Montag, Dezember 23, 2024

Die globale Energiewende am Stromsektor ist nicht mehr aufzuhalten. Die Ressourcen sind nahezu unerschöpflich. Sonne, Wind & Co ermöglichen in der aktuellen Zinstieflage vergleichsweise hohe Renditen bei großer Sicherheit.

Einige Daten aus der aktuellen Studie »Stromzukunft Öster­reich 2030« der TU Wien, die den erfolgreichen Weg der Erneuerbaren Energien (EE) bestätigt: Bis zu 53.000 Arbeitsplätze bei einem Ausbau auf ausschließlich erneuerbare Stromversorgung, strompreismindernde Effekte bewirken eine Entlastung von 137 Millionen Euro pro Jahr, Einsparung von rund 820 Millionen Euro jährlich durch verminderte Importe fossiler Energien. Erfolge versprechen die Erneuerbaren auch für die Geldbörse.  »Der Einspeisetarif bzw. die Investförderung garantieren attraktive Renditen. Alles ist gesetzlich abgesichert«, erklärt Peter Molnar, Geschäftsführer von Erneuerbare Energien.

Boomender Markt

Die Energieversorgung wurde lange Zeit als Aufgabe großer Unternehmen betrachtet, die in zentrale Anlagen zur Strom- und Wärmeerzeugung investierten. Die Energiewende schafft nun kleine dezentrale Anlagen, mit vielen Eigentümern und damit auch zunehmendem Potenzial an Veranlagungen.

»Die Erneuerbaren sind ein boomender Markt. Jeder, der halbwegs etwas von Wirtschaft versteht, springt auf diesen Zug auf«, formuliert Peter Molnar und erwähnt dazu die Energiereporte von Bloomberg. Einen bestehenden Mangel sieht die ÖGUT im Fehlen einer Übersicht über die verschiedenen Anbieter. Man müsse intensiv recherchieren und sei auf Tipps von Bekannten angewiesen. Das sei mühsam. »Der Weg zur Bank ist einfacher. Dort erfährt man aber meist nichts über Veranlagungen in Erneuerbare«, bedauert Susanne Hasenhüttl, Leiterin Grünes Investment. Peter Molnar sieht dies ähnlich und hat die Erstellung einer Übersicht über Veranlagungsmöglichkeiten auf die To-do-Liste seines Verbandes gesetzt. Als Gründe für Veranlagungen in EE nennen Investoren u.a. die Unabhängigkeit von Energieimporten, die sichere Anlageform, die Förderung lokaler bzw. regionaler Wertschöpfung und die höhere Rendite.

Eine wachsende Finanzierungsform bilden Beteiligungen, v.a. in den Bereichen Wind und PV. Kärnten Solar, Unser Kraftwerk Naturstrom, Wien Energie und Helios-Sonnenstrom sind hier besonders aktiv. Weniger ausgeprägt sind Beteiligungsmodelle bei Wasserkraftwerken. Hier gibt es laut Wien Energie
Gemeindebeteiligungen, die als lokale Eigentümer partizipieren.

Im Biomasse-Sektor dominieren Dorfgemeinschaften. Mit Crowd-Investing werden über das Internet Kleininvestoren gewonnen, um ein bestimmtes Projekt zu realisieren. Derzeit sind Green Rocket und die Plattformen Crowd4Climate und Crowd4Energy in diesem Segment aktiv. Bei Green Rocket liegt der Fokus auf Startups und Energieprojekten. Ein Investment – vor allem in Start­ups – birgt zwar ein gewisses Risiko, bietet dafür aber höhere Zinsen. Derzeit läuft das Funding für ein Kleinwasserkraftwerk am Utschbach in Tirol, Anfang August wird eine Solarparkanlage in Kärnten gestartet. Auf Investments in das Projekt am Utschbach wird bis 30. September 2017 ein Zinssatz von 4,75 % p.a. angewandt, danach beträgt der Zinssatz 4,25 % p.a. Zusätzlich erwartet die Anleger eine aliquote Erfolgsbeteiligung in Höhe von 4 % je eingeworbener EUR 1.000.000. Die Laufzeit beträgt 15 Jahre.

