Donnerstag, Juli 18, 2024
"Die Digitalisierung zahlt sich aus"
Stellen empirisch die Hebelwirkung des Themas Digitalierung für Unternehmen fest: Christian Helmenstein (IV), Michaela Zalesak (Economica), Michael Zettel und Philipp Krabb (Accenture). Foto: Daniel Mikkelsen

Eine Untersuchung der Industriellenvereinigung und von Accenture beantwortet eine grundlegende Frage für Unternehmen: Was bringt die Digitalisierung wirklich? Die Antwort: Wer sein Geschäft digitalisiert, kann tatsächlich ein größeres Umsatzwachstum erwarten.


Mit der Studie "Die digitale Dividende" (Link) wollen die Industriellenvereinigung und Accenture nun empirisch belegen können, dass Investitionen in die Digitalisierung einen Wachstumsschub für Unternehmen bringen. Dazu wurden Daten von 112 Unternehmen aus einem Pool von Teilnehmern der regelmäßigen Konjunkturumfrage der Industriellenvereinigung herangezogen – mehrheitlich Branchenvertreter aus der produzierenden Industrie, der chemischen Industrie und der Bauwirtschaft. Fazit: Je höher der Anteil der Investitionen in die Digitalisierung der Unternehmen, desto besser sind das Wachstum und auch die Marktpotenziale, die daraus entstehen.

Für die Studie wurde der Digitalisierungsgrad in vier Stufen unterteilt: Stufe 0 ist „digital blind“. Ein Großteil der Datenspeicherung und der Informationsübermittlung passiert hier noch papierbasiert. Stufe 1 steht für „digital abbilden“ – IKT kommt im Bereich der Arbeits- und Hilfsmittel zum Einsatz. Die Stufe 2 heißt „digital agieren“. Diese Betriebe nutzen ihre Daten, verfügen über eine digitale Prozessoptimierung, aber die Entscheidungen liegen noch beim Menschen. Die Stufe 3, die letzte Stufe, bedeutet „digital autonom“. Es werden datenbasierte Produkte und Dienstleistungen verkauft, Prozesse sind automatisiert und datengestützt, Entscheidungen können auch automatisiert getroffen werden. Das Economica Institut für Wirtschaftsforschung hat 15 Unternehmen dem geringsten Digitalisierungsgrad zugeordnet, die Mehrheit von 63 der Stufe 1, 25 der Stufe 2. Der höchste Grad wird von den wenigsten Unternehmen erreicht.

Das durchschnittliche Umsatzwachstum lag bei Stufe 0 bei 3,9 %, bei Stufe 1 bei 13 % und bei den Stufen 2 und 3 bei 15,3 %. "Es gibt die digitale Dividende. Digitalisierung zahlt sich aus, denn sie führt zu einem direkten, messbaren Geschäftserfolg", folgert Michael Zettel, Country Managing Director Accenture Österreich, daraus. "Natürlich kostet die digitale Transformation auch Geld. Doch je mehr investiert wird, desto stärker rentiert es sich", so Zettel. "Konkret erreichen digitalisierte Unternehmen im Durchschnitt ein mehr als dreimal so hohes Umsatzwachstum im Vergleich zu nicht digitalisierten Unternehmen", erläutert Christian Helmenstein, Chefökonom der Industriellenvereinigung.

Laut der Untersuchung verzeichnen stärker digitalisierte Unternehmen auch ein bis zu 7,2 Prozentpunkte höheres Mitarbeiterwachstum. Der Digitalisierungsgrad wirke sich zudem auf die Fertigungstiefe aus. "Die Wertschöpfungstiefe von Unternehmen steigt mit dem Reifegrad der Digitalisierung. Es muss und kann weniger ausgelagert werden", betont Helmenstein. Mit einem höheren Anteil an Eigenfertigung erhöht sich die Produktion in heimischen Betrieben.

Der Ökonom sieht allerdings auch eine Lücke zwischen der Eigenwahrnehmung des Standes der Digitalisierung und der tatsächlichen Reife in manchen Unternehmen. "Wenn die Mitarbeiter Smartphones benutzen, bedeutet das noch nicht automatisch, als Unternehmen digitalaffin zu sein." Gerade bei den Digitalisierungsnachzüglern würden echte businessrelevante Komponenten in dieser Hinsicht fehlen. "Es ist eigentlich paradox", sagt Helmenstein, "jene Unternehmen, die gerade erst mit Digitalisierungsprojekten begonnen haben, sehen das geringste Potenzial. Unternehmen, die hier sehr weit fortgeschritten sind, können indes die große Bandbreite an Möglichkeiten erkennen. Sie erwarten noch wesentlich mehr, als sie bereits erreicht haben."


Bild oben: Stellen empirisch die Hebelwirkung des Themas Digitalierung für Unternehmen fest: Christian Helmenstein (IV), Michaela Zalesak (Economica), Michael Zettel und Philipp Krabb (Accenture). Foto: Daniel Mikkelsen

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