Mit Jürgen Horak an der Spitze bündelt der Technologiedienstleister NTT seine Geschäfte unter einheitlicher Marke in Österreich. Er spricht über Nachhaltigkeit und wie Geschäftsbeziehungen in Österreich mit globalen Kompetenzen erweiterbar sind.
Report: Sie haben unter den Namen Alcatel e-business, NextiraOne und Dimension Data eine lange Tradition als IT-Dienstleister in Österreich, firmieren seit Oktober als NTT. Welche Unternehmensgrößen wurden dazu in Österreich gebündelt?
Horak: Die Zusammenführung von Dimension Data, NTT Com – mit dem Rechenzentrumsanbieter e-shelter – und NTT Security war eine relativ einfache Sache. Für uns ist nun wichtig, mit unseren 270 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern das erweiterte Portfolio der Marke NTT in den Markt zu bringen. Dazu gehören noch mehr Lösungen zu Kollaborations- und Kommunikationsdiensten und etwa auch sehr spezialisierte Security-Themen. Und wir haben jetzt vor Ort auch fünf ausgewiesene Spezialisten für den Bereich Governance, Risk and Compliance, die von NTT auch in Deutschland eingesetzt werden können.
Report: Warum die Übersiedelung des Hauptquartiers innerhalb Wiens im kommenden Jahr?
Horak: Das ist reiner Zufall, wir haben aber mit der Umfirmierung auf NTT den perfekten Zeitpunkt. So werden wir in Wien eines der ersten Büros sein, das nach dem globalen Office-Konzept der NTT gestaltet wird. Ein wesentlicher Faktor dabei ist das Layout der Räume und Arbeitsplätze, um die Kommunikation und Zusammenarbeit zu fördern.
Wie verändert sich Arbeit prinzipiell? Viele Organisationen gehen vom Prinzip des hierarchischen Abarbeitens eines Auftrags nach dem anderen, der am Tisch landet, ab – die Arbeitswelt wandelt sich zu projektbezogenen Tätigkeiten. Dafür sind dann etwa auch Kreativ- oder Spielräume in einem Unternehmen wichtig – ebenso wie Ruhebereiche als Rückzugsmöglichkeit.
Als IT-Unternehmen ist uns natürlich auch Technologie wichtig: Raumbuchungssysteme, Videokonferenzanlagen, Smart-Boards, aber auch Gebäudetechnik etwa in Form von Luftsensoren für die Messung der Luftqualität.
Mit unserem Konzept des »Green Office« sollen Ressourceneinsparungen und Energieeffizienz unterstützt werden. Unsere Leitprinzipien dazu: »modern«, »green« und »collaboration«.
Wir sind fest davon überzeugt, dass auch wir als Unternehmen die Rahmenbedingungen für Nachhaltigkeit schaffen müssen. Es wird nur gemeinsam funktionieren: politisch, wirtschaftlich und auf der Ebene jedes Einzelnen. So werden wir im Zuge des Umzugs kleine Teams schaffen, die das Green-Office-Programm aus der Mannschaft heraus definieren und umsetzen. Das beginnt bei der Kaffeemaschinenlösung und hat auch die Vermeidung von Plastik im Fokus, funktioniert also in vielen kleinen Schritten.
Report: Erwarten Sie durch das wachsende Umweltbewusstsein einen Auftrieb für Videokonferenzen in den Unternehmen?
Horak: Ich kann zunächst vom eigenen Unternehmen sprechen: Das Vermeiden von Flugreisen mithilfe von Videokonferenzlösungen ist für uns Standard geworden. Video ist in unserer DNA. Am jetzigen Standort haben wir bereits fünf Videokonferenzräume, an der neuen Adresse werden es noch mehr sein. Doch auch in Zukunft werden wir Meetings nicht ausnahmslos über Konferenzlösungen abhalten, denn trotz des Nachhaltigkeitsthemas ist es einfach auch menschlich wichtig, dass man sich auch einmal physisch gegenübersitzt.
