Von Beteiligungsgerechtigkeit kann global betrachtet keine Rede sein: »Frauen stellen zwar 52 Prozent der Weltbevölkerung, besitzen aber nur ein Prozent der weltweiten Produktionsmittel«, erläutert Andrea Wagner-Hager, Geschäftsführerin von Care Österreich. Während Frauenrechte aber in den Industriestaaten zumindest juristisch verankert sind, arbeiten Frauen in Entwicklungsländern vorwiegend im »informellen« Sektor, also meist unbezahlt, unter widrigsten Umständen und ohne rechtliche Sicherheiten. In kleinen Sparvereinen erlernen Frauen in ehemaligen Bürgerkriegsgebieten oft erstmals den eigenständigen Umgang mit Geld.
Die Entwicklungsgenossenschaft Oikocredit vergibt seit 1995 Mikrokredite an Menschen, die ein Kleinstunternehmen gründen oder ausbauen möchten. »Schon 200 Euro können die Situation der Frauen entscheidend verbessern«, sagt Günter Lenhart, stellvertretender Vorsitzender von Oikocredit Austria. Was mit wenigen Hühnern oder einem Webstuhl beginnt, mündet oft in eine Kleintierzucht oder einen florierenden Handwerksbetrieb. Mit ihrem Einkommen sichern die Frauen nicht nur den Lebensunterhalt ihrer Familien, sondern erlangen Selbstbewusstsein und Ansehen. Mehr als 43.000 Privatanleger, vorwiegend aus Westeuropa und den USA, investieren inzwischen ihr Geld mit zweiprozentiger Dividende bei Oikocredit, das Gesamtvolumen beträgt rund 500 Millionen Euro. Die Kleinkredite werden von Betreuern vor Ort vergeben, zu 85 Prozent an Frauen. »Sie gehen verantwortungsvoller mit Geld um«, bestätigt Lenhart: Die Ausfallsquote liegt unter zwei Prozent.