Donnerstag, Februar 06, 2025
Am Zusammenschaltungsmarkt ist etwas Ruhe eingekehrt. Einige Unternehmen sehen darin eine mangelnde Aktivität der Regulierungsbehörde. Geht es nach One-Sprecher Michael Sprinzl, dann könnten Oberregulator Heinrich Otruba und sein Team am IC-Markt durchaus mehr Zähne zeigen. "Der Zusammenschaltungsmarkt ist insgesamt verbesserungswürdig. Es findet nämlich gar kein Markt statt, sondern der Regulator steuert ihn de facto“, begründet Sprinzl seine geringe Freude mit der Behörde. Denn durch die Entscheidungen des Regulators würden die Marktpreise faktisch festgelegt, auch wenn es in vielen Fällen gar keine direkte Entscheidung der rtr dazu gegeben habe. Außerdem werde die Verhandlungspflicht, die der Telekom Austria auferlegt ist, immer mehr zur Farce, da die Telekom überhaupt nicht an ernsthaften Gesprächen interessiert sei, vermutet Sprinzl.

Gleichzeitig sieht er aber auch Verbesserungen, wie im jüngsten Fall bei der Entscheidung über die Zusammenschaltungsentgelte zwischen mobilkom und max.mobil. Sprinzl: "Der Regulator geht offenbar davon ab, im gleichen Netz das Gleiche zu verlangen. Nun werden zu Recht auch die wirtschaftlichen Verhältnisse der Betreiber beurteilt, und in dem Fall bekommt halt A1 dann weniger Geld.“ Getreu seiner überzeugung, dass der Regulator indirekt die Marktpreise der Mitbewerber regelt, geht Sprinzl davon aus, dass bis Jahresende die Engelte dann für alle Anbieter bei 11 Cent liegen werden (siehe Infobox "mobilkom versus max.“).

"TA schadet sich selbst“. Mit Kritik spart auch nicht Christian Rosner, Geschäftsführer von eTel österreich: "Es ist erschütternd, dass wir Carrier höhere Interconnection-Kosten als die Mobilfunker haben. Aber leider reguliert der Regulator im Moment sehr wenig - und die Telekom macht, was sie will.“

In das gleich Horn stößt Martin Halama, Sprecher der UTA: "Wir rechnen bei den Interconnection-Preisen heuer mit keinen großen Veränderungen. Im Festnetzbereich sind sie ohnehin schon so gering, dass sich Investitionen in diesen Bereich fast nicht mehr rechnen. Und der Marktbeherrscher Telekom Austria drückt die Endkundentarife noch weiter runter, wodurch daraufhin auch die Interconnection-Tarife sinken. Aber damit schaden sie sich ja auch selber.“ Die Aufregung der Alternativen kann rtr-Geschäftsführer Heinrich Otruba nicht ganz nachvollziehen. Geht es nach ihm, dann wird das Thema Interconnection "zusehends aus dem Tagesgeschäft der rtr verschwinden“. Otruba: "Bei der Interconnection geht es im Wesentlichen um Preise. Aber irgendwann hat auch die Preisregulierung ihr Ende.“

Keine Bewegung beim Mobilfunk. Der Kampf gegen die TA verbindet zwar die Alternativen, aber da hört sich auch schon wieder die Gemeinsamkeit auf. Ganz unterschiedliche Meinung herrscht verständlicherweise zwischen Festnetzbetreibern und Mobilfunkanbietern was die hohen IC-Entgelte vom Festnetz ins Handynetz betrifft. Doch hier scheinen die Fronten festgefahren zu sein. Während Martin Halama ohnehin nicht damit rechnet, dass sich in diesem Bereich heuer noch etwas bei den Preisen tun werde, ist Michael Sprinzl verwundert, wie die Festnetzbetreiber überhaupt geringere Entgelte verlangen können. Sprinzl: "Der Ausbau eines Festnetzes kostet einen dreistelligen Millionenbetrag, Mobilfunk hingegen kostet einen zweistelligen Milliardenbetrag.“

Völlig neutral verhält sich in diesem Konflikt verständlicherweise der Verband Alternativer Telekomnetzbetreiber (VAT), der sowohl reine Festnetzanbieter wie auch Mobilfunk- und Festnetzbetreiber vertritt.

UPC droht "Marktbeherrschung“. Mit ganz anderen Problemen hat inzwischen UPC-Telekabel zu kämpfen, denn ihm droht Unbill aus Brüssel. Erkennt nämlich die EU das Unternehmen in zahlreichen Märkten als Marktbeherrscher an, dann könnte UPC beispielsweise dazu verpflichtet werden - und die Folgen daraus wären wirtschaftlich katastrophal. Entsprechend zurückhaltend wird dieses Thema daher auch kommentiert. UPC Telekabel-Sprecherin Inge Schultes-Holenka: "Zur Zeit laufen die Marktanalysen in Brüssel, daher will sich die Konzernzentrale momentan dazu nicht äußern.“

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