Aktuelle Crowd-Projekte der ÖGUT sind crowd4climate, um Klimaschutzmaßnahmen in Entwicklungsländern voranzutreiben – hier gibt es aufgrund des höheren Risikos 7 % Rendite – sowie Crowd­4Energy für nachhaltige Energieprojekte in Österreich. »Das Kleinwasserkraftwerk von Unser Kraftwerk am Wiener Neustädter Kanal in Niederösterreich bietet 4,5 % Rendite«, informiert Susanne Hasenhüttl. Die hohe Projektsicherheit in Österreich basiert auf den staatlich garantierten Strom-Einspeisetarifen. Richard Petz von Unser Kraftwerk kündigt weitere Crowd-Investing-Projekte ebenso wie Beteiligungsmöglichkeiten am Sonnenkraftwerk Hallein mit 5.932 Paneelen an und verweist auf Anleihen von PV-Invest mit 3 % Verzinsung.

Bereits umgesetzt ist der außerbörs­liche Aktienmarkt der oekostrom AG. Zum Bilanzstichtag 31. Dezember 2016 waren 1.872 Aktionäre an Bord. Das Grundkapital betrug 7.509.426 Euro. Anfang April 2017 hat die oekostrom AG neue Aktien in Kooperation mit der Crowd-Investing-Plattform Conda
auf den Markt gebracht. 48 Stunden nach Start war das Projekt voll gezeichnet.

Aktuell baut das Unternehmen an einer neuen Windkraftanlage im burgenländischen Pama. Weitere Wind- und Solarprojekte sind in Entwicklung. Bei der W.E.B-Windenergie trifft man im Traderoom auf rund 3.600 AktionärInnen. Die Dividende pro Aktie 2016: 15 Euro. Neben Aktien sind Green Bonds eine ambitionierte Lösung bei großen Veranlagungswünschen.

Erneuerbares Wachstum

Von Oesterreichs Energie gibt es den Plan, dass im Bereich Wind, Wasser, Sonne ein Ausbau von 6 TW/h bis 2030 stattfindet. Bei Wind sollte das erreicht werden, v.a. durch den Warteschlangenabbau. In wenigen Monaten kann laut IG Windkraft bereits mit der Umsetzung von rund 120 Anlagen mit 350 MW Windkraftleistung begonnen werden. 1 TW/h muss aus Biogas und Biomasse kommen. Bei Wasser wird v.a. die Kleinwasserkraft einen großen Beitrag leisten. Hier liegt der Schwerpunkt auf der Revitalisierung von 120 bis 150 Kleinwasserkraftwerken. Mit PV müssten 600 bis 800 MW jährlich installiert werden, um die geplanten 6 bis 8 TW/h zu erreichen. »Es ist sogar mehr möglich«, sagt Molnar und lobt die steigende Eigeninitiative der BürgerInnen. »Zum Glück erkennen auch viele Firmen diese Wachstumschance und Investition.«

Kleine Ökostromnovelle

Nach monatelangen Verhandlungen wurde Ende Juni die kleine Ökostromnovelle doch noch beschlossen. Mit ihr werden nun Investitionen im Ausmaß von einer halben Milliarde Euro ausgelöst. Der PV-Fördertopf für Investitionen in Anlagen und Speicher umfasst 30 Mio. Euro für die Jahre 2018 und 2019. Durch die Ökostromnovelle wird für 2018 ein Ausbauzuwachs von circa 25 %, das sind 40 bis 50 MW erwartet.

Als Sensation bezeichnet Peter Molnar die Schaffung gemeinschaftlicher PV-Anlagen auf mehrgeschoßigen Wohngebäuden: »Das ist weltweit einzigartig.« Das Sonderkontingent für die Windkraft umfasst 45 Mio. Euro.

3,5 Mio. Euro werden 2017 und 2018 den Ausbau der Kleinwasserkraft unterstützen. Für Biogasanlagen der zweiten Generation werden 11,7 Mio. Euro pro Jahr für die nächs­ten fünf Jahre bereitgestellt, wobei die Neuverträge auf drei Jahre Laufzeit beschränkt sind. »Die kleine Ökostromnovelle hat sehr große Auswirkungen auf die Entwicklung der Vertragsverhältnisse mit der OeMAG«, betont Vorstand Magnus Brunner. Aufgrund des Abbaus der Wartelisten im Bereich Wind und Wasser steht weiteren Investitionen in die Stromzukunft nichts im Weg.n

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