Der IT-Anbieter MP2 IT-Solutions setzt auf den Entwicklungsstandort Zwettl, Softwarelösungen made in Austria und ein breites Portfolio - nicht nur für die Gesundheitsbranche.
Es gibt sie noch, Softwareentwickler aus Österreich, die auf ihrem eingeschlagenen Weg seit Jahren erfolgreich unterwegs sind. Begonnen hatten die beiden Waldviertler Gerlinde Macho und Manfred Pascher vor siebzehn Jahren mit einem klassischen IT-Systemhaus. Mit Standorten in Wien, Niederösterreich und der Steiermark bilden Infrastrukturservices auch heute noch das Hauptgeschäft von MP2 IT-Solutions. Darüber hinaus gehört der Anbieter mit einer eigenen Softwarelösung zu einem der erfolgreichsten heimischen IT-Unternehmen in der Gesundheitsbranche. Bereits mehrfach ausgezeichnet, darunter mit dem eAward 2015 und dem Innovationspreis Mercur ’14, sagt MP2 IT-Solutions mit „MP2.infomed“ den Papierakten den Kampf an. Das Befund- und Pflegedokumentationssystem deckt die komplette medizinische Dokumentation für private Anbieter von Kuren und Rehabilitation, Kliniken und Ambulatorien ab.
Der Geschäftszweig entstand vor gut zehn Jahren aus den Anforderungen eines Kunden, der keine passende Lösung für seinen Bedarf am Markt finden konnte. Mittlerweile ist die Software, die auch an Daten aus bildgebenden Verfahren andockt, zum zentralen medizinischen Verwaltungstool in Einrichtungen geworden. Essenziell bei der Eigenentwicklung made in Austria, die auf Microsoft-Technologien basiert, sind Schnittstellen in der Datenübermittlung an die Sozialversicherungen. Es gibt genaue Vorgaben über den technischen Aufbau eines Endbefunds und welche Informationen dieser enthalten sollte. Das Dokument ist „business critial“: Der Arztbrief ist ausschlaggebend, ob die Kosten eines Kuraufenthalts von der Krankenversicherung übernommen werden.
MP2.infomed unterstützt die medizinischen Abläufe vom Zeitpunkt an, wenn ein Patient eine Einrichtung betritt und Erstgespräche mit Ärzten und dem Pflegepersonal führt, bis zu seiner Entlassung und nachfolgende Verwaltungsaufgaben in der Abrechnung. Alle Daten daraus werden strukturiert erfasst. Alle Workflows werden abgebildet, inklusive die Anbindung an ELGA. Bereits über 30 Kunden setzen die Software ein. Als Systemhaus für IT-Infrastruktur und IT-Security zählt MP2 im Gesundheitsbereich sogar über 80 Kunden in ganz Österreich – beim größten privaten Gesundheitsbetrieb in Österreich, dem Moorheilbad Harbach angefangen, über die Klinikum-Austria-Gruppe bis zum Rehabilitationszentrum Münster in Tirol.
Von Verschlüsselung bis Outsourcing
Das Hauptgeschäft bilden weiterhin die Dienstleistungen als IT-Systemhaus mit insgesamt mehr als 300 Kunden quer durch alle Branchen, darunter die Vier Pfoten weltweit, John Harris Fitness, die PremiQaMed Group oder die Konfiserie Heindl. Das Angebot reicht von Security-Infrastruktur mit Authentifizierungslösungen und E-Mail-Verschlüsselung über Serverinfrastruktur und Virtualisierung, der Betrieb von Datenbanksystem vor Ort oder in Rechenzentren. „Am wohlsten fühlen wir uns bei Kunden, bei denen wir alle Bereiche abdecken können – dieses Angebot rund um IT-Infrastruktur, Backend-Software und Web- und App-Entwicklung macht uns einzigartig“, so das Geschäftsführer-Duo.
