Wien als Impulsgeber für die Entwicklung eines Stadtentwicklungsinstruments von Siemens. Das Thema: Maßnahmen, um Klimaziele im urbanen Raum zu erreichen.
Gemeinsam mit Bürgermeister Michael Häupl und Finanzstadträtin Renate Brauner hat Siemens in Wien ein Werkzeug vorgestellt, von dem Stadtplaner und Politiker bislang nur träumen konnen. Das „City Performance Tool (CyPT)” liefert Stadtverwaltungen eine Entscheidungshilfe für passgenaue Technologien in Stadtentwicklungsprojekten. Das Unternehmen hat in der Entwicklung des Werkzeugs mit mehreren Kommunen international zusammengearbeitet. Die Partnerschaft mit der Pilotstadt Wien und dem zu Verfügung stehenden Datenmaterial war aber einzigartig, betont Siemens-Generaldirektor Wolfgang Hesoun.
Die städtische Lifecyclemanagementlösung fokussiert auf die Verbesserung der CO2-Bilanz und der Luftqualität – Stichwort Feinstaub – im urbanen Raum. Das System stellt auf Knopfdruck den finanziellen und ökologischen Aufwand von Maßnahmen auf Basis von 70 Technologien ihrem Nutzen gegenüber. Es sind Themen wie Dämmung, Verkehr, Energieerzeugung und Gebäudetechnik, die bereits wesentliche Treiber in der Wirtschaft sind und die künftig wohl noch stärker politisch besetzt werden. „Urbaniserung ist ein Megatrend. Bereits heute leben 50 % der Weltbevölkerung in Städten. Bis 2050 wird dies auf 70 % steigen“, spricht Hesoun vom „System Stadt“, das neben den vielen Einzeltechnologien im Gesamten betrachtet werden muss.
Wiens Bürgermeister erwartet sich durch den Einsatz des Tools „einfache, gescheite Lösungen für schwierige Probleme“. Michael Häupl sieht die Städte insgesamt im Wandel. Nicht mehr die Industrie, sondern die urbanen Regionen werden künftig größte Hebel im Energieverbrauch und bei Emissionen sein.
Die Datenanalyse des CyPT zeichnet übrigends ein – wenig überraschend – positives Bild für Wien: Die Stadt setzt bereits auf eine kosteneffiziente Infrastruktur und mit dem Fehlen von Kohlekraftwerken und dem Einsatz von Kraft-Wärme-Kopplung auf eine relativ saubere Energieversorgung. Man empfiehlt dennoch mehr zu investieren, um das festgesetzte Klimaziel von 35 % Energieeinsparung (ausgehend vom Jahr 1990) bereits 2025 zu erreichen. Noch dichtere Infrastruktur im öffentlichen Verkehr mit einer nach der U5 zusätzlichen U-Bahn-Linie, die Modernisierung der Energieverteilung, der Ausbau der erneuerbaren Energieversorgung, mehr Gebäudeisolationen und weitere Innovationen in intelligenter Straßenverkehrstechnik wären laut Berechnungen notwendig. Die Kosten: 7,8 Mrd. Euro. „Das sind 780 Mio. Euro im Jahr. Das erschreckt mich nicht“, kommentiert Häupl – wenn auch die Refinanzierung von Projekten im Energiebereich derzeit völlig offen sei.
„Wir stehen für die Umsetzung der Maßnahmen zu Verfügung“, so Hesoun. Siemens betreut mit dem Tool mittlerweile rund 20 Städte weltweit.