Ist eine Konferenzlösung perfekt aufgesetzt – was mittlerweile tatsächlich möglich ist –, haben die Teilnehmer keine großen Nachteile mehr. Unsere Aufsichtsratssitzungen werden bis auf wenige Ausnahmen grundsätzlich über Video gehalten. Das Gleiche gilt für unsere Management-Meetings und Sales-Calls.
Report: Merkt man etwas davon auch am Markt?
Horak: Wir sehen auch bei unseren Kunden, dass dies mehr und mehr ein Thema wird. Die Lösungen funktionieren immer reibungsloser, die werden auch leistbarer und funktionieren immer besser. Das heißt: Auch ein iPhone oder Laptop erlauben die Teilnahme – es muss nicht immer das große Raumsystem sein. Natürlich trägt das Vermeiden von Flugreisen positiv zur Sustainability bei, aber das ist nur ein Teil. Der andere ist der unglaublich hohe Effizienzgewinn, eben nicht zum Flughafen fahren zu müssen, sich am Gate anzustellen und in den Flieger zu steigen.
Ich genieße es schon, mit meinen Kindern zu frühstücken. Klarerweise gibt es die klassischen Geschäftsreisen weiterhin auch bei uns. Aber das muss nicht jede Woche sein.
Report: Wie sieht das auf Vertriebsebene, bei Kundenterminen aus?
Horak: Prinzipiell ist der persönliche Kontakt vor Ort nicht ersetzbar – meistens jedenfalls. Ich war bei einem Kundenmeeting in Vorarlberg, zu dem einer unserer Wiener Service-Architekten per WebEx zugeschaltet wurde. Das war technisch kein großes Thema, es wurde einfach ein Laptop aufgeklappt.
Aber ich bin überzeugt, dass wir in Österreich noch lange nicht amerikanische Systeme haben werden, wo nur noch am Telefon verkauft wird. Das passt einfach nicht zu unserer Kultur. Genau hier können wir als Österreichmannschaft eines globalen Technologieunternehmens erfolgreich sein: dezentral aufgestellt, mit jederzeit bündelbarem Wissen zu Lösungen und Erfahrung aus den unterschiedlichsten Branchen.
Wir sind weiterhin in jedem Bundesland direkt mit Vertrieb und Service vertreten. Das gilt insbesondere bei IT-Infrastrukturthemen, wenn Unternehmen auf die Großen wie Google oder Amazon setzen. Es braucht auch da immer Partner, die beim Aufsetzen und Betrieb helfen. Irgendwo möchte der Kunde jemanden auch persönlich kennen, auf den er sich verlassen kann.
Report: Sehen Sie prinzipiell eine Veränderung des IT-Gefüges und der Geschäftsbeziehungen in der IT-Branche?
Horak: Ein Herausforderung ist sicherlich die zunehmende Komplexität, die der Themenbreite bei Technologien heute geschuldet ist. Es braucht immer stärkere Spezialisierungen, um tatsächlich einen Mehrwert zu liefern. Das bedeutet auch, nicht mehr jede Expertin oder Experten zu jedem Thema in jeder Stadt haben zu können.
Ein Beispiel: Ein Spezialthema ist OT-Security, die Sicherheitslösungen in einer Produktionsanlage etwa. Hier ist es wahrscheinlich für den Kunden gut, wenn wir bei einem Projekt unseren Kollegen aus Deutschland hinzuholen, der Ähnliches schon wiederholt bei den großen Automobilherstellern gemacht hat. Das wird schon angenommen.
Mit der Bündelung unter der Marke NTT haben wir enorm viel Know-how zu den unterschiedlichsten Themen im Konzern zu Verfügung.
Neuer Riese im Technologiegeschäft
NTT Ltd. hat seit dem neuen Markenauftritt 28 IT-Unternehmen, darunter Dimension Data, NTT Communications und NTT Security, zusammengeführt und beschäftigt derzeit rund 40.000 MitarbeiterInnen. Zum Kundenportfolio gehören weltweit mehr als 10.000 Kunden etwa in den Bereichen Finanzdienstleistungen, Pharma, Telekommunikation, Energie und Versorgung, Fertigung, Automobilindustrie und Technologie.