Wenn sich in Vorwahlzeiten Politiker zusammensetzen, um darüber zu diskutieren, ob Wien moderne Architektur braucht, fliegen die Fetzen. Könnte man meinen. Tatsächlich war von den vier wahlwerbenden Parteivertretern am Podium kaum mehr als Altbekanntes zu hören.
Christoph Chorherr, Obmann der Wiener Grünen und nach eigenen Angaben Architekturfan, deklarierte Bauen als öffentlichen Akt. Im kommunalen Wohnbau müsste erst über zumutbare Bebauungsdichten geredet werden, bevor über Architektur gesprochen werden kann.
Der amtierende Planungsstadtrat Bernhard Görg (öVP) ortete ein "Sünnhof-Syndrom" in Wien - alle Kraft würde in Restaurierungen gesteckt. Dem Vorwurf der Architektenkammer, die politische Koordinierung der Architektur fehle, konnte er nicht folgen.
Für den freiheitlichen Stadtrat Walter Prinz war moderne Architektur ein "Kunterbunt an Projekten in Wien, die nicht zusammengehörig sind" und meinte, neue Architektur dürfe nur dort entstehen, "wo noch keine ist". Im übrigen sei er für die Beibehaltung der Grätzelidentität. Worauf ihm Alexandra Bolena vom Liberalen Forum vorwarf, "nun auch noch Architekturghettos" schaffen zu wollen. Dann begann die Diskussion, sich im Kreis zu drehen. Fetzen flogen nur noch an der Garderobe.