Derzeit sind 32 Personen bei MP2 beschäftigt. Der Großteil der Mannschaft inklusive das Team einer eigenen Webagentur-Einheit ist am Wiener Standort im 16. Bezirk beschäftigt. Die Softwareentwickler befinden sich im Zwettl in Niederösterreich. Warum Zwettl? „Als gebürtiger Waldviertler kenne ich die Menschen dort gut und weiß, dass viele IT-Experten nach ihrer Ausbildung in Wien oder etwa auch der FH Hagenberg auch wieder zurückwollen, um in der Region zu bleiben und zu arbeiten. Wir bieten an unserem Standort in Zwettl diese Möglichkeit und haben dort im Laufe der Jahre sehr loyale Mitarbeiter gewinnen können“, berichtet Manfred Pascher.
Fachkräfte gesucht
Das Unternehmen sucht dazu auch Entwickler ebenso wie System- und Netzwerkadministratoren mit Erfahrung. Den herrschenden IT-Fachkräftemangel spüren auch die Wahlwiener. „Meist haben wir bei unseren Stellenanzeigen zuerst einmal mit einer großen Menge von Umgeschulten aus Ausbildungszentren zu tun“, berichtet Gerlinde Macho. Für bestimmte Positionen brauche es aber unbedingt auch Berufserfahrung. Denn: Auch im Webbereich geht es in Richtung komplexere Systeme mit Onlineshops, Buchungsabwicklungen und Schnittstellen zu dahinterliegenden Prozessen. So läuft die gesamte Buchungsabwicklung des Maturareisen-Anbieters X-Jam über die Systeme von MP2 - von der Onlineanmeldung bis zu Flug und Zimmerbelegung im Hotel. Der Waldviertler Kunde Pur Organic Foods bietet Bio-Lebensmittel an und wickelt über eine Backendlösung alle Workflows mit den zuliefernden Bauern lokal ab.
Umkämpfter Markt
Und wie sieht die wachsende Konkurrenz durch Werbeagenturen aus, die auch den Onlineauftritt von Unternehmen im Servicepaket bieten? “Wir kommen oft ins Spiel, wenn ein Webprojekt schiefgegangen ist oder sich der Kunde intensiver mit diesem Thema beschäftigt und einen sinnvollen Kriterienkatalog erstellt“, so Pascher. „Gerade die gesetzliche Verpflichtung für barrierefreie Unternehmenswebsites, die Darstellungsformen auf mobilen Endgeräten und auch die Suchmaschinenoptimierung nach technischen Kriterien – ist die Zugriffsgeschwindigkeit passend, ist der Code sauber - das wird die Luft nach oben bei den Anbietern sehr schnell dünn“, plädiert er für eine Zusammenarbeit mit Profis, vor allem sobald ein Webservice auch über Standardanforderungen hinausgeht. Auch wenn Werkzeuge wie Wordpress immer wieder auch für größere Websites gewünscht werden - ab einer bestimmten Größe und Anzahl an Erweiterungen erweisen sich solche Sites schwierig zu warten. MP2 setzt unter anderem auf das Content-Management-System Contao, vormals unter dem Namen TYPOlight bekannt. Das deutsche Open-Source-Projekt ist 2006 mit dem Ziel angetreten, so professionell wie TYPO3 aber einfacher in der Bedienung zu sein. „Das ist gelungen. Wir wickeln gut 90 % unserer Websites damit ab“, so Macho.
Heuer soll noch ein weiterer Standort in Salzburg eröffnet werden. „Noch vor der Steiermark oder Tirol hat sich Salzburg inzwischen zu unserem drittgrößten Markt in Österreich entwickelt. So sind – nur als Beispiel – bereits mehr als zwei Drittel der Gesundheitsbetriebe in Bad Gastein Kunden von MP2“, betont die Branchenexpertin. „Je weiter man von Wien entfernt agiert, desto einfacher ist es, wenn man Standorte nahe bei den Kunden hat.“