen Daten sein
Eine Edge-Lösung muss den Aspekten der Sicherheit Rechnung tragen und erfordert einen effektiven Zugriffsschutz sowie Zugangskontrollen. In manchen Fällen sind Edge-Lösungen außerhalb des Produktionsgebäudes installiert – in diesen Fällen muss der Zugriff zu sensiblen Systemen und Daten ebenfalls geschützt werden. Rein europäische Edge-Appliances, die Open-Source-basierend sind, fußen auf in Europa entwickelten Datenmodellen und beinhalten keine amerikanischen oder asiatischen Provider. Damit wird die Souveränität über die eigenen Daten gewährleistet. Die Unternehmen können bei solchen Edge-Appliances selbst entscheiden, welche Datenpunkte wie und von wem verwendet werden.
5. Industrie 4.0 erfordert gesamtheitliche Datenstrategie
Die aktuellen Trends rund um Industrie 4.0 und Industrial Internet of Things (IIoT) bedingen die Vernetzung von Produktion, Verkauf, Logistik und Supply Chain sowie die Etablierung von durchgängigen Datenmodellen. Um aus den gewonnenen Daten auch Wertschöpfung zu generieren, müssen diese verknüpft, korreliert und ausgewertet werden.
Vorgelagerte Edge-Rechenzentren unterstützen die Datenanalyse in zentralen Instanzen, wofür sich insbesondere private Cloud-Lösungen eignen. Diese sinnvolle Interaktion zwischen Edge- und Cloud-Lösungen sollte Teil einer gesamtheitlichen Strategie im Unternehmen werden, die auch Zulieferer und Partner miteinbezieht.