Inventur => zukunftsorientiert Bewerten => Beenden => Wert erhalten => Wert erhöhen => Ergänzen => enge Bindungen => Schattenseiten => Unternehmen = Bündel von Verträgen
=> Enttäuschungen => Verantwortung. Eine Glosse von Johann Risak.
Nach den Tagen der Erwartung beginnt nun die Zeit der »Bilanzierung«. Bilanzierung und »Inventuren« gehören zusammen. In dieser Glosse möchte ich die Leserinnen und Leser zu einer besonderen Art der Inventur anleiten.
Zu einer Inventur gehören
>> Aufnahme von etwas Bestehendem
>> zukunftsorientierte Bewertung und
>> Überlegungen, ob das Bestehende beendet, im Wert erhalten, im Wert erhöht oder ergänzt werden soll.
Im Lauf des Zusammenlebens in der Familie, mit Freunden, in und für Unternehmen werden immer wieder enge Verbindungen, die nicht nur Licht-, sondern auch Schattenseiten haben, eingegangen. Diese haben, ob befristet oder unbefristet, Nachwirkungen im kommenden Jahr und in den Folgejahren. Sie binden uns im positiven und im negativen Sinn. Als eng sollen solche Verbindungen angesehen werden, die nur schwer gelöst werden können. Wir verlassen uns auf diese, investieren in diese und fühlen uns verlassen, wenn wir uns auf diese nicht mehr verlassen können.
Unternehmen, da sie ein von Menschen geschaffenes Gebilde darstellen, können als ein mehr oder weniger geordnetes und gewartetes Bündel von Verträgen (Bindungen) im weitesten Sinn des Wortes angesehen werden. Dieses begründet Erwartungen, die erfüllt, nur zum Teil oder nicht erfüllt werden. Je mehr wir uns verlassen, desto mehr fühlen wir uns gestört (zerstört), wenn sie nur teilweise oder nicht erfüllt werden. Dies gesagt, kondensieren wir das bisher Gesagte auf eine Frage:
Welche durch Verträge und/oder Handlungen entstandenen engen Verbindungen können bei deren Wegfall oder Mindererfüllung mein Schicksal oder jenes des Unternehmens wesentlich negativ beeinflussen? Mit der Inventur der engen Verbindungen erfassen wir den derzeitigen Bestand, um ihn dann zu bewerten und von dieser Bewertung bewusst beendende, weiterführende und ergänzende Maßnahmen abzuleiten. Mit der Erfassung wird der erste Schritt zur Ermöglichung einer bewussten Gestaltung der engen Verbindung gemacht und gleichzeitig die Verantwortung zu deren Beendigung, Weiterentwicklung und Ergänzung begründet. Auch hier gilt der Satz: Wer seinen Einflussbereich nicht selbst gestaltet, dem wird er von anderen gestaltet, die dann auch dominant ihre Zielsetzungen einbringen.
Damit beginnen aber bald die Schattenseiten von engen Verbindungen, wie Verminderung des Selbstgestaltungsraumes, Fremdbestimmtheit, Erstarrung, Unbeweglichkeit, Verminderung der Attraktivität für andere, Notwendigkeit der Akzeptanz von Minderleistungen bis zum Verfall hin, zu wirken.
Dem Autor dieser Glosse ist es durch eine Befragung am 6. Österreichischen IT & Beratertag am 27.11.2008 gelungen, die Unternehmenslandschaft in Österreich im Hinblick auf die Beschreibung von besten, durchschnittlichen (mittelmäßigen) und schlechten Unternehmen zu erkunden und darauf aufbauend exemplarisch einen Weg von der Exzellenz bis zum Verfall in zwölf gut unterscheidbaren Stufen darzustellen. Das Bewusstmachen der möglichen Schattenseiten des Erfolgs — zu welchen sicherlich auch viele enge Verbindungen, die zu Blockierungen, Nachlassen der Anstrengungen, Unachtsamkeiten, falschen Sicherheitsgefühlen usw. führen, gehören — begründet die Verantwortung zu deren Beachtung.
Topunternehmen beherrschen diese Schattenseiten von engen Verbindungen über längere Zeiträume als mittelmäßige und schlechte. Der Titel des in der Jännerausgabe 2009 erscheinenden diesbezüglichen Beitrages lautet: »Was Topunternehmen gegenüber mittelmäßigen auszeichnet«.