Erstmals ist die Landung einer Sonde auf einem Kometen geglückt. Der Physiker Stephan Ulamec leitet das Weltraumprojekt seit 20 Jahren.
Von Angela Heissenberger
»Vielleicht sind wir heute nicht einmal gelandet, sondern zweimal«, zeigte Stephan Ulamec selbst im Moment höchster Anspannung Sinn für Humor. Zuvor hatte die Raumsonde Philae nach zehn Jahren Vorbereitung und ebenso langer Reise ihr Ziel, den Kometen Tschurjumow-Gerassimenko (salopp »Tschuri« genannt), erreicht. Obwohl die Landung nicht ganz problemlos verlief, wurde die Kometenmission bereits jetzt als historisches Ereignis gefeiert. Für den Salzburger Ulamec ist Philae wie ein Kind – seine Tochter ist fast gleich alt wie das Projekt. Der 48-jährige promovierte 1991 an der TU Graz und heuerte bei der Europäischen Weltraumbehörde ESA an. Seit 1994 leitete er im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) die Entwicklung von Philae, dessen Mutterschiff Rosetta im März 2004 in die schneckenförmige Umlaufbahn startete. Wenn der gar nicht spröde Physiker in launiger Art die komplexen Zusammenhänge der Weltraummission erklärt, wird Wissenschaft auch für Laien verständlich: Tschuris Materie aus gefrorenen Gasen und Wassereis sei flockig »wie das Zeug im Staubsack eines Staubsaugers«. Mit der erfolgreichen Landung beginnt aber erst die Arbeit. Die Instrumente senden eine Fülle von Daten, die nun ausgewertet werden müssen. Die Forscher erhoffen sich vor allem Erkenntnisse über die Entstehung des Sonnensystems vor 4,6 Milliarden Jahren. Zumindest eine der großen Fragen könnte gelüftet werden, meint Ulamec: »Es ist aber eher ›Wo kommen wir her?‹ als ›Wo gehen wir hin?‹.«