Ursprünglich war Christoph Badelt als Chef des Instituts für Höhere Studien (IHS) im Gespräch. Nun übernimmt der WU-Rektor überraschend die Leitung des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo).
Früher zerfiel Österreich in eine rote und eine schwarze Reichshälfte. Seit einiger Zeit verschwimmen diese Grenzen. Nun tritt mit Christoph Badelt ein deklarierter Bürgerlicher an die Spitze des bisher eher »roten« Wifo. Als er im September 2015 das Zepter der WU Wien an Edeltraud Hanappi-Egger übergab und sich in ein Sabbatical verabschiedete, galt er noch als fixer Anwärter für den Chefposten am »schwarzen« IHS.
Obwohl: Badelt sprach sich zwar für Zugangsbeschränkungen aus, stieß aber als Befürworter der Gesamtschule die ÖVP vor den Kopf. Von Parteipolitik wollte er sich in der 13-jährigen Amtszeit als Rektor der Wirtschaftsuniversität ohnehin nie vereinnahmen lassen. Mit den wechselnden Wissenschaftsministern beider Lager stritt er verbissen und erfolgreich um mehr Ressourcen: Der neue Campus am Prater wurde zum Vorzeigeprojekt.
Auch als Vorsitzender der Universitätenkonferenz (2005–2009) nahm sich der widerborstige Sozialforscher kein Blatt vor den Mund. Er wandte sich gegen Frauenquoten, setzte dafür drei Vizerektorinnen ein. Badelt ist Professor für Sozialpolitik und profilierte sich mit Arbeiten über den Wohlfahrtsstaat. 1999 wurde er zum »Wissenschafter des Jahres« gewählt.
Als Wifo-Chef muss der 65-Jährige Forschungsaufträge aus Wirtschaft und Politik an Land ziehen, um den Betrieb mit rund 100 Mitarbeitern zu finanzieren. Scharfe Kritik kommt jedoch bei den Geldgebern weniger gut an. Langen Atem wird der passionierte Läufer aber auch hier brauchen.